Für Erfolgserlebnisse in unserem Gärtner Dasein ist die richtige Pflanze am richtigen Standort entscheidend. Lesen Sie hier, was Sie für perfekte Beete beherzigen sollten, damit sich Ihr Garten von seiner schönsten Seite zeigen kann!
Die Lebensbereiche
Anfang der 1980er-Jahre veröffentlichten Richard Hansen und Friedrich Stahl, der eine Wissenschaftler an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Freising- Weihenstephan bei München, der andere Gartenarchitekt aus Nürnberg, ein Konzept, bei dem der Garten in verschiedene Lebensbereiche eingeteilt wird.
Passend zu diesen Bereichen haben sie dann standortgerechte und dadurch pflegeleichte Pflanzungen entwickelt. Der Grundgedanke ist so einfach wie genial: Stauden wachsen und gedeihen wie alle Pflanzen besser, leben länger und brauchen weniger Pflege, wenn sie an einem Platz wachsen, an dem sie sich wohlfühlen.
Nach diesem Prinzip wird der Garten in sieben verschiedene Zonen eingeteilt, die sogenannten Lebensbereiche: Gehölz, Gehölzrand, Freifläche, Wasserrand, Wasser, Steinanlagen und Beet.
Diese sieben Hauptzonen werden dann je nach Standortverhältnissen wie Licht und Bodenfeuchtigkeit noch weiter unterteilt. Jedem Lebensbereich ist ein natürliches Biotop mit typischen Pflanzengesellschaften zugeordnet. Am sonnigen Waldrand wachsen dieselben Pflanzen wie im Halbschatten unter überhängenden Ästen. An einem Weiher gedeihen die Pflanzen, die sich auch in oder am Gartenteich wohlfühlen.
Das Ziel der Forschung war es, Gartenpflanzenkombinationen zu entwickeln, die wie die natürlichen Verwandten in Wald, Feld und Flur über Jahre stabil bleiben, wenig gepflegt werden müssen und wirklich dauerhaft sind. Im Lauf der Zeit wurde das Konzept immer weiter verfeinert und gärtnerisch weiterentwickelt, denn man wollte ja nicht nur einheimische Pflanzen, sondern prächtige Stauden und andere Pflanzen im Garten haben.
Auf ähnliche Ideen kamen auch Gartenplaner in anderen Ländern. So hat in England Beth Chatto mit ihrem Konzept „right plant, right place“ (die richtigen Pflanzen am richtigen Standort) eine neue Garten- und Pflanzenkultur begründet. Ganz gleich, wer es erfunden hat – das Revolutionäre ist der Ansatz, dass der Standort die Pflanzenauswahl bestimmt und nicht umgekehrt.
Neben Spezialisten, die sich nur an einem bestimmten Standort wohlfühlen, gibt es auch eine ganze Reihe von Allroundtalenten, die beinahe überall wachsen. Führen Sie sich bei der Auswahl der Pflanzen, die in Ihr neues Beet im Garten einziehen sollen, immer den vergleichbaren Standort in der Natur vor Augen – dann kann fast nichts mehr schiefgehen.
Gute Staudengärtnerereien geben für jede Pflanze immer den passenden Lebensbereich an. Das System scheint anfangs zwar etwas kompliziert zu sein, doch wenn man sich einmal hineingefuchst hat, geht die Pflanzenauswahl fast wie von selbst von der Hand.
Freifläche
Volle Sonne, kein oder kaum Schatten, der Boden mehr oder weniger feucht oder sogar knochentrocken – hier fühlen sich die Heerschaaren der Prärie- und Steppenstauden, viele Gräser und die ganze Palette prächtiger Kiesgartenstauden wohl.
Typische Vertreter für trockenere Standorte sind Steppenkerze, mediterrane Kräuter, Palmlilien (Yucca), Schafgarbe (Achillea), Bart-Iris und Brandkraut (Phlomis) sowie Duftnesseln (Agastache).
Wenn der Boden etwas feuchter ist, fühlen sich Astern, Sonnenhüte (Rudbeckia), Scheinsonnenhüte (Echinacea) und die Sonnenbraut (Helenium) wohl. Weitere mögliche Pflanzen sind Fackellilien (Kniphofia), Weiderich (Lythrum), Prachtscharte (Liatris) und Indianernessel (Monarda).
Gehölz & Gehölzrand Laub- und Mischwald sind das Vorbild für diesen Lebensbereich. Stellen im Garten, an denen Laub im Herbst liegen bleiben darf, bieten die unterschiedlichsten Lichtverhältnisse: von licht- über halbschattig bis vollschattig. Die Bodenfeuchtigkeit variiert von trocken (im Wurzelbereich der Bäume) bis dauerfeucht in Senken oder in der Nähe von (natürlichen) Gewässern.
Im Garten sind die Nordseite des Hauses und natürlich der Bereich unter großen Bäumen und Sträuchern typische Zonen mit diesen Eigenschaften. Unter Nadelbäumen ist es ganzjährig trockener, unter Laubgehölzen, die die Blätter im Herbst abwerfen, ist es im Winter und im Frühjahr feuchter. Hier fühlen sich Farne, Blattschmuckstauden und verschiedene Bodendecker wohl.
Wo es heller, wärmer, aber auch meist etwas trockener ist, wachsen verschiedene Frühlingsblüher, Storchschnäbel, Glockenblumen und Astern.
Beet
Bei der Einteilung der Gartenräume ist das Beet der einizige künstliche Lebensraum. In ihm wachsen Pflanzen, die viel Sonne, einen nährstoffreichen Boden und eine gleichmäßige Wasserversorgung benötigen. Das klassische Prachtstaudenbeet mit Bewohnern wie Rittersporn (Delphinium) und Stauden-Phlox (Phlox paniculata), Garten-Margeriten (Leucanthemum) und Prachtspiere (Astilbe) ist eigentlich ein Verlierer des Klimawandels.
Eine modernere Variante sind prächtige Beete mit Stauden, die auch mal etwas Trockenheit
vertragen, wie Sonnenbraut (Helenium), Sonnenhüten (Rudbeckia), Scheinsonnenhüten (Echinacea), Fackellilien (Kniphofia), Edeldisteln (Eryngium), Storchschnäbeln (Geranium) und Indianernesseln (Monarda). Auch Taglilien (Hemerocallis) haben sich in den letzten Hitzejahren gut bewährt. Der Übergang von einer sonnigen Freifläche mit Prärie- und Steppenstauden und Gräsern zu einem typischen Prachtstaudenbeet kann also fließend sein
Weitere Lebensbereiche
Während die zuvor genannten Lebensbereiche und Beettypen typisch für jeden Garten sind, gibt es noch weitere Lebensräume, die ihr äquivalent im Garten haben.
Steinanlage und Alpinum
In sonnigen und kargen Felsspalten im Gebirge und auf Geröllhalden wachsen zahlreiche Pflanzen, die sich im Garten in Gehwegfugen, in Ritzen von Trockenmauern, auf begrünten Dächern und in Trögen wohlfühlen.
Karthäuser-Nelken (Dianthus carthusianorum), Fetthennen (Sedum), Dach- und Hauswurz (Sempervivum und Co.) und verschiedene Wolfsmilcharten (Euphorbia) gedeihen an heißen und trockenen Stellen. Dort, wo es etwas feuchter und nicht ganz so heiß ist, am Fuß von Mauern beispielsweise, wachsen polsterförmige Glockenblumen (Campanula), Blaukissen (Aubrietia) und Steinkraut (Alyssum).
Wasserrand und Wasser
An sumpfigen Stellen sowie im Bereich von Teichen und Bachläufen wachsen viele Stauden, die sich nach Feuchtigkeitsbedarf einteilen lassen.
Echte Sumpfpflanzen wie Sumpf- Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides), Sumpf-Iris (Iris pseudacorus) und Gauklerblumen (Mimulus) leben in der feuchten bis nassen Übergangszone vom Wasser zum sumpfigen Uferrand. Sie vertragen auch Staunässe problemlos. Dauerfeucht muss auch der Standort für Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Mädesüß (Filipendula) sein, die am Teichrand gedeihen.
Im feuchten Übergang vom Teichrand zum normalen Gartenboden wachsen sonnenliebende Blattschmuckstauden wie Tafel- (Astilboides) und Schildblatt (Darmera), Goldkolben (Ligularia), aber auch Bergenien und Taglilien.
Die Flachwasserzone wird von Froschlöffel, Hechtkraut, Tannenwedel und Blumenbinse besiedelt. Im tiefen Wasser wachsen See- und Teichrosen, außerdem frei schwimmende Wasserpflanzen wie Tausendblatt und Krebsschere.
Foto: © Martin Staffler aus „Das perfekte Beet“, Verlag E. Ulmer
Foto: © BGL aus „Das perfekte Beet“, Verlag E. Ulmer (Bild 1: Funkien und Storchschnabel)
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Folko Kullmann
Das perfekte Beet – Pflegeleichte Blütenpracht für jeden Standort. Ganz nebenbei Lebensraum für Schmetterling, Biene und Co. schaffen
Preis: 14,95 €
ISBN: 978-3-8186-1303-7
Verlag Eugen Ulmer, 2021
Pflanzen wachsen und gedeihen optimal, wenn ihre Ansprüche an den Standort, an den Boden und die Lichtverhältnisse erfüllt werden. Wenn Pflanzen passend zu diesen Begebenheiten im Garten ausgewählt werden, wachsen sie (fast) von allein. Mit Folko Kullmanns Vorauswahl an robusten Pflanzen gelingt es auch ohne große Gartenkenntnisse, einen pflegeleichten und lebendigen Garten anzulegen.