In Form geschnittene Gehölze haben eine ganz besondere Ausstrahlung. Gerade bei der Gestaltung kleinerer Gärten werden sie gerne eingesetzt, da sie relativ wenig Platz benötigen und sie sich lange Zeit in der vorbestimmten Größe halten lassen. Außerdem können sorgsam ausgewählte Gehölze auch einem überschaubaren Gelände klare Strukturen verleihen und sind richtig platziert immer ein besonderer Blickfang.
Enorm in Form
Der Formschnitt von Gehölzen hat eine lange Tradition und war ursprünglich allerdings nur etwas für die großen Gartenanlagen der Reichen und Mächtigen. Schon vor 2000 Jahren schmückten wohlhabende Römer ihre Gärten damit. In der Renaissance und im Barock erreichte die Leidenschaft für formal gestaltete Gärten ihren Höhepunkt. Die Außenanlagen herrschaftlicher Wohnsitze und Schlösser waren in dieser Zeit geprägt von Geometrie, verspielter Symmetrie und entsprechend beschnittenen Bäumen, Hecken und Sträuchern.
Immergrüne Kugeln
Vor allem immergrüne Gehölze wie Stechpalme, Buchsbaum, Kirschlorbeer und Eibe eignen sich für den Formschnitt. Die Gestaltungsmöglichkeiten reichen je nach Pflanzenart von einfachen Kugeln und Kegeln über Spiralformen bis hin zu kunstvollen Phantasiefiguren. Kiefern lassen sich auch in überdimensional große Bonsais mit bizarren, ausdrucksstarken Formen verwandeln. Diese verleihen dem Garten zu jeder Jahreszeit einen Hauch von Exklusivität und Exotik. Immergrüne, in Form geschnittene Gehölze sind gerade auch im Winter – wenn nichts im Garten blüht und die laubabwerfenden Gehölze keine Farbe zeigen – reizvolle Hingucker. Jetzt treten die geometrischen Strukturen noch deutlicher hervor und geben dem Auge des Betrachters Halt. Schnee und Reif auf den Pflanzenskulpturen verleihen dem winterlichen Garten oftmals einen märchenhaften Charakter.
Gliederung und Rahmen
In deutschen Gärten sind es natürlich vor allem die Hecken, die in Form gebracht werden. Niedrige Hecken und Beeteinfassungen, z.B. aus Buchsbaum, dienen zur Strukturierung der Fläche. Deutlich erkennbare gerade Wege, gesäumt von niedrigen Hecken, verstärken den symmetrischen Eindruck eines Geländes. Höhere Hecken schaffen einzelne Gartenräume und können außerdem den äußeren Rahmen eines Geländes bilden. Einige Heckenpflanzen lassen sich auch zu schönen bogenförmigen Durchgängen heranziehen. Für einen Torbogen eignen sich allerdings nicht alle schnittverträglichen Gehölze. Wichtig ist, dass die Pflanzen wuchsfreudig genug sind, um den Bogen relativ schnell und dicht zu schließen. Landschaftsgärtner empfehlen hier vor allem Hainbuche und Feld-Ahorn.
Eckige Bäume
Auch manch hoher Baum kann durch gezielten Einsatz der Schere zu einem besonderen Schmuckstück für den Garten werden. Formbäume benötigen weniger Fläche als ihre Artgenossen, die nicht regelmäßig zurechtgestutzt werden. In Kastenform geschnitten können Linden beispielsweise sogar im Vorgarten wachsen. Eine Reihe von Bäumen mit kastenförmiger Krone an der Südseite eines Hauses ist nicht nur ein Blickfang, sondern wirkt auch wie ein schattenspendendes Vordach. Als Spalier gezogen benötigen Formbäume sogar noch weniger Platz und können ein Gebäude vor Wind und Sonneneinstrahlung schützen. In Baumschulen werden diese Gehölze über mehrere Jahre durch gezielte Kulturmaßnahmen entsprechend herangezogen. Bei Dachplatanen beispielsweise, die im Garten als grüner Sonnenschirm dienen, werden die Leittriebe gekürzt und die Seitentriebe mit einem speziellen Gerüst in die gewünschte waagerechte Wuchsrichtung gebracht.
Einheitlich oder abwechslungsreich
Viele moderne Gärten werden heute häufig streng formal gestaltet. Anders als bei den Außenanlagen von Barockschlössern dominieren dabei nicht mehr verspielte Muschel- oder Schneckenformen. Gerade Linien bestimmen das Bild; man setzt ganz auf Formgehölze und geometrisch angelegte Flächen und hält sich mit Farben zurück. Solche Gärten haben ihre Liebhaber, weil sie Ruhe und Sachlichkeit ausstrahlen. Wer es aber eher abwechslungsreich und vielfältig mag, kann Formgehölze natürlich auch nur vereinzelt einsetzen: Entweder wird lediglich ein bestimmter Bereich des Gartens formal gestaltet – z.B. der Vorgarten – oder die beschnittenen Pflanzen werden gezielt als Kontrast zu einem ansonsten eher naturnah angelegten Garten verwendet. Die Kombination von formalen Gartenstrukturen und Pflanzen mit natürlichem Habitus hat eine lange Tradition: Man denke nur an den klassischen Bauerngarten. Hier bieten niedrig geschnittene Buchsbaumhecken den ordnenden und schützenden Rahmen für Blumen und Gemüsepflanzen, die sich in den Beeten frei entfalten.
Damit die markante Silhouette eines Formgehölzes auf Dauer erhalten bleibt, ist ein regelmäßiger Rückschnitt notwendig. Immergrüne Nadelgehölze werden normalerweise einmal jährlich geschnitten; bei Laubgehölzen ist diese Arbeit meist zweimal pro Jahr notwendig. Je nachdem, ob das Gehölz noch wachsen soll oder nicht, wird ein kleiner oder großer Anteil des Neuzuwachses weggenommen. Um Kegel und Kugeln immer wieder exakt hinzubekommen, können auch Schablonen zum Einsatz kommen, die für den Schnitt an die Pflanze angelegt werden.
TEXT und FOTOS: BGL