Ein Muss für Liebhaber englischer Gartenkultur ist Wisley Garden in der Grafschaft Surrey. Er ist eine der ältesten Anlagen der königlichen Gesellschaft für Gartenbau und zu allen Jahreszeiten einen Besucht wert.
Vielfalt ohnegleichen
Der älteste erhaltene und bekannteste RHS-Garten (Royal Horticultural Society, „Königliche Gartenbaugesellschaft“) ist zu allen Jahreszeiten schön. Seine Farben, Düfte und weiten Flächen sprechen Familien, Schüler, Gartenclubs, Gartenbaustudenten und Tagesausflügler an, er zählt daher zu den beliebtesten Ausflugszielen und Gärten Großbritanniens. Er ist außerdem das Forschungs- und Sichtungszentrumder RHS und kommt dank des Investitionsprogramms in den Genuss neuer Anlagen.
Im Laufe der Jahre hat der Garten alle Aspekte der Hortikultureinbezogen – von Rasen und Bäumen über alpine und tropische Gewächshäuser bis zu Arealen für Obst, Gemüse und Kräuter – und ungeheuren Einfluss gewonnen. Er hat die größte Sammlung kultivierter Pflanzen überhaupt, die hier in höchster Qualität wachsen, und ist sozusagen ein lebendiger Pflanzenkatalog. Hinzu kommen historisch und national bedeutende Artensammlungen. Die Rhododendren-Sammlung etwa (die im 19. Jahrhundert begonnen wurde) umfasst weit über 1000 Arten und Hybriden, von denen 500 selten sind oder kaum noch in Gärten stehen. Zu sehen sind auch über 300 Kamelien-, über 200 Magnolien-Arten und Sorten, 730 Apfelsorten und viele sogenannte Rekordbäume, die jeweils größten ihrer Art in Großbritannien.
Es begann mit George Fergusson Wilson, einem passionierten Gärtner und früheren Schatzmeister der RHS, der sich 1878 in Wisley Land kaufte, um einen experimentellen Garten anzulegen, den er »Oakwood« nannte. Er ließ sich von den Büchern des »wilden« Gartengestalters William Robinson inspirieren und bat die berühmte Gertrude Jekyll um Mithilfe. Der Garten war schon bald für seine Sammlungen von Enzianen, Japanischen Sumpf-Schwertlilien, Lilien, Primeln und Wasserpflanzen bekannt. Nach Wilsons Tod erwarb Sir Thomas Hanbury 1903 das Anwesen und die benachbarte Glebe Farm und schenkte die insgesamt 24 Hektar Land der RHS. Die Anlage wurde stark erweitert und umfasst heute 70 Hektar Garten sowie 135 Hektar Wald und Wiesen.
1905 entstanden dort, wo heute das lang gestreckte Bassin des Jellicoe Canal liegt, die ersten Gewächshäuser. Danach folgte der Steingarten; zum Transport der riesigen Sandsteinblöcke aus Sussex mussten von der Hauptstraße aus Schienen verlegt werden. Um eine natürlich anmutende Landschaft zu schaffen, richtete man die Steine so aus, wie sie ursprünglich in den Fels gebettet waren.
Mit dem Garten wuchs auch die Zahl der Mitarbeiter und Studenten und daher wurden mehr Räume für Forschung und Lehre benötigt. Den Auftrag für das neue Laboratorium erhielt ein Architekturbüro aus der Region, das ein Gebäude im Stil der Tudorzeit entwarf und ganz im Sinne der Arts-and-Crafts-Bewegung mit recycelten Materialien aus alten Landhäusern errichten ließ. 1916 war es fertiggestellt, heute ist es ein Wahrzeichen von Wisley.
Dem Laboratorium gegenüber, am anderen Ende des Jellicoe Canal, steht der Wasserlilien-Pavillon, dahinter liegt der zweigeteilte ummauerte Garten. Ein Bereich ist dem Parterre gewidmet, dort testet man, welche Pflanzen sich anstelle des traditionellen Buchsbaums (Buxus) für Einfassungen eignen. Der andere steht mit verschiedenen Funkien (Hosta) und hohen Chinesischen Hanfpalmen (Trachycarpus fortunei) ganz im Zeichen von Textur und Laub.
Das Wäldchen »Oakwood« (Eichwald), früher als der »wilde Garten « bekannt, ist so vielfältig bepflanzt wie kein anderes Areal des Gartens. Der feuchte, fruchtbare Boden und der lichte Schatten sind für krautige und knollige Waldpflanzen wie Funkien, Primeln und Waldlilien ideal. Kamelien, Rhododendren und Magnolien zaubern im Frühling Farben, im Frühsommer blühen Kandelaber-Primeln, Fingerhut, Riesenlilien (Cardiocrinum giganteum) und die Ramblerrose Rosa ‘Paul’s Himalayan Musk’ klettert zartrosa dem Laubdach der Bäume entgegen. Am Rand des Wäldchens, dem Steingarten gegenüber, kontrastieren Mammutblätter (Gunnera manicata) mit der winzigen, nur 5 Zentimeter hohen Gunnera magellanica. Im Spätherbst und Frühwinter kommt die Zeit der ersten Kamelien, die weißblühende Camellia sasanqua ‘Alba’ schickt ihren Duft in die November- und Dezemberluft. Im Spätwinter dann leuchten die spinnenzarten Blüten der Zaubernuss (Hamamelis).
Die berühmte gemischte Doppelrabatte rahmt den sanft zum Battleston Hill ansteigenden Rasenstreifen ein. 130 Meter lang, vom späten Frühling bis in den Herbst reich an Farben und Texturen, ist sie wohl vom Mitt- bis Spätsommer am schönsten. Struktur verleihen ihr Sträucher und Bäume wie der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), der Gold-Trompetenbaum (Catalpa bignonioides ‘Aurea’), der Weißbunte Hartriegel (Cornus alba ‘Elegantissima’), dessen Rinde im Winter rot leuchtet, und verschiedene Sommerflieder (Buddleja davidii).
Ihr Farbverlauf beginnt mit kühlen Pastelltönen, geht in der Mittezu warmen, kräftigen Farben über und klingt in kühlen wieder aus. An den kühlen Enden stehen ausdauernde Pflanzen mit silbrigen Blättern und weißen, blauen und violetten Blüten, in der Mitte dominieren Kirschrosa bis Knallrot und Gelb über dunklem Laub. Im Spätsommer und Herbst wiegen sich die fedrigen Fruchtstände der Gräser neben Dahlien, Fetthennen, Salvien und Eisenhut.
Vom alten Garteneingang führt nun ein neuer Glyzinienweg zur Doppelrabatte, bald wird er in jedem Mai einen herrlich violetten Tunnel formen und die ohnehin schon eindrucksvolle Glyziniensammlung von Wisley abrunden. Gepflanzt wurden zwei langtraubige Sorten (Wisteria floribunda): die dunkle ‘Royal Purple’ und die hell malvenfarbene ‘Kimono’. Damit der Weg das ganze Jahr über interessant ist, rahmen ihn zwanzig unterschiedliche Formbäumchen.
An den Hängen des Battleston Hill breitet sich ein Waldgarten aus, der im Frühjahr besonders schön ist, wenn unzählige Kamelien, Magnolien, Rhododendren und Azaleen, die im sauren Boden von Wisley prächtig gedeihen, ihre Blüten entfalten. Ein gewundener Spazierweg führt an seltenen, voll entwickelten Bäumen vorbei, etwa dem Chinesischen Surenbaum (Toona sinensis ‘Flamingo’), dessen Laub im Frühling flamingorosa leuchtet. Eine Senke birgt einen Totholzgarten mit Farnen, Baumfarnen, Palmen und raren, erst 1994 in Australien entdeckten Wollemien.
Südlich des Battleston Hill liegen die »Mediterranen Terrassen«, eines der wenigen Areale des Gartens mit einem geographischen Thema. Sie wurden erstmals 1990 angelegt und 2012 dann neu bepflanzt. In der sonnigen Lage, auf gut drainiertem, sandigem Boden wachsen hier Arten aus Chile, Neuseeland, Australien und Südafrika wie Eukalyptus, im Winter blühende Akazien, kältetolerante Kakteen und Sukkulenten. Viele der Bäume und Sträucher enthalten ätherische Öle, deren Duft an heißen Tagen über den Terrassen schwebt.
Von hier hat man einen schönen Blick auf den Sichtungsgarten. Zier- und Nutzpflanzen werden auf einer Fläche von 2,4 Hektar auf ihre Garteneignung geprüft, die besten erhalten den Award of Garden Merit der RHS (siehe auch Seite 202–205). Im Frühling und Sommer haben die lang gestreckten Beete, in denen einzelne Arten und Sorten en masse wachsen, ihren ganz eigenen Reiz.
2017 wurde anstelle eines müde gewordenen Teerosengartens der »Exotische Garten« geschaffen. Seine Pflanzen, die in einem typisch englischen Sommer gut gedeihen, vermitteln ein geradezu tropisches Gefühl. Man könnte ihn als einen formal angelegten Garten mit informeller Bepflanzung bezeichnen – Palmen und robuste Bananenstauden liefern vielförmiges großblättriges Grün, Cannas (Blumenrohre), Ingwergewächse und Dahlien setzen leuchtende Farbtupfer. Wenn im Winter die meisten Pflanzen zum Schutz gegen Frost warm eingepackt sind, bietet sich den Besuchern eine surreal anmutende Szenerie.
Der 1910–1912 angelegte Steingarten für alpine Pflanzen gehört zu den ältesten und eindrucksvollsten Elementen von Wisley. Am steilen, nach Norden gelegenen Hang wachsen Pflanzen, die Kühle und Schatten bevorzugen, auf Felsvorsprüngen sonnenliebende. Zahlreiche Pfade winden sich um die Felsen und Weiher, die durch Bäche und Kaskaden miteinander verbunden sind. Im oberen Bereich stürzt ein dramatischer Wasserfall in eine japanische Landschaft. Sein Wasser sammelt sich weiter unten im langen Teich, über den sich eine mit Wisteria floribunda f. multijuga behangene Brücke spannt. An den Rändern blühen Sumpf-Schwertlilien (Iris pseudacorus) und asiatische Kandelaber-Primeln.
Zum Ufer fällt sanft die »Alpine Wiese« ab. Im Frühling und Herbst breiten Zwiebel- und krautige Pflanzen bunte Blütenteppiche aus. Den Anfang macht am oberen Hang eine große Sammlung von Schneeglöckchen, im Vorfrühling dann breiten sich die ersten Krokusse, Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) und Frühlings-Krokus (Crocus vernus), zartlila aus. Im Vollfrühling wird die Wiese von Tausenden Reifrocknarzissen (Narcissus bulbocodium) in leuchtendes Gelb getaucht. Im Spätfrühling folgen filigrane Hundszahn-Lilien (Erythronium dens-canis), Schachbrettblumen (Fritillaria meleagris) und Anemonen, die im Frühsommer den Knabenkräutern (Dactylorhiza) Platz machen. Bis in den Spätsommer bleibt die Wiese ungemäht, damit die Pflanzen sich vermehren, Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung bieten können; der Schnitt erfolgt, bevor sich die Pracht- Herbst-Krokusse (Crocus speciosus) zeigen.
In zwei Alpinenhäusern wachsen Pflanzen aus aller Welt (Gewächshäuser sind nötig, weil alpine Pflanzen wohl viel aushalten, den englischen Regen aber nicht). Im alpinen Ausstellungshaus stehen die Pflanzen in Töpfen und Schalen, die in leicht erhöhte, mit Sand befüllte Beete gesenkt sind. Sie werden regelmäßig ausgetauscht, damit die Besucher sie in voller Blüte erleben. Im alpinen Landschaftshaus versucht man dagegen, ihr natürliches Habitat nachzubilden. Schwer zu kultivierende Pflanzen wachsen dauerhaft in einer Rinne zwischen 1,5 Meter hohen »Klippen«. Vor den Häusern gedeihen alpine Pflanzen, die wenig Platz brauchen, in Trockenmauern, Steintrögen und einem Felsspaltengarten.
Die RHS hatte von Anfang an eine hervorragende Sammlung von Obstbäumen. In Wisley stehen nach ihrer Reifezeit gegliedert, in Tafel-, Brat, Back- und Kochäpfel gruppiert über 700 Sorten, außerdem 175 Birnen- und 100 Pflaumensorten. Auch Sorten, die sich besonders gut für Fruchtweine eignen oder krankheits- und schädlingsresistent sind, findet man hier. Im Schaubereich erhalten die Besucher Anregungen, wie sie Obstbäume auf schwachwüchsigen Unterlagen an verschiedenen Spalierformen und Pyramiden ziehen können – das setzt nicht nur aparte ornamentale Akzente, sondern eignet sich auch perfekt für kleine Gärten. Wer wissen möchte, wie manche dieser Sorten schmecken, kann am Besuchereingang Obst kaufen.
Als Aussichtspunkt, u. a. über den Obstgarten, wurde ein künstlicher Hügel geschaffen, dem Rosmarin und Lavendel Struktur und Duft verleihen. Nicht weit entfernt liegen die Beete für Rhabarber, Feigen, Erdbeeren und anderes Beerenobst, darunter auch die Nationale Pflanzensammlung Roter und Weißer Johannisbeeren. 2004 wurde ein kleiner Weingarten gepflanzt, in dem die weißen Rebsorten ‘Phönix’ und ‘Orion’ wachsen. Die jährliche Ernte wird zu trockenem Wisley-Wein verkeltert und verkauft.
Im beliebten Gemüsegarten kann man sich davon überzeugen, wie gut sich essbare neben Zierpflanzen ausmachen. Hier werden 100 verschiedene Gemüsearten angebaut, daneben ausdauernde Feldfrüchte wie Spargel, Meerkohl und Topinambur sowie Schnittblumen und Blütenpflanzen, die bestäubende Insekten anlocken. In kleinen Gewächshäusern gedeihen wärmeliebende Auberginen, Chilis, Gurken und Tomaten. Wer weniger Platz hat, kann sich Anregungen holen, wie man essbare Pflanzen in Kübeln und Töpfen zieht.
Der Kräutergarten liefert essbare Samen, Wurzeln, Blüten und Blätter – manchmal ist sogar die ganze Pflanze genießbar – zum Würzen, Aufgießen oder pur Genießen. Hier stehen verschiedene Thymiansorten und Minzen sowie 40 verschiedene Pflanzen, mit denen man Tee zubereiten kann, von der Teepflanze Camellia sinensis bis zu Lorbeer, Kornblume und Petersilie. Im Winter präsentiert sich der Garten als Fachwerk aus strauchartigen immergrünen Kräutern wie Salbei, Rosmarin und Thymian.
Vom Aussichtshügel bis zum großen Gewächshaus hinunter erstrecken sich die sanft abfallenden, langen »Glasshouse Borders«, die 2001 nach einem Masterplan des niederländischen Gartenarchitekten Piet Oudolf angelegt wurden. In den Rabatten wachsen vor allem nordamerikanische Präriepflanzen in diagonalen Streifen oder »Flüssen«, die sich aus jeweils drei Arten zusammensetzen. Im Laufe der Jahre wurden viele Pflanzen ausgetauscht, die Anlage bleibt aber Oudolfs naturalistischem Stil treu. Den Hauptakzent setzen Gräser und ausdauernde Pflanzen, die sich im durchlässigen, nährstoffarmen Boden wie in der freien Natur ungehindert entfalten dürfen. Sie werden von den Gärtnern weder hochgebunden noch gedüngt oder bewässert. Im Sommer dominieren Blau- und Violettschattierungen mit Bändern (oder Drifts) in kühlen Farben, eingestreuten Pinktönen und samtigen weißen Blüten. Im Vollherbst sind schimmernde filigrane Gräser und die anmutigen Fruchtstände der Stauden die Hauptattraktion.
Um das Gewächshaus legt sich im großzügigen Bogen eine 2007 vom britischen Gartengestalter Tom Stuart-Smith geschaffene Landschaft. Ihre dramatischen Staudenbänder werden von Hecken und Zylindern aus gestutzten Buchen gefasst. Die Gestaltung verbindet die Bepflanzung im Gewächshaus mit dem übrigen Garten, Bergenien und Nieswurz etwa leiten zum schattigen »Oakwood« über. Nach Westen hin spiegelt die trockener wirkende Landschaft das Pflanzschema der ariden gemäßigten Zonen im Glashaus wider. 2018 kamen zwei Präriewiesen mit Pflanzen aus Nordamerika und Südafrika hinzu.
Das riesige Gewächshaus wurde zur 200-Jahr-Feier der Gesellschaft 2004 errichtet. Drei Jahre später weihte Königin Elisabeth II. es offiziell ein. Inzwischen haben Tausende von Schulkindern auch das angeschlossene Lernzentrum besucht, um mehr über Pflanzen zu erfahren und die Freuden des Gärtnerns zu erleben.
In den drei Klimazonen des Gewächshauses werden Pflanzen gezeigt, die schwer zu kultivieren, selten oder bedroht sind – auch so manche altvertraute »Zimmerpflanze«. Im schattigen östlichen Teil wird die feuchte gemäßigte Zone auf 8 bis 12 Grad Celsius temperiert. Hier wachsen Pflanzen aus den gemäßigten Regenwäldern Südamerikas und Australasiens: Farne und Bodendecker breiten sich unter Sträuchern und Epiphyten aus, über denen sich das Laub von Bäumen und Baumfarnen wölbt. Südamerikanische Kletterpflanzen und Lilien, nordamerikanische Schlauchpflanzen und asiatische Ingwergewächse gedeihen neben einem subtropisch anmutenden Wasserfall, der auch das sinnliche Geräusch strömenden Wassers beisteuert.
Die trockene gemäßigte Zone ahmt mit ihrer von Geröll und Felsen durchzogenen Landschaft Halbwüsten und Wüsten nach. Sie ist spärlich, aber divers mit zähen, langsam wachsenden, oft auch stachligen Arten von merkwürdiger Schönheit bepflanzt, die noch den winzigsten Tropfen Wasser speichern. Wüstenkakteen, Sukkulenten und andere dürretolerante Pflanzen aus so weit auseinanderliegenden Ländern wie Chile und Madagaskar, den Kanaren und Australien gedeihen in dieser scheinbar feindlichen Umgebung.
Die tropische Zone wird von Hitze, Feuchtigkeit und üppigem Wuchs bestimmt, von den Blättern der Palmen, Bananenstauden, Bromelien und schnell wachsenden Kletterern. Besucher staunen immer wieder, wie groß bekannte Zimmerpflanzen wie die Efeutute (Epipremnum aureum) hier werden. Tropische Wasserlilien und andere Wasserund Feuchtlandpflanzen fühlen sich im warmen Dschungeltümpel wohl. Manchmal setzen in den Wintermonaten exotische Schmetterlinge wie der Blaue Morphofalter (Morpho peleides) mit seinen metallisch-blauen Flügeln erfreuliche faunische Farbtupfer.
Jeder traditionelle, lang etablierte Garten mit hohen Besucherzahlen und großem Renommee muss sich vor Stillstand hüten. In Wisley setzt man heute auf Wandel. Um noch mehr Menschen anzuziehen, werden immer neue Attraktionen geschaffen wie etwa der »Exotische Garten« und eine neue Heidelandschaft. Im »Conifer Lawn«, auf dem seit den schweren Stürmen der 1990er-Jahre nur noch wenige Koniferen stehen, blühen im Frühjahr 120 000 violette und weiße Krokusse. Im Bereich »Seven Acres« dagegen richtet sich der Fokus auf die Winterbepflanzung.
Diese neuen Elemente und eine erfrischende Dynamik brachte Matthew Pottage, der bisher jüngste Direktor von Wisley, in den Garten. Er lässt sein Team aus 75 fest angestellten Gärtnern sowie Studenten und Freiwilligen Ideen entwickeln und mitentscheiden, die Gärtner ermutigt er, in ihren Bereichen selbstverantwortlich zu wirken (nicht zuletzt, um Wisley als Arbeitsplatz attraktiv zu machen).
Im Garten, der sich früher jedem Wandel zu widersetzen schien, ist vieles in Bewegung geraten. Um seinen Ruf in der Welt des Gartenbaus zu wahren und zu steigern, hat Wisley in die Zukunft investiert. Sobald langjährige Besucher in den modernen, von Christopher Bradley-Hole gestalteten Eingangsbereich treten, werden sie sich (wohl zum ersten Mal seit Jahrzehnten) kaum entscheiden können, was sie zuerst sehen möchten – die Ausstellungen im alten Laboratorium oder die drei neuen Themengärten am National Centre for Horticultural Science and Learning …
TITELFOTO © RHS, aus: Gärtnern aus Leidenschaft, Gerstenberg Verlag, restliche Fotos: GARTENZAUBER
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Matthew Biggs; Anke Albrecht (Übers.)
Gärtnern aus Leidenschaft – Die Royal Horticultural Society
ISBN 978-3-8369-2165-7
EUR (D) 38.00 | EUR (A) 39.10
Dieses Buch bringt den Leser zum Herzstück der Royal Horticultural Society. Matthew Biggs führt uns hinter die Kulissen dieser wohltätigen Organisation, schildert ihre Aktivitäten und Leistungen. Vor allem aber zeigt er die Hingabe, mit der sich die RHS dem Wohl der Pflanzen widmet, wie sehr Gärtnern Menschen weltweit verbindet und welche Freude der Umgang mit der Natur bereitet.