Der Altweibersommer ist eine spätsommerliche Schönwetterperiode, die uns meistens zwischen Mitte/Ende September und Mitte Oktober noch ein paar sonnige und warme Tage oder sogar Wochen beschert.
Meteorologen bezeichnen mit diesem Begriff also eine beständige Hochdruck-Wetterlage, mit fast windstillen Tagen und kühlen und klaren Nächten, die sich besonders häufig zu dieser Zeit einstellt. Die Schönwetterlage entsteht durch das Angleichen der Temperaturen von Land und Wasser, was geringe Luftdruckunterschiede zur Folge hat.
Den Begriff Altweibersommer gibt es etwa seit 1800, als das Jahr noch in eine Winter- und eine Sommerhälfte eingeteilt wurde. Der Altweibersommer ist ein bekannter Witterungsregelfall, zu denen auch die Hundstage, die Eisheiligen und die Schafskälte gehören. In Schweden wird dieses Wetterphänomen übrigens als „Birgitta-Sommer“ bezeichnet und die Amerikaner nennen es „Indian Summer“.
Wir denken bei dem Begriff Altweibersommer natürlich auch an mit Tautropfen benetzte Spinnenweben, die in der Morgensonne zwischen den Zweigen funkeln. Namensgeber sind nämlich nicht alte Frauen, sondern kleine Jungspinnen. Bei dem hohen Luftdruck weben (altdeusch: weiben) sie ihre Flugfäden und lassen sich daran durch die Luft treiben. Sie tun dies übrigens, um ein eigenes Revier zu finden. Ein weiteres Phänomen ist die plötzlich eintretende Laubverfärbung, die durch die großen Temperaturschwankungen von Tag und Nacht ausgelöst wird. Ein Hauch von Melancholie hängt in der Luft, denn die warmen Tage sind gezählt und Herbst und Winter stehen vor der Tür.
TEXT: Victoria Wegner
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