Großbritannien und Irland sind von mehr als 6000 kleinen Inseln umgeben, 100 davon sind unbewohnt. Dort wo Menschen leben, gibt es Gärten: Leuchtturm-Gärten, mediterrane Oasen, windumtoste Gärten mit knorrigen, alten Bäumen und Parkanlagen rund um historisch bedeutsame Schlösser und Klöster. Gartenliebhaber aus der ganzen Welt pilgern jährlich zu den Scilly-Inseln, den schottischen Hebriden, den Kanalinseln, den Orkney-Inseln und zur Isle of Wight, um die dortigen Garten-Schönheiten zu bewundern.
The Quoy of Houton – Mainland
Im Jahr 2017, eine Woche vor der Eröffnung des Gartens von Caroline und Kevin Critchlow in der Nähe der Gemeinde Orphir, die über der Bucht von Scapa Flow thront, erreichte ein Orkan aus Nordwesten die Insel. Drei Tage lang wütete der Sturm mit Windstärken von 80 bis 96 Kilometern pro Stunde. Derartige Ereignisse sind auf den Orkneys die raue Wirklichkeit – vor allem, was Gärten mit Seeblick angeht. Unbeeindruckt ersetzte Caroline danach die zerstörte Vegetation aus der Reservekultur ihres Frühbeetkastens und mit Pflanzen einheimischer Gärtnereien. Ihrer Meinung nach gibt es nur zwei mögliche Gartenphilosopien auf den Orkneys: Entweder man pflanzt einen Schutzgürtel aus Bäumen und kultiviert seinen Garten dahinter oder man möchte einen Garten mit Seeblick und nimmt dabei in Kauf, dass er – wie im Falle des Quoy of Houton – den Elementen ausgesetzt ist. In diesem Fall muss man sich darauf einstellen, dass man stetig einen Teil der Pflanzen ersetzen muss.
Im Quoy of Houton umschließen Mauern aus dem 18. Jahrhundert ein Areal, das vor der Ankunft der Critchlows im Jahr 2007 noch nie als Garten genutzt worden war. Das Paar verbrachte seine Hochzeitsreise auf den Orkneys und beschloss dabei den Rest ihres Lebens hier zu verbringen. Den Garten gestaltete es in einem Zug, wobei Kevin Critchlows seine landwirtschaftlichen Kenntnisse und sein Geschick beim Bau von Bruchsteinmauern sehr gelegen kamen. Caroline und Kevin verbauten 100 Tonnen Steine und legten in der Gartenmitte ein rechteckiges Wasserbecken als Blickfang an.
Meeresbewohner
Das Wasserbecken wird durch eine Brücke in der Mitte gegliedert. Das Gartentor dient nicht dazu, Wild und Kaninchen abzuhalten, sondern Seeotter, die sich sonst am Fischbestand des Teichs gütlich tun würden. Feuchtigkeitsliebende Primeln, wie man sie viel in schottischen Gärten findet, gedeihen hier nicht besonders gut, umso liebevoller werden sie gepflegt. Die Blumenrabatten wurden im Schutz der Mauer mithilfe des Aushubs vom Bau des Wasserbeckens wie Hochbeete höher angelegt. Dadurch kommen die Pflanzen in den Genuss von durchlässigen Boden. Zunächst wurden vor allem Pflanzen angesiedelt, die auf den Orkneys problemlos gedeihen. Dazu gehören Weiden (Salix), Frauenmantel (Alchemilla mollis), Montbretien, Libertia und Schlangen-Knöterich (Persicaria bistorta). In schattigeren Bereichen wächst Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum) und Geranium ‘Johnson’s Blue’ gedeiht an sonnigen Standorten. Dazu kommen einige Orkney-Storchschnabelarten des heimischen Landwirts und Züchters Alan Bremner. Laut Caroline sind die widerstandsfähigsten Sorten G. ‘Patricia’ und G.cantabrigiense ‘St Ola’. Mit diesen Pflanzen als Basis entwickelte sie ein Pflanzkonzept, das die Farbt.ne der See und des Himmels vereint, aufgelockert durch einige Farbtupfer werden. Caroline hat in ihrem Garten mit Kultursorten der Inselflora experimentiert, darunter Kerzenknöterich (Persicaria amplexicaulis) ‘Rosea’ und Fingerkraut (Potentilla thurberi) ‘Monarch’s Velvet’. Doch sie wünschte sich auch Pflanzen, die einen Kontrast zur Landschaft bieten sollten. Heute beherbergt ihr Garten zahlreiche Duftrosen. Ergänzt durch Pflanzen wie Zierlauch, Lupinen und Fingerhut, die allerdings regelmäßig dem Sturm zum Opfer fallen – und unverdrossen immer wieder neu gesetzt werden. Sogar die Escallonia, die auf den Orkneys robuste Hecken bilden, verlieren in diesem Garten im Winter ihr Laub. Als einzige Möglichkeit, die Pflanzen vor dem Wind zu schützen, haben sich Paneele aus grünem Maschendraht bewährt, die in den Beeten platziert wurden.
Gaben der Natur
Der Boden im Garten ist von Natur aus locker und sandig und der Wind tut ein übriges, das Erdreich auszutrocknen. So muss bei windigem Wetter fleißig gegossen werden. Die Kombination aus Salz und Regen laugt selbst den Rasen aus. Die Inselbewohner tauschen ihre Pflanzen untereinander oder beziehen sie von einer der Pflanzenschulen der Region. Die meisten Gartenpflanzen werden im Freien gezogen und gewöhnen sich so von Anfang an an ihren Standort. Caroline genießt wegen ihres Gartens auf der Insel eine gewisse Bekanntheit. Regelmäßig ist sie bei Radio Orkney und in der schottischen Gartensendung The Beechgrove Garden zu Gast. W.re allerdings bei Kevin Critchlow 2013 nicht ein Gehirntumor diagnostiziert worden, hätte die Öffentlichkeit den Garten vermutlich nie kennengelernt. Da es auf der Insel keine Behandlungsmöglichkeit gab, wurde er in die neurologische Abteilung der Aberdeen Royal Infirmary (ARI) verlegt. Aus Dank gründete Caroline die Organisation Friends of the Neuro Ward und öffnete den Garten für Besucher, um auf diese Weise Spendengelder zu sammeln. Zudem hat sie den Orkney Garden Trail. ins Leben gerufen – eine Veranstaltung, bei der alle zwei Jahre im Juni und Juli etwa 28 Gärten Besuchern ihre Pforten öffnen. Die Erl.se aus diesen Veranstaltungen kommen karitativen Zwecken zugute. Kevin hat sich inzwischen gesundheitlich erholt und das Paar hat ihre Scheunen zu Ferienunterkünften ausgebaut. Caroline hat die Widerstände in ihrem Leben immer wieder genutzt, um daraus etwas Gro.es entstehen zu lassen. Sie hat die bislang im Verborgenen wirkenden Gärtner der Orkney-Inseln wachgerüttelt und ihnen vermittelt, dass sie auf ihre Leistungen stolz sein können und sie auch der breiten Öffentlichkeit präsentieren sollten. gegenüber, im Uhrzeigersinn von oben links: Das Quoy of Houton, die Staudenbeete und das Wasserbecken wurden mit heimischen Steinplatten angelegt, gestreiftes Chinaschilf (Miscanthus sinensis ‘Variegatus’) und Storchschnabel in den Hochbeeten, die Bepflanzung ist niedrig gehalten, damit die freie Sicht erhalten bleibt, runde Steinskulptur von Kevin Critchlow, Wei.er Fingerhut (Digitalis purpurea f. albiflora) und Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegiifolium).
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26,90 €Priory Garden – Oronsay
Oronsay – eine winzige Gezeiteninsel vor der Insel Colonsay – ist eine der entlegensten bewohnten Inseln der Hebriden. Blickt man nach Westen, so steht nur ein Leuchtturm zwischen der Insel und Nordamerika. Auch wenn die Inseln Mull, Islay und Jura von verschiedenen Punkten aus zu sehen sind, gibt es hier keine direkten Nachbarn. Im Süden lässt sich noch gerade die Küste von Donegal erahnen. Laut einer Legende kam der heilige Columban, als er sich von Irland ins Exil begeben musste, nach Oronsay. Allerdings ließ er sich nicht dauerhaft auf der Insel nieder und gründete stattdessen ein Kloster in Iona. Geologisch gehören Colonsay und Oronsay sowie die vor der Nordküste von Irland gelegene Insel Instrahull zur »Colonsay- Gruppe«. Vor rund 1800 Millionen Jahren war die Gruppe mit Grönland verbunden und verschob sich um 1300 Kilometer nach Süden. Die Übersetzung des nordischen Wortes Oronsay bedeutet »Tideninsel«. Sie lässt sich während der kurzen Ebbeperioden zu Fuß von Colonsay aus erreichen. Die 600 Hektar große Oronsay Farm, die fast die komplette Insel einnimmt und neben dem denkmalgeschützten Kloster von Oronsay liegt, wurde im 1984 von der Familie Colburn aus Massachusetts ereorben. Obwohl es Ike Colburn und seiner Frau Frannie bewusst war, dass sie hier durch die Flut mehrere Stunden am Tag vom Rest der Welt abgeschnitten sein würden, hatten sie sich sofort in das Haus und den ummauerten Garten verliebt. Ike hatte in den USA als Architekt viele Wohn- und Kirchengebäude entworfen. Zudem war er Vorstandsmitglied des Chicago Botanic Garden, des Pacific Botanic Garden (heute bekannt als National Tropical Botanic Garden) auf Kauai, Hawaii, und der Massachusetts Horticultural Society. Nachdem Ike die Häuschen und Gehöfte auf Oronsay baulich umgestaltet hatte, wollten die Colburns auch den alten ummauerten Klostergarten zu neuem Leben erwecken. Der Klostergarten der Oronsay Farm wurde Ende der 1980er-Jahre von der Gartenarchitektin Penelope Hobhouse gestaltet.
Die Handschrift der Expertin
Die ummauerte Fläche des einstigen Klostergartens wurde zunächst als Schafhürde und nach dem Eigentümerwechsel als Gemüsegarten genutzt. Da die Colburns damals noch nicht ganzjährig auf Oronsay anwesend waren, führte ihn ein Nachbar als eigenständigen Wirtschaftsbetrieb. 1988 beauftragen die Colburns jedoch die renommierte Gartenarchitektin Penelope Hobhouse mit einer kompletten Neugestaltung des Geländes. Sie begann damit, verschiedene Gartenräume zu planen. Diese waren für die windgepeitschte Insel bestens geeignet. Denn das hier vorherrschende Klima ist typisch für die westlichen schottischen Insel: Die Sommer sind kühl, aber sonnig und es kommt häufig zu Niederschlägen. Die durchschnittliche Temperatur fällt im Winter zwar selten unter den Gefrierpunkt, dafür bilden sich teilweise orkanartige Stürme. Eine entsprechend wichtige Rolle spielten daher Heckeneinfassungen. Schließlich einigte man sich auf eine Ligusterhecke (Ligustrum). Zwar ist Liguster für die Hebriden eher untypisch, von Vorteil ist jedoch, dass er nach Windschäden schnell wieder neue Blätter bildet. Inspiriert durch eine Klosteranlage mit Refektorium, Dormitorium usw., wurde zunächst jedem Gartenraum ein Funktionsbereich zugeordnet. Als funktionale Bereiche entstanden ein Frühlingsgarten, ein Gemüsegarten, ein Strauchgarten und ein Herbstgarten. Der Jekyll-Thaxter Garden ist eine Hommage an die Arbeit zweier großer Pflanzenfachfrauen von beiden Seiten des Atlantiks: Gertrude Jekyll (1843–1932) aus Surrey, England, und Celia Thaxter (1835–1894), Autorin des Buches »An Island Garden«, die auf den Isles of Shoals vor der Küste von Maine und New Hampshire, USA, als Gärtnerin tätig war. Penelope Hobhouse riet dem Paar, im ersten Jahr ausschließlich Kartoffeln anzupflanzen, um den Boden von Unkraut zu befreien, bevor mit dem eigentlichen Pflanzen begonnen werden konnte. Danach bestimmte sie Pflanzen, die für das Konzept der einzelnen Gartenräume geeignet waren, wie etwa Rosa gallica var. officinalis, Rosmarin und Gamander in der »Mittelatersektion«. Dieser grundlegende Pflanzplan hat auch heute noch Bestand – auch wenn die Bepflanzung aus der Anfangszeit inzwischen aufgefrischt wurde. Innerhalb der Ligusterhecke wurde ein Bereich mit Sträuchern angelegt, die mit den hiesigen Bedingungen gut zurechtkamen. Dazu zählten Hebe, Oleander und Griselinia littoralis. Der Herbstblumengarten wurde mit Astern bepflanzt und der Frühsommerbereich mit Brandkräutern, Storchschnabel und Grasschwertel.
Der Boden im umfriedeten Klostergarten besteht hauptsächlich aus Muschelsand. Er ist somit – im Gegensatz zum sauren Moorboden jenseits der Mauer – leicht alkalisch. Außerdem ist er durchlässig und wurde nach und nach mit Dung verbessert. Hierdurch lässt sich hier eine Vielzahl von Pflanzen kultivieren – darunter Weintrauben, Äpfel, Mispeln, Erdbeeren und in einem guten Jahr sogar Feigen. Im Innenbereich der Heckenumfriedung bieten Geflechte aus Weidenzweigen einen zusätzlichen Schutz und ermöglichen die Kultivierung von Rosen und verschiedenen Staudenpflanzen. Außerhalb der Mauern bildet ein mit Ebereschen (Sorbus aucuparia) angelegter Schutzgürtel eine weitere Windbarriere.
Natürliche Evolution
In den drei Jahrzehnten, die vergangen sind seit der Gestaltung durch Penelope Hobhouse, war der Garten natürlichen Veränderungen unterworfen. Die ursprünglichen Weidengeflechte wurden durch einen 1,5 Meter hohen Zaun aus stabilen Latten aus heimischem Holz ersetzt. Um Windschäden in Grenzen zu halten, wurden diese horizontal angeordnet, sodass der Wind durch sie hindurch statt über sie hinwegweht. Viele der ursprünglich von Penelope Hobhouse ausgewählten Pflanzen wurden zudem inzwischen durch Arten ersetzt, die auf Oronsay leichter erhältlich sind. Auch heute gedeihen hier jedoch noch Rosa rugosa (eine Strauchrose, die an der Küste von Massachusetts wild wächst und sich auch in Schottland wohlfühlt), Olearia traversii und Strauchveronika pinguifolia ‘Pagei’. Die Gartenarchitektin selbst vertritt die Ansicht, Gärten würden stets für das Hier und Jetzt angelegt und seien nie »für immer« gedacht. Ike Colburn verstarb im Jahr 1992, nur zwei Jahre nachdem der Garten angelegt worden war. Seine Familie setzt sich für eine größere Artenvielfalt ein. Die landwirtschaftlichen Flächen werden inzwischen zum Wohle der einheimischen Vogelarten von der Royal Society for the Protection of Birds bewirtschaftet. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Dohlen, von denen es in ganz Schottland nur 60 Brutpaare gibt. Die schonende Landwirtschaft auf Oronsay leistet ihren Beitrag dazu, dass sich hier einige nistende Paare niedergelassen haben. kurz gehaltene Weideflächen, die durchziehenden Dohlen mehr Insekten als Nahrung bieten, werden auf Oronsay durch eine Kombination aus Rinder- und Schafhaltung, landwirtschaftlichen Nutzflächen und Spätmahdwiesen zum Schutz des vom Aussterben bedrohten Wachtelkönigs ergänzt. Die Rinder des Bauernhofs erzeugen reichlich Dung, der Würmer und Insekten anzieht und den Pflanzen im ummauerten Garten als Dünger dient. Inzwischen ist die gesamte Insel als Site of Special Scientific Interest (»Stätte von besonderem wissenschaftlichen Interesse«) ausgewiesen. Diese als »naturbelassene Landwirtschaft« bezeichnete Wirtschaftsweise zeigt bereits deutliche Auswirkungen auf die Vielfalt der Inselflora, in der Wildblumenwiesen, Heckenrosen, Feldthymian, Geißblatt und zahlreiche Orchideenarten heimisch sind. Auf Colonsay hingegen findet man eine facettenreiche Landschaft aus Dünen, Watt und saurem Weideland. Zum Gelände von Colonsay House gehört zudem ein sehenswerter Waldgarten, der im Frühjahr am schönsten ist, wenn die Rhododendren den Höhepunkt ihrer Blütezeit erreicht haben. Den flachen, tiefliegenden Inseln mag zwar ein abwechslungsreiches Höhenprofil fehlen, doch ihre bemerkenswerte Botanik macht diesen Nachteil mehr als wett.
Mottistone Gardens
Der sich vom Naturschutzgebiet Mottistone Down bis zum Ufer der Compton Bay erstreckende Herrensitz war bereits im Domesday Book – dem Grundbuch von England, in dem die Grundbesitzverhältnisse im 11. Jahrhundert festgehalten wurden – verzeichnet. Nach archäologischen Erkenntnissen ist das Gebiet mindestens seit der Bronzezeit besiedelt. Im Zentrum des 263 Hektar großen Anwesens befindet sich ein Gebäude im Tudor-Stil, dass um ein angelsächsisches Langhaus errichtet wurde. Aus dieser Zeit rührt auch der Name Mottistone her. Er leitete sich von Moot Stone ab und verweist auf einen stehenden Stein, der den Angelsachsen einst als Versammlungsort diente und auch heute noch hinter dem Haus zu sehen ist. Obwohl das Haus auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, hat der Garten von Mottistone keinerlei historische Bedeutung. Lange Zeit wurde das Gelände als Viehweide und Pferdekoppeln genutzt. Im Jahr 1703 verursachte ein heftiger Sturm einen Erdrutsch, der das Haus beinahe unter sich begrub. Die Wende kam in den 1920er-Jahren, als General Jack Seely sich nach seiner Ernennung zum ersten Lord Mottistone dazu entschloss, seinen Wohnsitz in dem zu dieser Zeit ziemlich heruntergekommenen Gebäude zu beziehen.
Ein Garten in der Entstehung
Im Garten nördlich des Hauses ließ man zunächst eine doppelte Staudenrabatte und einen Gemüsegarten anlegen, die von Ligusterhecken (Ligustrum) eingefriedet waren. 1926 übernahm schließlich Jack Seelys Sohn John, ein junger Londoner Architekt, zusammen mit seinem Partner Paul Paget die Restaurierung des Herrenhauses. Jack Seely, der der jugendlichen Begeisterung seines Sohnes nicht recht zu trauen schien, war mit dem berühmten Architekten Edwin Lutyens bekannt und bat ihn, einen prüfenden Blick auf die Pl.ne zu werfen. Angeblich soll Lutyens daraufhin mit einem auf Mottistone Manor anspielenden Wortspiel erwidert haben, es sei den jungen Architekten gelungen, modest in manner den unaufdringlichen Charakter des Hauses zu wahren. Im Sommer 1938 verlegten die Architekten das von ihnen gegründete Unternehmen Seely & Paget in einen Arbeitsschuppen. im Garten von Mottistone, wo sie bis zum Ende ihrer Karriere jeden Sommer verbrachten. Neben dem Entwurf für das Gebäude entwickelten sie auch Ideen für die Landschaftsgestaltung des 2,5 Hektar großen Gartens, die jedoch nie realisiert wurden. Jack Seely starb 1947. In den darauffolgenden 16 Jahren fiel der Garten in einen Dornröschenschlaf.
Wiederbelebung in den 1960er-Jahren
Neues Leben in die Gestaltung des Gartens kam nach 1963 durch Sir John Nicholson, den Stiefsohn von Jack Seely aus zweiter Ehe. Zwar wurde Mottistone dem National Trust vermacht, doch Sir John und seine Ehefrau Lady Vivien pachteten das Anwesen, sodass auch die Verantwortung für die Wiederherstellung des Gartens ihnen zufiel. Lady Vivien, die in Sizilien aufgewachsen war, stürzte sich mit Leib und Seele in diese Aufgabe. So ließ sie die Mauern niedriger setzen, um aus ihren Steinen Terrassen und Stufen zum Haus anzulegen. Die Staudenbeete wurden neu bepflanzt und sie legte Einfriedungen aus Hainbuchen- (Carpinus) und Eibenhecken (Taxus) an. Lady Viviens Begeisterung für Pflanzen verwandelte diesen einst so verwunschenen Ort in einen lebendigen Garten. In dem ihr eigenen Stil mischte sie in den Rabatten Mehrjährige wie Katzenminze (Nepeta) mit einjährigem Löwenmaul (Antirrhinum) sowie Astern, Zinnien, Petunien und Kosmeen. Sie pflanzte Rosen und aufrecht wachsende Wacholdersträucher (Juniperus), die sie an die Landschaft Siziliens erinnerten. Da sie den von Wespen erfüllten. Apfelgarten verabscheute, ließ sie die Bäume ausgraben und ersetzte sie durch eine Allee aus Holzapfel (Malus), Kirschen (Prunis avium, P. cerasus) und Mandeln (P.dulcis). Von ihrem Schlafzimmerfenster aus hatte Lady Vivien eine wundervolle Aussicht auf ihren Garten, der eine gelungene Mischung aus englischen und kontinentalen Einflüssen war.
FOTOS © © Richard Hanson, aus: Gärten der Inseln, Gerstenberg Verlag
Alle Texte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Jackie Bennett
Gärten der Inseln – Die grünen Paradiese Englands
Preis: EUR (D) 30.00 | EUR (A) 30.80 | SFr 36.80
ISBN: : 978-3-8369-2140-4
Verlag: Gerstenberg
Großbritannien und Irland sind von mehr als 6000 kleinen Inseln umgeben, 100 davon sind unbewohnt. Dort wo Menschen leben, gibt es Gärten: Leuchtturm-Gärten, mediterrane Oasen, windumtoste Gärten mit knorrigen, alten Bäumen und Parkanlagen rund um historisch bedeutsame Schlösser und Klöster. Gartenliebhaber aus der ganzen Welt pilgern jährlich zu den Scilly-Inseln, den schottischen Hebriden, den Kanalinseln, den Orkney-Inseln und zur Isle of Wight, um die dortigen Garten-Schönheiten zu bewundern.