Vom Gänseblümchen kann jeder von uns sehr viel lernen. Es ist unscheinbar, überall präsent und blüht fast das ganze Jahr über direkt vor unserer Haustür. Und dabei schenkt sie uns eine Unmenge an Kräften, wenn wir sie nur lassen.
Ein Blümchen voller Power
Kinder sind wohl die Einzigen, die sich spielerisch mit ihr beschäftigen: Mit ihr wird gebastelt und geträumt. Doch lass uns nun auch als Erwachsene anfangen, sie genauer anzusehen. Ihren zartgrünen Stiel erfühlen, der nach oben hin dunkler wird. Über ihre federleichten Blütenblätter streichen, die, wenn man hinsieht, auf einmal nicht nur weiß sind. Lass uns entdecken, dass die gelbe Fläche in der Mitte aus mehreren kleinen antennenähnlichen Röhren besteht, und erleben, wie sich im Mund, nach einem ersten Knirschen auf den Blütenblättern, ein leicht nussiger Geschmack breitmacht. Das Gänseblümchen ist der beste Beweis dafür, dass es sich lohnt, bei etwas vermeintlich Tagtäglichem genauer hinzusehen. Denn nur dann werden wir beschenkt und im Falle der Bellis perennis überrascht.
Das Gänseblümchen ist ein großer Entgifter, löst hartnäckigen Husten, hilft unserer Haut bei Problemen wie Juckreiz und agiert als leichtes Schmerzmittel. Es ist eine der großen Heilerinnen der Pflanzenwelt, die uns wie kaum eine andere Heilpflanze so gut wie das ganze Jahr zur Verfügung steht. Direkt vor unserer Haustür. Und habe ich schon erwähnt, dass das Gänseblümchen die Heilpflanze des Jahres 2017 war?
Das wichtigste über das Gänseblümchen
Wirkung und Einsatzgebiete:
Es trotzt jeder Widrigkeit. Ob es vom ersten Frost und Schnee erwischt wird oder ob wir auf ihm herumlaufen und ihm mit dem Rasenmäher den Kopf abschneiden-das Gänseblümchen kämpft sich schnell wieder ins volle Leben zurück. Vielleicht liegt das an den extrastarken Inhaltsstoffen, die in ihm stecken, zum Beispiel:
Saponine
Gerbstoffe
Ätherische Öle
Flavonoide
Antioxidanzien
Schleimstoffe
Im zeitigen Frühling kommen uns die Saponine zu Hilfe. Es sind schäumende Inhaltsstoffe, wie sie zum Beispiel auch in der Rosskastanie vorkommen, die deshalb auch als Waschmittelersatz Verwendung findet (die Rosskastanie wird aber nicht innerlich eingenommen). Man könnte sagen, dass uns die Saponine im Gänseblümchen von innen schäumend putzen. Die Altlasten des Winters werden ausgeschwemmt und das Blut wird gereinigt. Damit ist es eine tolle Detoxpflanze, die wir pur essen können. Der leicht nussige Geschmack macht sich wunderbar in Suppen oder im Salat. Schon einmal die Woche reicht es aus, sich fünf oder sechs Gänseblümchenköpfchen auf den Teller zu holen und von ihren Inhaltsstoffen zu profitieren. Vor allem natürlich im Frühling, um dem Körper neuen Schwung zu geben, aber das ganze Jahr über kann das Gänseblümchen gegessen werden. Die in ihm enthaltenden Saponine (Seifenstoffe) unterstützen uns auch bei einer Erkältung und festsitzendem Husten.
Bei leichten Entzündungen der Haut oder wenn diese juckt, empfiehlt sich ein Bad mit den Gänseblümchen. Zwei Hände voller Blütenköpfe in das Badewasser geben und 20 Minuten darin baden. Damit der entzündungshemmende Effekt noch größer wird, gib ein paar Ringelblumen- oder Schafgarbenblüten mit dazu.
Fräulein Grüns Erfahrungstipp
Wo du es vor der Haustür findest:
Die Frage müsste eher lauten, wo du das Gänseblümchen nicht findest. Es ist wohl unter den Heilkräutern das praktischste, denn es reicht oft, nur einen Schritt aus der Haustür zu treten, und schon liegt uns ein Gänseblümchen-Meer zu Füßen. Gärten, Wiesen, Parks – überall da kannst du es pflücken.
Erkennungsmerkmale:
Das Gänseblümchen ist ein Korbblütler. Die gelben mittigen Röhrenblüten liegen umrandet von weißen, manchmal am Rand schwach rosafarbenen bis hin zu dunkelroten Zungenblüten.
Sammelzeit:
Vom Vorfrühling bis in den Spätherbst. Das heißt, dass wir schon oft Ende März die ersten Köpfchen des Gänseblümchens entdecken-und die letzten schenken uns ihre Kraft bis in den November hinein. Je nach Schneelage natürlich. Selbst im Januar kannst du es in milden Wintern finden.
Was du verwenden kannst:
Verwendet werden hauptsächlich die Blütenköpfe. Egal ob geschlossen oder nach der Sonne ausgerichtet geöffnet. Aber auch die winzig kleinen Blätter haben ihre Wirkung.
Rezepte und Anwendungen:
Ich persönliche finde ja, dass das Gänseblümchen eine wunderbare Einstiegspflanze für Kräuterneulinge ist. Schnell und einfach sind tolle und wirksame Rezepte gezaubert.

Gänseblümchenhonig
Zutaten:
100 Gramm Steinsalz
1 Handvoll frische Gänseblümchenblüten
Zubereitung:
Am besten verwendest du Biohonig, denn auch der trägt unzählige Wirkstoffe in sich, die unserem Körper guttun, vor allem in der Erkältungszeit. Nun gib die Köpfchen der Gänseblümchen in den Honig und lass alles an einem hellen, warmen Ort vier Wochen ausziehen. Ganz praktisch: Die Blüten müssen nach dem Monat nicht abgefiltert werden. Du kannst sie mitessen, dazu sieht es im Glas sehr hübsch aus. Vorbeugend in der Erkältungszeit reicht ein Esslöffel am Tag, so wird dein Immunsystem gestärkt. Hat es dich aber erwischt, nimm ruhig drei bis fünf Teelöffel über den Tag verteilt ein.
Fotografie: ©Karina Reichl, Integral Verlag
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Karina Reichl
Fräulein Grüns Kräuterwunder
Preis 20 EUR
ISBN 978-3-7787-9288-9
Integral Verlag
Barfuß über eine Wiese-wie lange hatte sie das nicht mehr erlebt! In diesem Moment wurde Karina Reichl bewusst, was ihr so lange gefehlt hatte: der unmittelbare Kontakt zur Natur und ihren Pflanzen. Und sie beschloss, ihrem Leben eine ganz neue Richtung zu geben. Ihr Buch bietet alles, was man wissen muss, um von den 12 wichtigsten Heilpflanzen in Stadt und Land profitieren zu können.