Ein neues Zuhause mit prächtigem Garten.
Es ist früh am Morgen, die Sonne scheint durch den Garten. Brunhilde Schmalisch geht aus dem Haus über das alte Kopfsteinpflaster und nimmt die Zeitung aus der Milchkanne, die hier als Briefkasten dient. Im Garten macht sie es sich mit Blick ins Grüne gemütlich und genießt den ersten Kaffee. Tulpen und Narzissen blühen noch, der Flieder öffnet seine Knospen und die Blüten der vielen Apfelbäume strahlen um die Wette. Nach dem Frühstück spaziert sie durch den Garten, an unzähligen Sträuchern, Stauden, Rosenhecken, alten Bäumen und einem Teich vorbei. Sie schaut nach dem Rechten und freut sich über die herrliche Pracht. »Im Winter haben wir hinten auf dem früheren Acker noch 25 Bäume – Kastanien, Eichen, Erlen und Buchen – gepflanzt«, erzählt die Gartenliebhaberin, die weiterhin viele Pläne hat. Platz ist reichlich vorhanden: 25 000 Quadratmeter misst das Gartenparadies. Sie schneidet ein paar Blumen für einen kleinen Strauß und geht wieder ins Haus. Heute will sie Bienenstich und einen Apfelkuchen für ihr Café backen.
Brunhilde Schmalisch, die früher mit ihrer eigenen Familie bei Hamburg lebte, kennt die Büdnerei bereits aus Kindertagen. Häufig besuchte sie mit ihren Eltern ihre Großmutter, die in Lehsten wohnte. Später baute sie mit ihrem Mann Hans eine Ferienwohnung aus und seit 1994 ist die Büdnerei in Lehsten ihr Zuhause.
Den großzügigen Landschaftsgarten haben die neuen Besitzer mit 3 000 Sträuchern, Stauden und Rosen in ein Paradies mit verschiedenen Gartenräumen verzaubert. So ist hinter jedem kleinen Weg etwas Neues zu entdecken: ein Teich, verschiedene Rosen in Buchsbaum eingefasst, Blumenwiesen umgeben von Schlehe, Weißdorn und Flieder sowie Obstbaumwiesen mit riesigen Mirabellensträuchern, Kirsch-, Birnen- und Äpfelbäumen. Überall gibt es Sitzecken und gemütliche Plätze, die zum Verweilen und Träumen einladen. Gegärtnert wird ökologisch ohne Pestizide, mit leicht löslichem Mineraldünger und Torf.
Einst lebten hier Kleinbauern auf engstem Raum in ihrer »Bude«, sogenannte Büdner, die nur wenige Quadratmeter Land bewirtschafteten und ihr Vieh unter dem eigenen Dach oder in einem Nebengebäude unterbrachten. Aus den früheren Nutzgärten ist inzwischen ein wundervoller Garten entstanden, der zu jeder Jahreszeit einen Besuch lohnt – ob bei zartem Frühjahrsgrün, wenn die prächtigen Rosen im Sommer blühen oder die Äpfel im Herbst reifen.
Auf dem gesamten Areal stehen insgesamt vier Häuser mit kleinen Nebengebäuden und eine große Scheune. Erbaut zwischen 1825 und 1850, sind diese die einzigen, die von ehemals 33 Büdnerein in Lehsten erhalten blieben. Entstanden sind darin gemütliche Gästezimmer, ein Café, eine Galerie und ein kleiner Laden mit allerlei schönen Dingen, Geschirr und Antiquitäten. Die Scheune verwandelten die neuen Inhaber in ein Theater. So ist das liebevoll und denkmalgerecht ausgebaute Hofensemble mit Garten nicht nur ein Ort zum Entspannen und um die Natur zu genießen, sondern auch ein kulturelles Kleinod für Konzerte, Theateraufführungen sowie künstlerische Workshops.
Inzwischen ist es Nachmittag in der Büdnerei. Die frisch gebackenen Kuchen stehen duftend im Café und die ersten Gäste sind auch schon da. Sie versorgen sich mit Kaffee und süßen Stückchen und suchen sich ein schönes Plätzchen im Garten.
Texte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Gartenreiseführer Mecklenburg-Vorpommern
Katja Gratz
Hinstorff Verlag
EUR 24,99
In den letzten 20 Jahren hat sich Mecklenburg-Vorpommern zu einem Zentrum der Gartenkunst entwickelt. Alte Bauernhöfe, renovierte Schlösser, traditionsreiche Gutshäuser – sie alle bieten eine ideale Kulisse fuer Gärten und Parks der besonderen Art. Deren schönste werden nun erstmals ausfuehrlich in einem Reisefuehrer vorgestellt. Katja Gartz ist seit Jahren in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs und weiß, wo paradiesisch wirkende Welten zu finden sind. Knapp 50 Anlagen hat sie ausgewählt und präsentiert diese in Wort und Bild.