Man stelle einem beliebigen Menschen die Aufgabe, drei Obstsorten zu nennen. Mit Sicherheit wird der Apfel eine davon sein. Denn kaum eine andere Obstsorte wird speziell in unseren Gegenden so gern gegessen und so viel in der Küche verwendet wie der Apfel. Ob Ernte, Apfelmuszubereitung oder Apfelkuchen backen: Äpfel sorgen für viel Spaß und gemeinsame Aktivitäten. Und auch bei den Inhaltsstoffen muss sich der Apfel nicht verstecken. Mit hohem Vitamin-Gehalt punktet er, was sicher auch zum Spruch „An apple a day keeps the doctor away.“, geführt hat.
Anbau – Wie geht das?
Apfelbäume benötigen genügend Platz, um zu kräftigem Wachstum zu kommen. Können Sie damit nicht dienen, dann erkundigen Sie sich nach etwas schwächer wachsenden Sorten; auch diese gibt es. Bevor der Apfelbaum gepflanzt wird, ist es wichtig, den gesamten Boden tiefgründig aufzulockern.
Sofern Sie mehr als einen Baum anbauen können, ist es empfehlenswert, unterschiedliche Sorten zu wählen, damit diese als Pollenspender dienen können. Hierfür besonders geeignet sind zum Beispiel „Gloster“ und „Cox Orange“.
Standort – Wo am besten?
Der Boden sollte nährstoffreich, am besten angereichert mit Humus, lehmig und leicht feucht sein. Der Standort kann entweder in der Sonne oder aber im Halbschatten liegen. Von sehr schattigen Plätzen ist allerdings abzuraten. Sie sollten vorher einen Platz von ungefähr 20 Quadratmetern sowie eine Höhe von 5 bis 8 Metern veranschlagen.
Pflege – Was ist zu tun?
Wird es im Sommer warm, müssen Sie Ihren Baum regelmäßig gießen. Denn speziell in der Anfangszeit, kann zu lange Dürre schnell gefährlich werden. Ansonsten ist es wichtig, einen fachgerechten Baumschnitt durchzuführen und das regelmäßig. Wenn Sie Ihren Apfelbaum darüber hinaus noch gut pflegen wollen, dann Mulchen Sie die Baumscheibe.
Ernte – Was ist zu beachten?
Die Apfelernte beginnt sorten- und wetterabhängig im Juli und reicht dann bis Oktober und teilweise sogar noch bis November. Pflücken Sie die Früchte einzeln mit der Hand ab. Wenn Äpfel reif sind, dann lassen sie sich leicht mit dem Stil vom Ast lösen. Planen Sie, Ihre Äpfel direkt zu Saft weiterzuverarbeiten, dann können die Früchte auch einfach vom Baum geschüttelt werden. Generell sind Äpfel als Naschobst geeignet, können aber auch zu Kuchen, Kompott, Apfelmus, Gelee, Saft, Wein, Bratäpfeln oder Dörrobst weiterverarbeitet werden. Wenn Sie Ihre Ernte einlagern wollen, achten Sie darauf, dass die Temperatur nicht unter 4° C fallen sollte.
Botanik – Was ist das eigentlich für eine Pflanze?
Beim Apfel handelt es sich um ein Kernobst aus der Familie der Rosengewächse. Er überzeugt einerseits natürlich mit leckeren und gesunden Früchten, ist aber besonders in der Blütezeit auch optisch ein wahres Highlight. Botanisch gesehen handelt es sich um einen sommergrünen Baum, der freistehend eine Höhe von ungefähr acht bis fünfzehn Metern erreicht und eine ausladende Baumkrone ausbildet. Die Blätter des Apfelbaums sind oval und an den Rändern gezähnt. Die fünfzähligen Blüten sitzen zu mehreren an Kurztrieben und erstrahlen in einem zarten Rosa mit weißem Grund. Kommt es zur Befruchtung, werden die Fruchtblätter vom Blütenboden umwachsen, sodass nur noch ein Teil der Griffel mit den Narben hervorschaut. Zu jedem Fruchtblatt gehören zwei Samenanlagen, die später zu Kernen werden.
Kulturgeschichte – Wie kam der Apfel zu uns?
Der Apfel bringt als beliebter Gartenbewohner eine lange Kulturgeschichte mit sich. Man blickt zurück auf 2000 Jahre, denn immerhin haben bereits die alten Römer etwas über die Kultivierung von Äpfeln dokumentiert. Es ranken sich unzählige Geschichten, Mythen und Legenden um diese beliebte Frucht. So wird vielfach erzählt, dass Eva im Garten Eden in die Frucht der Erkenntnis biss, die häufig als Apfel dargestellt wird. Ein Apfel soll auch nach dem „Urteil des Paris“ den Trojanischen Krieg ausgelöst haben. Weiterhin spielte er eine Rolle bei der Erfindung der Schweiz mit Wilhelm Tell und bewies schließlich die Schwerkraft, indem er Isaak Newton auf den Kopf fiel.
Da kommt schnell die Frage auf, woher diese Wunderfrucht überhaupt kommt. Forscher vermuten, dass bereits vor rund 10.000 Jahren Äpfel im heutigen Kasachstan wuchsen. Auch wenn sie mit unseren saftigen Früchten von heute nicht viel gemein hatten, begannen die Menschen sie zu handeln. So gelangten die ersten Äpfel über dieselben Handelswege wie Seide und Gewürze ans Schwarze Meer. Dort begannen erst die Griechen und später die Römer, sie gezielt zu kultivieren und schmackhafter zu machen.
Sorten – Welche sind empfehlenswert?
Den Apfel gibt es in einer unglaublichen Sortenvielfalt. Zum besseren Überblick werden diese in Sommer-, Herbst- und Wintersorten unterteilt. Hier einige Beispiele:
Sommersorten:
- Piros: Erntezeit Juli/August; gut haltbar
- Weißer Klarapfel: Erntezeit Juli/August; nicht zu lange lagern
- James Grieve: Erntezeit ab August; etwas haltbar
- Jamba: Erntezeit ab August; nicht lange haltbar
- Retina: Erntezeit im September/Oktober; gut haltbar; robust gegenüber Krankheiten
- Summerred: Erntezeit im September/Oktober; mildes Klima und nährstoffreicher Boden benötigt
Herbstsorten:
- Roter Herbstkalvill: Erntezeit Ende September; genussreif ab Oktober
- Jakob Fischer: starkwüchsig; Erntezeit ab September; bis November haltbar; robust
- Geheimrat Oldenburg: Erntezeit ab September; bis November haltbar
- Gravensteiner: starkwüchsig; Erntezeit ab September; bis Dezember haltbar
- Elstar: Erntezeit ab Ende September; haltbar bis Januar
- Florina: Erntezeit ab Oktober; bis Januar haltbar
- Prinz Albrecht von Preußen: Erntezeit ab September; genussreif ab November; haltbar bis Januar; robust
- Berner Rosenapfel: Erntezeit ab Ende September; genussreif ab November; haltbar bis Februar; starkwüchsig
Wintersorten:
- Goldparmäne: Erntezeit ab September; genussreif ab Oktober; bis Januar haltbar
- Weißer Winterglockenapfel: Erntezeit ab Oktober; mildes Klima und nährstoffreiche Böden benötigt; genussreif ab Januar; haltbar bis Februar
- Kaiser Wilhelm: Erntezeit im September/Oktober; ab Dezember genussreif; haltbar bis März; robust
- Berlepsch: Erntezeit ab Oktober; genussreif ab November; haltbar bis März
- Bittenfelder: selbstbefruchtend; starkwüchsig; Erntezeit im Oktober/November; genussreif ab Dezember; haltbar bis März; für Apfelsaft optimal
- Cox Orange: optimal als Pollenspender; Erntezeit ab Mitte September; genussreif ab Oktober; haltbar bis März
- Roter Boskoop: starkwüchsig; Erntezeit ab Oktober; genussreif ab Dezember; haltbar bis April
- Jonagold: Erntezeit ab Oktober; genussreif ab November; Lagerung bis Mai
- Korbiniansapfel: robust; Erntezeit ab Ende Oktober; genussreif ab Dezember; Lagerung bis Mai
- Gloster: Erntezeit im Oktober; genussreif ab November; Lagerung bis Mai
- Rheinischer Bohnapfel: Erntezeit ab Ende Oktober; genussreif ab November; Lagerung bis Juni; optimal für Apfelsaft
TEXT: Carina Naeve