Fast alle Gehölze müssen als Jungpflanzen geschnitten werden. Der Pflanzschnitt erfolgt beim Setzen, der Erziehungsschnitt danach. Lesen Sie bei uns, warum der Griff zur Gartenschere für einen guten Start ins Pflanzenleben so wichtig ist.
Ein guter Start
Pflanzen werden meistens als Containerware angeboten. Da sie einen Ballen haben, können sie das ganze Jahr gesetzt werden. Einige sommergrüne Gehölze, darunter Rosen oder Heckenpflanzen, kommen aber auch »wurzelnackt« während der Vegetationsruhe in den Handel; sie wurden erst kurz vor dem Verkauf aus der Erde geholt.
Ziel eines jeden des Erziehungsschnitts ist eine optimale Form: Sträucher sollten eine ausgewogene Silhouette, Bäume einen einzelnen kräftigen oder mehrere dünnere Stämme bilden, Kletterpflanzen ihre Stütze bedecken.
Kürzen Sie bei neu erworbenen Pflanzen verletzte Triebe auf sichtbare Knospen ein und entfernen Sie abgestorbene Wurzeln. Ein leichter Rückschnitt der restlichen Wurzeln regt diese zum Austrieb von Feinwurzeln an, die Feuchtigkeit und Nährstoffe aus der Erde aufnehmen und das Einwachsen des Gehölzes beschleunigen.
Junge Sträucher müssen kurz vor oder direkt nach dem Pflanzen geschnitten werden, damit sie wie gewünscht wachsen. Kürzen Sie die Triebe so ein, dass ein ausgewogenes Gerüst entsteht (links Pflanzung, rechts Pflanzschnitt).
Pflanzung
Bereiten Sie den Boden vor dem Bepflanzen vor, indem Sie ihn umgraben, jäten und Komposterde einarbeiten. Das Pflanzloch muss größer als der Wurzelballen sein.
Lösen Sie das Gehölz aus dem Topf und stellen Sie es ins Loch. Die Oberfläche des Topfballens muss mit der Erdoberfläche abschließen.
Wurzeln wurzelnackter Gewächse werden vor dem Pflanzen eine Stunde in Wasser gestellt. Beim Setzen von Exemplaren ohne Ballen orientiert man sich an der Verfärbung am Stamm oder an Trieben. Sie zeigt an, wie tief die Pflanze vorher gestanden hat – genauso tief muss sie auch jetzt wieder gepflanzt werden. Danach wässert man gründlich.
Reichen die Triebe frisch gepflanzter Kletterer nicht bis zur Stütze, drückt man Stäbe in die Erde, die ihnen als »Brücke« dienen. Nach dem Pflanzen werden die Gehölze gut gewässert.
Sträucher
Suchen Sie den Strauch nach abgestorbenem, krankem oder verletztem Holz ab und entfernen Sie es.
Pflanzen aus Gartencentern sind je nach Pflege manchmal langtriebig oder unausgewogen. Kürzen Sie überlange Triebe. Ein Stutzen des restlichen Gerüsts führt meist zu buschigerem Wuchs. Manchmal werden Sträucher aber auch in voller Blüte verkauft, sodass man mit dem Schnitt etwas warten muss.
Kletterpflanzen
Normalerweise werden Kletterpflanzen, evtl. mithilfe von Drähten, an Stützen wie Mauern, Zäunen, Pergolen, Obelisken, Stangenzelten oder Säulen gezogen. Beim Einpflanzen breitet man ihre Triebe fächerförmig aus und führt sie an die Stütze. Schwacher, verletzter Wuchs wird entfernt.
Hat das Wachstum eingesetzt, erzieht man die Triebe so, dass sie ihre Stütze dichtbedecken. Setzen Sie in 30 – 50 cm Abstand zu Mauern oder Zäunen, damit sie nicht zu sehr im Regenschatten stehen.
Bäume
Bäume werden oft als Ballenware verkauft und können in diesem Zustand ganzjährig gesetzt werden. Eine gute Alternative bei sommergrünen Arten sind im Herbst und Winter angebotene wurzelnackte Jungbäume – entweder bis 2 m hohe Heister mit noch biegsamem Leittrieb und kurzen Seitentrieben entlang des Leittriebs oder Bäumchen mit bereits gut entwickelter Krone. Seitentriebe sollten nach dem Pflanzen nur geschnitten werden, wenn sie Verletzungen aufweisen.
Trägt das Bäumchen eine Krone, entfernt man aneinanderreibende Triebe und kürzt überlangen Wuchs ein, sodass ein ausgewogenes Gerüst entsteht.
Bäume müssen nach dem Pflanzen gestützt werden. Der Pfosten sollte ein Drittel der Stammhöhe haben oder bis knapp unter den untersten kräftigen Seitenast reichen. Verletzen Sie beim Einschlagen möglichst keine Wurzeln.
Leittrieb erhalten
Die meisten Bäume bilden eine Krone mit einer (einzigen) Stammverlängerung und Seitenverzweigungen. Gelegentlich erscheint aber in Konkurrenz zum Mittel- oder Leittrieb ein zweiter Trieb. Diesen sollte man so früh wie möglich entfernen, denn zwei Leittriebe sind instabiler und anfällig für Windschäden.
Bricht ein Leittrieb in den ersten Jahren ab, wird ein Ersatz gezogen. Suchen Sie einen wüchsigen, aber biegsamen Seitentrieb etwas unterhalb der Bruchstelle und entfernen Sie den Rest des alten Leittriebs knapp über dem Ansatz des Seitentriebs. Nun wird ein langer Stab an den Stamm gebunden, an dem man den hingebogenen Seitentrieb befestigt.
Mehrstämmige Bäume
Ein Baum mit mehreren Stämmen ist sehr dekorativ und außerdem stabil – ein Vorteil vor allem an windexponierten Standorten. Zu mehrstämmigem Wuchs kann es auf natürliche Weise kommen, wenn der Stamm durch Windbruch oder Fraßschäden verloren geht. Künstlich erzeugt man einen solchen strauchigen Wuchs durch Entfernen des Leittriebs nach dem Pflanzen.
Birken (Betula) und einige andere Bäume entwickeln am Ansatz oftmals mehrere kräftige Triebe. Sind es zu viele, lichtet man sie bis auf 3–5 Triebe aus. Wer einen einstämmigen Wuchs bevorzugt, lässt nur den kräftigsten Trieb stehen.
Fotos: © Dorling Kindersley
Alle Inhalte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Andrew Mikolajski
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