Der Pflanzenschnitt gehört Jahr für Jahr zu den wichtigsten Arbeiten im Garten: Ein guter Schnitt fördert die Blüte von Sträuchern, die Vitalität der Pflanzen und bringt wuchernde Hecken und Sträucher wieder in Form.
So bleiben Sträucher jung und blühen reich
Mehrtriebige Gehölze ohne Stamm nennt man Sträucher. Die Triebzahl kann von drei bis vier bei einem Ahorn bis zu 50 bei einem Ranunkelstrauch schwanken. Wann und wie Ziersträucher geschnitten werden, hängt vor allem davon ab, an welchen Trieben sie Blütenknospen bilden und wie lange diese Blütentriebe vital sind – das können je nach Art zwei bis 20 Jahre sein. Sträucher, deren Triebe lange vital bleiben, brauchen nur alle paar Jahre einen Schnitt. Arten, deren Triebe schnell altern, müssen Sie dagegen jedes Jahr schneiden.
Vor der Blüte schneiden
Sträucher, die ihre Blütenknospen ab dem Frühjahr an diesjährigen Trieben bilden und den Sommer hindurch ohne Pause wachsen und blühen, können nicht nach der Blüte geschnitten werden. Denn dann hätten sie vor dem Winter keine Zeit mehr, um neue Triebe zu bilden. Sie werden daher bereits im Frühjahr vor dem Austrieb geschnitten. Für diese Sträucher gilt meist, dass ein starker Schnitt zu kräftigem Wachstum und einer langen Blüte führt. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind Sommerflieder und Hibiskus. Neben den Blüten sollten Sie aber auch die Gestalt des Strauchs, die er im Frühsommer haben wird, beim Schneiden bedenken. Verzichten Sie also lieber auf einige Blüten und schneiden zurückhaltender. Lassen Sie einige Triebe stehen, die zwar nicht zur Blüte beitragen, dem Strauch aber eine ansprechende Form geben. Solche Triebe nennt man »Alibitriebe«. Sie dienen bei einem Verjüngungsschnitt auch als »Blitzableiter«, die den entstehenden Saftdruck aufnehmen.
Zu dieser Gruppe gehören die so genannten Halbsträucher. Dies sind Gehölze, die in mediterranem Klima zwar Sträucher ausbilden, in unseren Breiten aber im Winter zum Teil oder ganz bis zur Erde zurückfrieren. Lavendel und Bartblume verholzen zwar an der Basis, aber mit zunehmendem Alter des Holzes wächst die Gefahr, dass sie im Winter erfrieren. Deshalb schneidet man diese Pflanzen jedes Jahr stark zurück. Der Schnitt fördert die Bildung junger Bodentriebe und verhindert, dass die Pflanzen verholzen.
Vor der Blüte schneidet man auch Pflanzen, die ein mehr oder weniger winterhartes Gerüst aufbauen. Sommerflieder z. B. entwickelt im unteren Bereich kräftige Äste. Aber in einem strengen Winter können die ältesten und dicken Triebe erfrieren. Jüngere, die direkt aus der Erde kommen, sind dagegen noch vital. Ihn schneidet man jedes Jahr stark, verholzte Triebe ersetzt man durch Jungtriebe. Ähnlich werden auch sommerblühende Spiräen, Rispenhortensie, Blasenstrauch und Fünffingerstrauch geschnitten.
Nach der Blüte schneiden
Viele frühjahrsblühende Sträucher bilden die Blütenknospen im Sommer des Vorjahres und überwintern sie. Nach der Blüte entwickeln sie neue Triebe, an denen sie wieder Blütenknospen für das Folgejahr bilden. Ein Schnitt vor der Blüte würde die meisten Blüten entfernen. Solche Sträucher schneidet man deshalb nach der Blüte. Da nach der Blüte aber auch das Wachstum der Triebe einsetzt, dürfen Sie mit dem Schnitt nicht zu lange warten, sonst entfernen Sie den Neuzuwachs.
Zu dieser Gruppe gehören an einjährigen Langtrieben blühende Sträucher. Dies sind die typischen Frühblüher wie Spiräe und Mandelbäumchen. Das schönste Blütenholz findet sich an einjährigen Trieben, die länger als 30 cm sind. Ohne Schnitt entwickeln sich nur noch kurze Triebe, die zwar blühen, doch das alte Astgerüst verkahlt und beeinträchtigt die optische Wirkung. Durch den Schnitt werden alte Triebe entfernt und es entstehen viele neue blühende Langtriebe.
Zu dieser Gruppe rechnet man außerdem an einjährigen Seitentrieben blühende Sträucher wie die Forsythie. Im milden Klima blühen sie an den einjährigen Langtrieben. Ihre volle Schönheit entwickeln sie erst, wenn sie im zweiten Jahr Seitentriebe an den Langtrieben gebildet haben. Ab dem dritten Jahr vergreisen die Triebe sehr schnell und blühen kaum noch. Auch hier fördert der Schnitt die Bildung junger, vitaler Triebe. Ebenfalls nach der Blüte schneidet man Sträucher, die an älteren Trieben und an Kurztrieben blühen. Diese Gehölze entwickeln ein langlebiges Blütenholz. In der Regel bilden sie an einjährigen Langtrieben noch keine Blüten. Erst die zweijährigen Langtriebe bilden Seitentriebe mit Blütenknospen – wie in der vorherigen Gruppe. Die Triebe vergreisen aber nicht, die Blüten erscheinen mehrere Jahre an älteren Trieben. Zu dieser Gruppe zählen Felsenbirne und Zaubernuss. Sie werden nicht jedes Jahr, sondern nur selten geschnitten.
Ziergehölze verjüngen
Werden Ziergehölze im Alter zu groß und vergreisen die Triebe, ersetzt man durch einen Verjüngungsschnitt ein oder mehrere Triebe, um die Blühwilligkeit zu erhalten. Nach dem Rückschnitt eines Triebes entstehen an der Schnittstelle neue Triebe. Einer dieser Triebe übernimmt nach einigen Jahren die Position des entfernten Astes.
Bei der Verjüngung unveredelter Sträucher müssen die neuen Triebe direkt aus dem Boden entspringen – es sind so genannte Bodentriebe. Lassen Sie dagegen beim Abschneiden der alten Triebe einen Stumpf stehen, treibt dieser aus dem Altholz Jungtriebe aus, die schnell vergreisen.
Bei veredelten Gehölzen entsprechen die Bodentriebe den Wildtrieben, die zur Verjüngung ungeeignet sind. Sie werden deshalb zwar bodennah, aber immer oberhalb der Veredlungsstelle verjüngt.
Zapfen stehen lassen
Bei manchen Ziersträuchern lässt man beim Entfernen von Ästen kleine Zapfen stehen. Sie verhindern, dass das Holz bis in das Gerüst eintrocknet. Außerdem besitzen diese Zapfen Knospen, aus denen neue Triebe austreiben, die als Ersatz für entfernte Triebe dienen. Trocknen diese Zapfen später teilweise ein, werden sie im folgenden Sommer entfernt.
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Hansjörg Haas
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ISBN: 978-3-8338-6352-3
Der Pflanzenschnitt gehört Jahr für Jahr zu den wichtigsten Arbeiten im Garten: Ein guter Schnitt fördert nicht nur die Blüte von Sträuchern, sondern auch die Vitalität der Pflanzen, bringt wuchernde Hecken und Sträucher wieder in Form und sorgt dafür, dass der Garten rundum gepflegt aussieht. Dieser Ratgeber vermittelt das nötige Know-how und zeigt anhand detaillierter Zeichnungen den richtigen Schnitt für alle Gartenpflanzen – von Zier- und Obstgehölzen, über Rosen, Kletterpflanzen und Hecken bis zu Stauden.