Der Praxisratgeber für den Bauerngarten zeigt wie Sie Ihr Gemüsebeet rund ums Jahr bewirtschaften. Fundierte Tipps und traditionelles Wissen für jedermann!
Planmässige Bewirtschaftung eines Gemüsegartens
Die gute Nachricht vorneweg, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Gemüse erfolgreich anzubauen.
Vor über 60 Jahren wurde in den Landwirtschaftsschulen noch die Gleichkultur gelehrt. Gleichkultur bedeutet, dass immer eine Gemüseart alleine auf einem Beet steht. Die Bepflanzung rutschte dann jedes Jahr ein Beet weiter. Die Familien waren groß, es war wichtig, viel Gemüse aus dem Garten zu ernten. Gleichzeitig waren die Speisezettel nicht so vielfältig, so dass eher wenige Kulturen angebaut wurden.
Einige Jahre später wurde es dann üblich, bestimmte Pflanzengemeinschaften zu kombinieren: eine sogenannte doppelte Gleichkultur. Man machte sich den positiven Effekt auf Wachstum und Schädlingsabwehr zunutze. Viele dieser Kombinationen haben sich bewährt und werden heute noch gerne unverändert angebaut, so die Gemeinschaft von Zwiebeln (wehren Möhrenfliegen ab) und Karotten (halten Zwiebelmotten fern). Salat, zwischen Radieschen ausgesät, hilft bei Erdflöhen. Auch Sellerie und Lauch bilden eine bewährte, abwehrende Gemeinschaft.
Noch weitere Jahre später erreichten die Erfahrungen, die Gertrud Franck zu Gemüseanbau-Systemen veröffentlichte, fast Kultstatus. Sie ist die Pionierin der Mischkultur. Ihre jahrzehntelangen Versuche und Erfahrungen wurden im Gartenbau weitergegeben. In ihrem ausgeklügelten Reihenmischkulturverfahren werden die verschiedenen Gemüsearten nach Kulturdauer und Pflanzenart in drei verschiedene Gruppen (Haupt-, Neben- und Kurz- oder Zwischenkulturen) eingeteilt. Diese werden nach einer bestimmten Reihenfolge unter besonderer Beachtung der positiven Wirkung der Kulturen nacheinander gesät und gesetzt. Durch Spinateinsaaten im Frühjahr wird der Garten gegliedert und der Boden verbessert. Unter Berücksichtigung dieser umfassenden Erfahrung haben viele Gärtner mit der Zeit das Prinzip auf ihre Bedürfnisse und Gegebenheiten abgewandelt.
Mischkultur ist nicht gleich Mischkultur
Nun es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Prinzip der Mischkultur in unsere Gärten zu bringen. Wie bei allem im Leben, gibt es immer zwei Seiten. Jede Anbaumethode und jeder Anbauplan haben Vor- und Nachteile. Es gibt keine einzig wahre Anbaumethode. Machen Sie das, was Ihnen am einfachsten und praktikabelsten erscheint. Vor allem sollte es Ihren Bedürfnissen angepasst sein, sonst macht es keinen Spaß und der Erfolg bleibt aus.
Mit dieser Erkenntnis habe ich mich seinerzeit daran gemacht, ein eigenes, einfaches System zu entwickeln, das ohne große Vorkenntnisse funktioniert, sich dem jeweiligen Bedarf anpasst und beliebig ausgebautoder erweitert werden kann. Getreu dem Spruch von Bruce Lee: „Nimm an was nützlich ist, lass weg was unnütz ist und füge das hinzu was dein Eigen ist.“
Diese Faktoren sollten Sie berücksichtigen:
– Bodenmüdigkeit vorbeugen durch Fruchtfolge und Abwechslung in der Familienzugehörigkeit
– Abwechselnd unterschiedliche Wurzeltiefen, Flach- und Tiefwurzler
– Unterschiedliche Nährstoffansprüche der Pflanzen
– Unterschiedliche Wuchshöhen und -formen
– Bodenbeschattungen durch dichte Pflanzungen und Mulch
Gut zu wissen
Mischkultur ist eine Anbaumethode von Pflanzenkombinationen, die auf wenig Platz die Bodennährstoffe optimal ausnützen, sich gegenseitig vor Schädlingen schützen und durch verschiedene Höhenstaffelungen ein gutes Kleinklima schaffen.
Einen Garten oder ein Stück Land über Jahre für den Gemüseanbau zu nutzen, erfordert eine überlegte und planvolle Vorgehensweise.
Auf einer meist überschaubaren Fläche wird kontinuierlich, im besten Fall das ganze Jahr über, Gemüse und Salat angebaut. In den ersten 2 bis 3 Jahren gelingt fast alles, egal, welche Arten nebeneinanderstehen. Davon berichten begeisterte Erst-Hochbeetgärtner, Besitzer von neu angelegten Gemüsegärten oder auch Saisongärtner mit gemieteten, bereits bepflanzten Gemüsebeeten in Stadtnähe.
Der Grund ist ganz einfach: Der Boden dieser Gartenstücke ist frisch, Bodenmüdigkeit ist noch kein Thema. Diese entsteht erst, wenn jahrelang auf einem Stück Land immer wieder die gleiche Kulturart (Gemüsesorten) angebaut wird. Jede Kulturart hat bestimmte Anforderungen und Nährstoffansprüche an den Boden.
Werden immer dieselben Arten angebaut, kommt es zu Kümmerwuchs, erhöhtem Schädlingsbefall, Mangelerscheinungen und Ernteausfällen. Um einer Bodenmüdigkeit vorzubeugen, ist es wichtig, auf eine jährliche Fruchtfolge, auch Fruchtwechsel genannt, zu achten.
Im Prinzip ist dies ganz einfach zu erreichen, indem mehrere unterschiedliche Kulturarten verschiedener Familienzugehörigkeiten miteinander und nebeneinander wachsen. Die einfache Lösungsformel für fast alle Anbauprobleme heißt: Vielfalt.
Gut zu wissen
Während Fruchtfolge die zeitliche Abfolge verschiedener Gemüsearten auf einem Beet bezeichnet, bezieht sich der Begriff Mischkultur auf einen räumlichen Wechsel unterschiedlicher Arten. Für ein gesundes Pflanzenwachstum und möglichst große Vielfalt ist die Kombination beider Systeme ideal.
Copyright: Text: Walburga Schillinger, Charlotte Pohse, Bauerngartenglück © 2019, Verlag E. Ulmer, Stuttgart
Alle Rezepte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Verlag E. Ulmer,
Walburga Schillinger, Charlotte Posse
Bauerngarten Glück
Preis: € [D] 29,95
ISBN 978-3-8186-0654-1
Was muss diesen Monat in den Boden? Wie lange sind die Samen keimfähig? Was tun bei Spätfrost? Auf all diese Fragen hat Walburga Schillinger aus ihrer langjährigen Erfahrung als Selbstversorgerin und Bauerngärtnerin eine Antwort.