Menschen und Bäume pflegen seit Jahrtausenden eine Beziehung der besonderen Art. Bäume waren nicht nur Bau- und Brennholz. Sie spendeten auch Medizin, Nahrung, Schutz und Zuflucht. Hier stellen wir Ihnen einige spektakuläre Baumrekorde vor.
Der höchste Baum der Welt ist derzeit ein Küsten-Mammutbaum (Sequoia sempervirens) im Redwood-Nationalpark in Kalifornien. Er trägt den Namen „Hyperion“ und erreicht 115,6 Meter Wuchshöhe. Seinen Namen verdankt er einem Titan aus der griechischen Mythologie, einem Sohn von Uranos (Himmel) und Gaia (Erde). Zum Vergleich: Das Straßburger Münster hat eine Höhe von 142 Metern.
Der höchste Baum Deutschlands, eine Douglasie, steht im Freiburger Stadtwald und erreicht eine Höhe von 66,5 Metern.
Der dickste Baum ist eine Sumpf-Zypresse (Taxodium mucronatum) in Mexiko. Der etwa 1500 Jahre alte, „El Gigante“ genannte Baum hat einen Stammdurchmesser von 14 Metern und einen Umfang von über 46 Metern. Man erzählt sich die Legende, ein aztekischer Priester habe ihn zu Ehren der Schöpfergottheit Ehecatl gepflanzt. Neben dem Kultbaum wurde später eine Kirche gebaut.
Der mächtigste und zugleich schwerste Baum der Erde ist ein Riesen-Mammutbaum ( Sequoiadendron giganteum) in Kalifornien. Der „General Sherman Tree“ ist etwa 2500 Jahre alt und hat ein Gesamtvolumen von sage und schreibe 1490 Kubikmetern. Er ist 84 Meter hoch und hat einen Umfang von 31 Metern.
Der älteste Baum ist eine Langlebige Kiefer (Pinus longaeva). Sie steht zusammen mit mehreren ähnlich alten Exemplaren in den White Mountains in Kalifornien. Sie sind alle über 4500 Jahre alt, wobei man den Rekordhalter auf über 5000 Jahre datiert. Über 4000 Jahre alt sind einige Tamrit-Zypressen (Cupressus dupreziana) in Algerien. Der älteste deutsche Baum ist vermutlich eine Linde, deren Alter man auf etwa 1200 Jahre schätzt. Sie stand also schon zur Regierungszeit Ludwigs des Frommen (778 – 840), dem Sohn und Nachfolger von Karl dem Großen.
Die ältesten Wurzelsysteme sind eine Besonderheit. Denn es gibt Bäume, die zwar selbst noch nicht so alt sind, deren Wurzelsystem jedoch ein unglaubliches Alter erreicht. Während der Baum immer wieder abstirbt, bleibt das Wurzelsystem intakt und treibt wieder neue Stämme aus. Man nennt diese Bäume Klonbäume, da die oberirdischen Stämme mit dem alten Wurzelsystem genetisch identisch sind. So wurden in Schweden Wurzelteile einer Gemeinen Fichte (Picea abies) auf 9550 Jahre datiert. Der oberirdische Ableger des Baumes ist dagegen „nur“ 380 Jahre alt. Die Fichte steht in der Provinz Dalarna in der Nähe zur norwegischen Grenze und trägt den Namen „Old Tjikko“. Der Entdecker hat sie nach seinem verstorbenen Hund getauft. Neben solchen individuellen Klonbäumen wie „Old Tjikko“ gibt es auch Klonkolonien, also eine ganze Gruppe von Bäumen mit einem gemeinsamen Wurzelsystem. Mindestens 10 500 Jahre alt ist das Wurzelgeflecht eines Waldes der „Huon Pine“ (Lagarostrobos franklinii) in Tasmanien. Aus dem uralten Wurzelsystem dieser Kiefernart sprießen immer wieder genetisch identische Bäume. Die ältesten von ihnen sind über 2000 Jahre alt.
Die älteste Baumart der Erde ist übrigens der Ginkgo (Ginkgo biloba). Charles Darwin nannte ihn ein „lebendes Fossil“, da er sich seit seiner Entstehung vor vielen hundert Millionen Jahren nicht verändert hat. Die winterhärtesten Bäume der Welt sind die Dahurische Lärche (Larix gmelinii) und die Japanische Zwergkiefer (Pinus pumila). Sie widerstehen unglaublichen Temperaturen von – 72 °C.
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Die Texte in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Rudi Beiser
Baum und Mensch
ISBN: 978-3-95453-104-2
Preis: EUR [D] 29,90 | EUR [A] 30,80 | CHF ca. 37,50
Verlag: Eugen Ulmer
Rudi Beiser lädt mit „Baum und Mensch“ (Verlag Eugen Ulmer) dazu ein, die größten Lebewesen der Erde, die Bäume, neu kennenzulernen. Er teilt dabei seinen unvergleichlichen Wissensschatz und nimmt mit auf eine spannende Reise durch Wald- und Kulturgeschichte, Mythen und Legenden, Brauchtum und Heilkunde. So können Bäume weit mehr als man bisher vermutet. Sie stehen über Duftstoffe, Wurzelwerk und Pilzgeflecht in intensivem Austausch. Der Autor beleuchtet in 34 mehrseitigen Portraits die wichtigsten heimischen Baumarten, von der filigranen Birke über die ehrwürdige Eiche bis zur dunklen Tanne, und verrät besondere Rezepte zu Baum-Heilmitteln und Baum-Genüssen.