So mancher ist froh, dass der Garten endlich Winterpause hat, doch andere werden ganz unruhig bei dem Gedanken, nichts draußen tun zu können – vielleicht liegt es auch an dem Bedürfnis nach frischer Luft. Wer also noch verzweifelt auf der Suche nach etwas Gartenarbeit ist, bekommt hier ein paar Tipps, die sogar äußerst sinnvoll sind: Jetzt im Winter kann man…
Obstbäume – bitte einmal bürsten und streichen!
Baumpflege vom Feinsten. So geht’s: Alte Baumstämme sollten gebürstet werden, da sie im Laufe der Jahre eine lockere, brüchige Rinde (Borke) bilden, unter der viele Schädlinge überwintern, etwa Spinnmilben und Apfel-Gespinstmotten. Die müssen samt Borke weg – am besten entfernt man sie mit einem sogenannten Baumkratzer oder einer einfachen Drahtbürste. Legen Sie ein Stück Pappe darunter, fangen das Abgekratzte auf und werfen es dann in die Mülltonne.
Sind Stamm und Astansätze abgebürstet, ist der Baum vorbereitet für die zweite Pflegerunde, das Kalken oder Weißen. Dazu nimmt man einen speziellen Weißanstrich (gibt es von Neudorff oder Dr. Stähler im Fachhandel) oder eine selbstgemachte Kalkmilch. Kalkpulver bekommt man im Baummarkt; das Pulver einfach mit Wasser zu einer sämigen Milch anrühren und mit dem Pinsel auftragen. Wichtig ist, dass der ganze Stammbereich gekalkt wird. Was aussieht wie moderne Landschaftskunst oder eine Verbeugung vor dem Winterweiß, schützt die Bäume vor sogenannter Frostspannung. Die tritt vor allem nach kalten Frostnächten und darauf folgenden sonnigen Wintertagen auf. Dann kommt es aufgrund der starken Temperaturschwankungen zu Spannungen an Stämmen und Ästen. Diese können besonders bei jungen Bäumen mit glatter Rinde Risse verursachen und zu Stammschäden führen. Die weiße Farbe reflektiert die Sonnenstrahlen und sorgt dafür, dass sich die Rinde nicht so schnell erwärmt. Temperaturschwankungen können so besser auf den Stamm verteilt werden und es entstehen keine Risse, in denen sich wiederum Schädlinge zu schaffen machen würden.
Nüsse & Obst mögen es luftig und trocken
Zur Advents- und Weihnachtszeit sollten nur echte Prachtexemplare an Walnüssen in den selbst gebackenen Plätzchen und auf den süßen Tellern landen. Darum unbedingt Jutesäcke oder Papiertüten, in denen die nussigen Kerne aufbewahrt werden, regelmäßig kontrollieren und umfüllen, damit sich keine Schimmelpilze breitmachen. Besser noch: die Nüsse in flachen Kisten oder luftigen Netzen lagern.
Und wenn Sie schon im Keller sind, schauen Sie auch gleich bei den Apfelstiegen vorbei und lassen frischen Wind rein. Äpfel und einige andere Obst- und Gemüsesorten geben nämlich beim Nachreifen das Reifegas Ethylen, auch Äthylen, ab. Als sogenanntes Phytohormon beschleunigt es den Reife- und Welkprozess und verkürzt die Haltbarkeit. Lüften Sie deshalb Ihren Vorratskeller regelmäßig, damit das Ethylen entweichen kann. Und natürlich sollten faulige Exemplare schnell entfernt werden, damit sie das gesunde Obst nicht anstecken.
Schutz bei wechselhaftem Winterwetter
Wintergemüse wie Grünkohl und Rosenkohl vertragen zwar Frost, doch ihre Pflanzengewebe halten einem häufigen Wechsel zwischen Plus- und Minusgraden auf Dauer nicht stand. So ergeben sich an einem frostigen, sonnigen Wintertag an einer Pflanze starke Temperaturunterschiede: bei einem Wirsingkopf zum Beispiel kann es sein, dass auf der Sonnenseite acht Grad, auf der Schattenseite minus fünf Grad herrschen. Daher sollten Sie ihr Wintergemüse bei sonnigem Winterwetter mit einem Vlies oder mit Strohmatten schattieren. Auch Spinat, Feldsalat und überwinternder Salat leiden unter Wechseltemperaturen. Wenn tagsüber die Bodenoberfläche auftaut, der Untergrund aber gefroren bleibt, reißen die Wurzeln leicht ab und die Pflanzen sterben. Um sie davor zu bewahren, einfach die Wintersalate im Freiland locker mit Fichtenreisig abdecken. Bei Schnee dagegen braucht man sich keine Sorgen zu machen, da die Schneedecke eine isolierende Wirkung hat.
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32,90 €Immer den Gang entlang – such die Wühlmaus!
Vor dem ersten strengen Dauerfrost sammeln Wühlmäuse, wozu auch die Rötelmaus zählt, eifrig ihre Wintervorräte zusammen. Davon gibt es nicht nur in Wald und Feld reichlich, sondern auch im Nutzgarten. Entdeckt man in den Beeten wellenförmige Linien dicht an der Erdoberfläche oder kleine Erdhaufen, ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Mäusebesuch im Garten ist. Ihre Nester und Bauten legen die Wühlmäuse meist unterirdisch an, wobei die Gänge nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche verlaufen – ein weitläufiges Netz aus Wegen unter der Laubschicht oder der Schneedecke mit Blindgängen und Erweiterungen, in denen Nahrungsvorräte gehortet werden. Bevor Sie jetzt mit der chemischen Keule zuschlagen, sollten Sie unbedingt versuchen, die Nager mithilfe natürlicher Methoden zu vertreiben. Legen Sie dazu stark riechende Pflanzenteile wie Knoblauch oder, wenn zur Hand, gerbsäurehaltiges Nussbaumlaub in die Gänge. Oder aber man versucht es mit Trick 17, indem man die Tiere mit Topinambur-Pflanzen, deren Knollen die Wühlmäuse besonders gern fressen, vom Gemüse weglockt. Sehr leicht in der Anwendung, umweltfreundlich und vielleicht etwas erfolgversprechender ist “Wühlmaus-Gas”, eine Rauch-Kartusche von Neudorff, die mit ihrem natürlichen Wirkstoff aus Rhizinusöl, selbst der hartnäckigsten Wühlmaus zu viel wird.
Trickreiche Vitalkur für alte Obstbäume
Mit einem kleinen Trick können Sie jetzt im Dezember Wachstum und Ertrag alter Obstbäume steigern: Heben Sie rings um den Baumstamm – etwa dort, wo das Kronendach endet – an drei bis vier Stellen je einen etwa 1-1,5 Meter langen Graben aus und kappen Sie bis in 50 Zentimeter Tiefe konsequent alle Wurzeln. Anschließend werden die Gräben mit reifem Kompost wieder aufgefüllt. Streuen Sie außerdem im gesamten Kronenbereich ein paar Handvoll Algenkalk aus. Das regt den Baum zu neuem Wurzelwachstum an, sodass er im nächsten Jahr mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann.
Frische Kräuter mitten im Winter
Wer ganze Kräuterbeete mit Vlies oder einzelne Pflanzen mit einer Glasglocke abdeckt und vor Kälte schützt, kann sogar im Winter ständig frische Triebe von Petersilie oder Schnittlauch ernten. Wenn aber Schnee und Dauerfrost den Garten fest im Griff haben, sorgt man am besten im Haus für eine frische Kräuterquelle. Helle Fensterbänke in der Küche oder im Wintergarten sind ideal für einen Zimmerkräutergarten. In diesem Klima wachsen Kresse, Senf, Rucola, Dill und Kerbel schnell heran. Die Vitamine von der Fensterbank würzen Salate, Quark, Suppen und Quiches.
Obstbäume schneiden – ohne Huthaken
Frostfreie Dezembertage eignen sich hervorragend für einen Verjüngungsschnitt im Obstgarten. Die Baumkronen werden ausgelichtet, kranke und abgestorbene Äste entfernt. Versuchen Sie dabei so sorgsam wie möglich vorzugehen und die Schnittwunden möglichst klein zu halten. Alle größeren Schnittstellen sollten Sie mit einem Baumwachs als Wundverschluss bestreichen, um das Eindringen von Bakterien zu verhindern. Auch sollte man keine Aststummel stehen lassen, also keine „Huthaken“ bitte. Diese verhindern ebenfalls das Verheilen der Wunde. Oft trocknen sie zurück und bilden über lange Zeiträume Eintrittspforten für Pilzkrankheiten. Achten Sie darauf, dass Äste direkt am Stamm nie ganz glatt abgeschnitten werden, da im Astring (Wulst am Ansatz aller Triebe) wundheilende Reservestoffe enthalten sind. Das fachgerechte Schneiden der verschiedenen Obstbäume ist nicht so einfach. Wer sich nicht ganz sicher ist, sollte einen versierten Gartenfreund um Rat bitten. Tipp: Obst- und Gartenbauvereine, aber auch Baumschulen bieten Schnittkurse an. Danach hat ihr Apfelbaum garantiert keine Huthaken. Haben Sie auch sonst alles richtig gemacht, wird Sie Ihr Baum im kommenden Jahr mit reicher Blüte und guter Ernte belohnen.
TEXT: Martina Raabe
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