Wenn wir es den Schmetterlingen im Garten gemütlich machen und noch dazu Raupenfutterpflanzen anbieten, werden wir die Welt ein bisschen besser und bunter machen.

Grundausstattung
Viele Tagfalter sind wahre Sonnenanbeter. Im Garten freuen sie sich daher über windgeschützte, sonnige Plätze. Eine frei wachsende Hecke aus heimischen Sträuchern als Gartengrenze ist sowohl Windschutz als auch Larvalhabitat. Trockenmauern und Wege aus Naturstein heizen zusätzlich ein. Bei viel Platz pflanzen Sie Bäume – dadurch erweitern Sie den Horizont für Raupen und auch für Vögel ganz enorm. Die absoluten Spitzenreiter mit den meisten Falterarten auf höchstem Niveau sind Eichen.
In einen mittelgroßen Garten passt die Säulen-Eiche (Quercus robur ‘Fastigiata’), für den Reihenhausgarten sind Obstbäume auf schwachwachsender Unterlage, Säulen- Hainbuche, Weißdorn als Hochstamm und Säulen-Buche besser geeignet.
Rüsselgerechte Schmetterlingsblüten
Falter lieben Blüten mit langen Röhren, aus denen sie mit ihrem Rüssel Nektar trinken. Zu den geeigneten Schmetterlingsblumen gehören Nelkengewächse, Korbblütler wie Sonnenhut und Margerite, Phlox, aber auch viele Schmetterlingsblütler.
Im Frühling punkten Primeln und Krokusse. Nachtfalter bevorzugen weiße oder gelbe Blüten, die im Dunkeln zu leuchten scheinen. Trotzdem verlassen sie sich zusätzlich auf ihren Geruchssinn. Falls Sie im Zweifel sind, ob eine exotische Blüte für Falter geeignet ist, geben Form und Farbe Auskunft: Rote Blüten mit kurzer Röhre und ohne Duft sind für Kolibris vorgesehen, die nicht gut riechen können, aber gut gucken. In unseren Breiten, wo keine Kolibris vorkommen, kann man Hummeln und Tagfalter an solchen Blüten eher antreffen als Nachtfalter.
Helle Blüten mit langer Röhre und am besten noch mit Duft sind dagegen für nächtliche Besucher gedacht, zum Beispiel Wald-Geißblatt, Seifenkraut, Phlox, Nachtkerze, Wunderblume (Mirabilis) und Tabak. Besonders der Wald-Tabak (Nicotiana sylvestris) ist für den Garten gut geeignet und lässt sich wie eine Geranie frostfrei überwintern.
Am liebsten heimische Kost
Während Schmetterlinge bei Nektarpflanzen keine Zimperlieschen sind und auch fremdländische Arten anfliegen – schließlich gibt es überall auf der Welt hungrige Falter – sind sie bei der Auswahl der Babynahrung für den Nachwuchs wählerischer. Am besten sind daher heimische Pflanzen. Kirschlorbeer, Rhododendron und Thuja sind dagegen eher Appetitzügler. Ein Grundstock der Local Heros unter den Gehölzen, wie Hasel, Liguster, Wildrosen, Johannisbeere und Blasenstrauch, sollte daher in keinem Garten fehlen. Und doch gibt es einige exotische Pflanzen, die als Raupenaufzuchtstation in Frage kommen, Hauptsache, die inneren Werte stimmen mit denen des heimischen Pendants überein. Kapuzinerkresse und Spinnenblume zum Beispiel enthalten Senföle, sodass sie von Kohlweißlingen als Kohlsurrogat betrachtet werden. Fuchsien, Wilder Wein und Fleißige Lieschen munden den Raupen des Mittleren Weinschwärmers, weshalb er im Siedlungsbereich zu den häufigeren Arten gehört. Der Totenkopfschwärmer als Kulturfolger ernährt sich wie wir gern von Kartoffeln, allerdings bevorzugt er das Laub. Am Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) aus Asien schließlich werden die Raupen vieler Nachtfalter gefunden. Gerade die Nachtschwärmer unter den Schmetterlingen sind immer für eine Überraschung gut.
Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit der Brennnessel?
Die amerikanischen Gartenbesitzer haben es gut: Das Flaggschiff unter den Tagfaltern, der reisefreudige Monarch (Danaus plexippus), legt seine Eier an die schönen Seidenpflanzen (Asclepias). Unsere prächtigsten Schmetterlinge fressen ausgerechnet an der unbeliebtesten Pflanze überhaupt, der Brennnessel. Ihre unscheinbaren Blüten wären ja noch zu verschmerzen, wenn die Unberührbare nicht jeden unserer Annäherungsversuche bestrafen würde. Wenn Sie viel Platz haben, spendieren Sie den Raupen ruhig ein Fleckchen. Die Nessel-Schnabeleule oder der Brennnesselzünsler werden sich freuen – die begehrten Tagfalter aber nur, wenn ihnen das Kleinklima zusagt. Und wenn wir der Nessel nicht gerade den besten Platz im sonnigen Staudenbeet zugestehen, wird sie von einigen Arten verschmäht.
Ein anderes Sorgenkind ist der wuchernde Hopfen (Humulus lupulus), eine heimische kletternde Staude, die unter anderem von C-Falter-Raupen gefressen wird. Ohne Wurzel- sperre ist sie im kleinen Garten grenzwertig.
Königsdisziplin: Eine Blumenwiese
Bei genug Platz können Sie eine Blumenwiese anlegen. Doch damit es auch Blumen und nicht nur Gräser gibt, muss der Boden mager sein. Das Problem ist hier nicht der Stickstoff, der mit dem Regen rasch ausgewaschen wird, sondern ein zu hoher Phosphatwert. Dieser hält sich hartnäckig.
Es gibt verschiedene Methoden für eine Magerkur. Die aufwändige, aber schnellere, besteht darin, den nährstoffreichen Oberboden abzutragen. Sand- und Schotterbeigaben und die Aussaat von Klappertopf (Rhinanthus) verleiden dominanten Gräsern das Wuchern.
Die weniger schweißtreibende Variante erfordert Geduld: Wenn Sie die Fläche immer wieder mähen und das Schnittgut entfernen, wird der Boden mit der Zeit mager. Je nährstoffreicher eine Fläche ist, umso öfter muss gemäht werden. Nach ein paar Jahren der Diät können Sie die Wiese im Herbst oder Frühling vertikutieren und eine Saatmischung ausbringen. Der Maulwurf ist ein gern gesehener Gast, da er offene Stellen aufwirft, an denen sich Blumen aussäen können.
Seien Sie nicht enttäuscht, wenn es trotz aller Mühen keine Bilderbuchblumenwiese wird. Wiesen-Schaumkraut stellt sich sogar in fetten Zeiten ein und ist ein Paradies für den Aurorafalter – allerdings nur, wenn die Raupen sich zur Verpuppung in ein nahes Gebüsch retten können, denn wenn sie zu sehr am Schaumkraut hängen, werden sie beim Mähen verhackstückt. Für den Aurorafalter gibt es leider nur falsche Mähzeit- punkte – irgendwas ist immer.
In jedem Fall sollte das Mähgut nach der Mahd entfernt werden, aber erst nach ein paar Tagen, damit Insekten noch Zeit zur Flucht haben. Die optimale Schnitthöhe liegt bei 8–10 cm, am schonendsten ist die Sense. Eine bunte Sommerwiese können Sie zwischen Mitte Mai und Mitte Juni mähen. Mähen Sie immer nur einen Teil, damit den Insekten nicht alle Blumen gleichzeitig verloren gehen, nach sechs Wochen ist dann die andere Hälfte dran. Halten Sie sich mit dem Rasenmäher Wege durch die Wildnis frei, damit Sie das bunte Treiben beobachten können.
Eine perfekte Ergänzung zur Wiese ist eine Trockenmauer. Sie sorgt für eine Wärmeinsel, Falter wie das Braunauge lieben das so aufgewärmte, trockene Gras. Einige Steine dürfen ruhig ein kleines Dach über dem Gras bilden, denn das Braunauge ist etwas wasserscheu.
Die Farbe Lila: Buntlaubige Gehölze
Viele für Vögel schmackhafte Raupen wären gern unsichtbar: Sie sind so grün wie das Laub, möchten tagsüber nicht durch eine falsche Bewegung auffallen und hoffen so in Ruhestellung, nicht gefressen zu werden. Die Tarnung fliegt jedoch an fehlfarbigen Gehölzen sofort auf. Viele Ziersträucher und Bäume gibt es zum Beispiel mit violettem oder gelbem Laub. Hier sind Vögel im Vorteil. Setzen Sie daher ungewöhnliche Laubfarben bei beliebten Futterpflanzen wie Buche oder Traubenkirsche nur sparsam Akzente ein.
Die lästigen Zweijährigen
Einige zweijährige Pflanzen kommen bei Schmetterlingen so gut an, dass der Aufwand mit der Aussaat lohnt. Hat man sie einmal im Garten, säen sie sich selbst aus. Leider geschieht das bei manchen Kandidaten erst im Frühjahr, nachdem die Samen den ganzen Winter über an den Stängeln faul herumgehangen haben. So gibt es eine unschöne Blühlücke alle zwei Jahre und auch kein Futter für die Raupen. Möchten
Sie also Nachtviole und Einjähriges Silberblatt, die beide nicht von der schnellen Truppe sind, anbieten, müssen Sie in den ersten beiden Jahren im Frühjahr neues Saatgut ausbringen. Danach geht alles wie von selbst, solange Ihr Garten vakante Stellen für die Selbstaussaat bereithält.
Alles muss versteckt sein
Auch Schmetterlinge müssen mal schlafen oder sich bei schlechtem Wetter unterstellen. Nachtfalter verstecken sich tagsüber vor Vögeln, bevor diese am Ende Schmetterlinge im Bauch haben. Begehrt sind Holzstöße, Stapel leerer Blumentöpfe, Reisighaufen, Grasbüschel oder ein Dickicht aus Kletterpflanzen. Eine mit Efeu bewachsene Wand ist besonders begehrt, da sie das ganze Jahr über schützt. Die Hausmutter (Noctua pronuba) geht noch einen Schritt weiter: Sie verschläft den Tag am liebsten im Haus. Zielsicher kommt sie in der Morgendämmerung durch ein geöffnetes Fenster hinein und möchte am Abend bitteschön einen Escort- Service nach draußen bekommen.
Schmetterlinge eisgekühlt
Wenige Arten überwintern als Falter, darunter unsere schönsten: Der Zitronenfalter ist mit allen Wassern gewaschen und lässt sich an einem Ast sitzend einfach einschneien und durchfrieren – Frostschutzmittel in seinem Körper machen es möglich. Kleiner Fuchs, Admiral und Tagpfauenauge dagegen sind echte Kulturfolger und als solche recht häuslich. Am liebsten verbringen sie den Winter gut geschützt im Gartenschuppen oder auf dem Dachboden. Auch in ungeheizte Wohnräume dringen sie ein. An ihren Schlafplätzen möchten sie nicht gestört oder gar durch eine Heizung aufgeweckt werden. Im Frühling hilft ihnen ein an schönen Tagen geöffnetes Fenster oder eine Tür, wieder an die frische Luft zu kommen. Der größte Teil der heimischen Arten überwintert aber als Ei, Raupe oder Puppe. Ihnen können wir helfen, indem wir es mit der Ordnung im Herbst nicht übertreiben. Das Laub darf auf den Beeten liegenbleiben, Stauden werden erst im Frühling von ihren alten Stängeln erlöst und Sträucher nicht komplett heruntergeschnitten, sondern nur ausgelichtet, wenn sie zu groß werden. Das Schnittgut bleibt am besten noch eine Weile im Garten liegen, um eventuell daran befestigten Püppchen noch eine Chance zum Schlüpfen zu geben. Falls bei einzelnen Arten besondere Schnitttermine gelten, ist dies bei den Pflanzenporträts vermerkt.
FOTO © Elke Schwarzer/Verlag E. Ulmer
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Elke Schwarzer
Mein Schmetterlingsgarten – Schöne Pflanzen für Falter und Raupe
Preis:EUR [D] 16,95 | EUR [A] 17,50 | CHF ca. 21,90
ISBN: 978-3-8186-0378-6
Verlag: Eugen Ulmer
Gärten werden für Schmetterlinge als Zufluchtsort und Nektartankstelle immer wichtiger. Die Falter und ihre Raupen brauchen nur bestimmte Pflanzen, um sich wohl zu fühlen und schon flattern die filigranen Insekten über die hübsch blühenden Beete. In den Buch erklärt Elke Schwarzer anhand vieler Fotos und gespickt mit zahlreichen persönlichen Tipps, welche Blumen und Sträucher Schmetterlingen als Nektar- oder Raupenfutterpflanze dienen und wie diese am besten in die eigene Gartengestaltung integriert werden können.