Das Rauschen der Blätter im Wind, die zwitschernden Vögel, das ganz besondere Licht und natürlich das Gefühl der Freiheit: Jung und alt werden von Baumhäusern gleichermaßen fasziniert. Für Kinder ist es vor allem ein Ort der Freiheit und des Abenteuers, weit entfernt von den aufmerksamen Augen der Eltern. Doch auch Erwachsene verbindet eine meist kindliche Sehnsucht mit dem Gedanken an die Häuser in den hohen Wipfeln. Damit der Wunsch nach dem eigenem „Heim in der Höhe“ realisiert werden kann, sollten bei der Planung einige Aspekte bedacht werden. Denn durch eine sichere, baumschonende und langlebige Konstruktion wird das eigene Baumhaus zu einem Projekt, das nicht nur ein kurzes Abenteuer bedeutet.
Welche Bäume sind geeignet?
Bei der Suche nach einem geeignetem Baum für ihr persönliches Luftschloss sollten Sie zunächst auf die Art des Baumes achten. Am besten eignen sich Eichen und Buchen, da sie langsam wachsen und oft gut verzweigt sind. Aber auch Wallnussbäume, Linden, Eschen, Kastanien und Weiden sind mögliche Kandidaten für Ihren Baumhausbau. Kiefern und Tannen bieten sich an, wenn eine Konstruktion zwischen mehreren tragenden Bäumen errichtet werden soll. Ein weiteres Auswahlkriterium ist die Gesundheit ihres Anwärters. Diese erkennen sie am besten an den Wurzeln, am Geäst oder am Stamm. Prüfen sie den Stamm auf Hohlräume und suchen sie den Baum nach toten Ästen oder Faulstellen ab. Auch das Alter spielt eine Rolle, denn nur ausgewachsene, aber dennoch nicht zu alte Bäume können der zusätzlichen Belastung standhalten. Falls ihnen Zweifel an der Standfestigkeit kommen, ziehen sie am Besten einen Experten zu Rate, der ihnen bei statischen Fragen zur Seite steht.
Welche Bau-Möglichkeiten gibt es?
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um den Traum vom eigenen „Reich in der Höhe“ individuell und baumgerecht zu verwirklichen.
Eine der neusten Varianten ist die Schraubmethode. Hierfür werden nur wenige, aber dafür besonders belastbare „Garnier-Schrauben“ in den Baum getrieben. Sie fungieren sozusagen als zusätzlicher Ast. Die langen Bolzen haben einen Durchmesser von 3 cm und sind besser als viele kleine Nägel, die dem Baum mehr schädigen würden.
Als besonders baumfreundlich hingegen hat sich die Klemmmethode erwiesen. Eine verstellbare Metallmanschette, gepolstert mit Neopren- oder Kautschukmatten, wird um den Stamm gelegt und festgespannt. An der Manschette befinden sich sogenannte Trägerschuhe, an denen Stützbalken der Plattform befestigt werden können. Wichtig bei dieser Variante ist die regelmäßige Wartung, damit der Baum nicht abgeschnürt wird.
Eine weitere Möglichkeit ist das Abstützen des Baumhauses mit Balken von unten. Entweder wird es dann ein reines Stelzenhaus oder man verbindet die Stützmethode mit einer der anderen Bauvarianten. Vor allem zum Abstützen von Balkons eignet sich diese Bauweise. Da der Baum jedoch immer in Bewegung ist und dies zu Spannungen innerhalb der Konstruktion führen kann, sollte ein Fachmann hinzugezogen werden.
Besonders ausgefallen ist die Hängemethode, bei der das Baumhaus an Stahlseilen oder Textilschlaufen in stabile Astgabelungen gehängt wird. Ohne weitere Fixierung schwingt das Baumhaus dann im Wind. Je nach persönlicher Vorliebe kann man es mit Balken auch etwas fixieren.
Was ist das beste Material für ihr Baumhaus?
Die Trägerkonstruktion ist ein elementarer Bestandteil ihres luftigen Heims. Eine kleine Investition in langlebiges Lärchenholz oder alternativ Robinienholz zahlt sich daher aus. Beide Hölzer sind wetterresistent, nicht zu schwer und auch hübsch anzusehen. Die nicht-tragenden Teile können hingegen auch aus Fichtenholz konstruiert werden, um das Gewicht des Häuschens nicht zu groß werden zu lassen.
Alle Schraube die mit dem auserwähltem Baum in Berührung kommen, sollten aus Edelstahl und rostfrei sein.
Das Dach sollte genügend Gefälle besitzen, damit Schnee und Wasser leicht abfließen oder abrutschen kann. Ein überstehender Dachvorstand ist auch eine gute Sache, weil es die Wände vor frühzeitiger Verwitterung schützt. Generell können Sie dann auf Holzschutzmittel verzichten, ansonsten helfen diffusionsoffene Anstriche, die das Baumhaus auch farblich aufpeppen können.
Um das Häuschen von oben komplett abzudichten, sollten Sie zu Holzschindeln, Dachpappe oder Teichfolie greifen.
Witterungsbeständige Kunstfaserseile in Hanfoptik eignen sich gut für Geländer oder Strickleitern und minimieren das Gewicht des Baumhauses.
Welche Treppe ist die Passende?
Eine typische, aber auch sehr wackelige Zugangsmöglichkeit ist die Strickleiter. Vor allem Kinder sind begeistert von dieser abenteuerlichen Weise, das Häuschen zu erklimmen.
Solider und komfortabler ist dagegen die Sprossenleiter oder alternativ eine Kletterwand. Aber auch Wendeltreppen oder Treppen in gerader Form eignen sich für den Aufstieg in die Höhen. Sie sind jedoch aufwändiger in der Konzeption und oft kostspielig. Auf jeden Fall wichtig bei allen Zugangsvarianten ist die Absicherung durch Querstreben oder Balken, um das Abstürzen nach hinten zu verhindern. Sicherheitshalber kann der Boden mit Kies oder Hackschnitzeln ausgestreut werden, um eventuelle Stürze zu federn. Für einen schnellen und spektakulären Abgang bieten sich eine Feuerwehrstange oder eine Rutsche an.
Außerdem praktisch: der traditionelle Flaschenzug. Um Proviant oder Gepäck zu transportieren ist er eine große Hilfe.
Und nun kann es los gehen…
Ob vollständig selbstgebaut oder eine Konstruktion vom Profi : ein Baumhaus ist und bleibt eine persönliche Herzensangelegenheit. In beiden Fällen sollten sie genügend Zeit für Planung und Umsetzung einrechnen, und sich auch auf anfallende Kosten gefasst machen. Der Bauprozess ist oft von Dauer, vor allem wenn alles selbst gemacht und geplant wird. Doch dafür wird man belohnt mit dem einzigartigen Gefühl von Abenteuer und Stolz, wenn man das erste Mal aus seinem Heim in luftiger Höhe blicken kann und sich fühlt wie ein kleiner Pirat der Lüfte.
TEXT: Merle Hildebrandt
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