Im Vollfrühling herrscht Hochkonjunktur im Obst- und Gemüsegarten. Da heißt es ernten, Gurken pflanzen, Netze spannen, Himbeeren schneiden; also Ärmel aufkrempeln und loslegen!
Erster Salat
Ernten Sie die ersten Früchte Ihrer Arbeit! Im eigenen Gewächshaus muss man zum Glück nicht darauf warten, bis der Salat Supermarktgröße erreicht hat. Die ersten knackigen Blätter von Kopfsalat, Schnittsalat und Rucola kann man schon ernten und zu einem bunten Salat mixen.
Balkongemüse
Auch auf dem Balkon geht es diesen Monat endlich wieder los. Nach den Eisheiligen können Kästen, Kübel und Töpfe wieder mit Gemüse bepflanzt werden. So besteht auch auf kleinstem Raum die Möglichkeit, die eigene Ernte einzufahren. Mittlerweile gibt es viele Sorten, die sich besonders gut für den Anbau auf dem Balkon eignen. Zum Beispiel Rauke, Radieschen, Salat oder Kresse. Bohnen blühen ganz nebenbei auch üppig und Mangold bringt Farbe ins Spiel. Und auch Kartoffeln fühlen sich dort in speziellen Pflanztaschen pudelwohl. Tomaten und Zucchini benötigen recht große Kübel; wer da nicht auf schweres Gerät zurückgreifen möchte, greift zu praktischen Pflanzsäcken.
Basilikum rauspflanzen
Basilikum ist ein äußerst kälteempfindliches sowie licht- und wärmebedürftiges Kraut, das einjährig wächst. Wenn man das orientalische Würzkraut aus eigenem Anbau wünscht, muss es also einmal im Jahr neu gepflanzt werden. Und zwar lieber erst nach den Eisheiligen. Viele Basilikum-Sorten vertragen Temperaturen unter 10 Grad leider nicht. Denken Sie daran: Basilikum wächst rasch und braucht viel Platz, um sich zu entwickeln und bevorzugt einen windgeschützten, vollsonnigen Platz. Tipp: Pflanzen Sie Basilikum am besten an einem warmen Tag raus!
Waldmeister ernten
In Getränken wie Maibowle oder auch Limonade erfreut sich Waldmeister einer großen Beliebtheit. Ernten Sie den Walmeister für Bowlen vorzugsweise möglichst früh, da mit Beginn der Blüte der Cumarin-Gehalt in den blühenden Trieben deutlich steigt. In geringer Dosierung hilft Cumarin bei Kopfschmerzen und Migräne, in höherer Dosierung kann es allerdings auch Kopfschmerzen verursachen. Bei der Ernte ist die Pflanze übrigens geruchlos. Sie entwickelt ihren Duft, das Cumarin-Aroma, erst wenn sie welkt. Wenn Sie Waldmeister nicht selbst angebaut haben, finden Sie ihn oft in Laub- oder Mischwäldern oder natürlich auf dem Wochenmarkt.
Tipp für die Bowle: Lassen Sie den gepflückten Waldmeister (ungefähr eine Hand voll) über Nacht trocknen, binden Sie die Stängel zusammen und hängen ihn dann kopfüber in den Wein für die Bowle. Die Stängel sollten nicht im Wein sein, damit kein Bittergeschmack auf den Wein übergeht. Lassen Sie den Waldmeister je nach Geschmack ziehen (mindestens 10 Minuten), entfernen Sie ihn und füllen Sie die Bowle kurz vor dem Servieren mit eisgekühltem Sekt auf. Besonders schön sieht die Bowle oder auch Limonade aus, wenn sie in Bügelflaschen abgefüllt und auf Eis in unseren schicken Limonaden-Eimern serviert wird.
Bohnen aussäen
Buschbohnen sollten nicht vor dem 15. Mai ausgesät werden. Sie benötigen zur Keimung auch nachts Bodentemperaturen von 9 bis 10 Grad. Auf besonders schweren oder nassen Böden wartet man am besten bis Ende Mai. Tipp: Säen Sie zwischen die Bohnenreihen einjähriges Bohnenkraut. Es steigert nicht nur das Aroma der Bohnen, es wehrt auch Blattläuse ab und eignet sich prima zum Verfeinern von Bohnengerichten.
Rhabarber ausbrechen
Der Rhabarber kommt jetzt mächtig in Fahrt. Das köstliche Stielgemüse wartet nur darauf, zu einem leckeren Kompott oder Blechkuchen verarbeitet zu werden. Die Stangen samt der großen Blätter nicht abschneiden, sondern möglichst weit unten fassen und mit einem leichten Ruck herausdrehen. So bleibt kein Stummel stehen, der faulen könnte. Die Blätter landen auf dem Komposthaufen. Entfernen Sie auch die Blütenknospen, sie kosten die Pflanze unnötig Kraft.
Weniger ist mehr: Pflaumen ausdünnen
Dünnen Sie jetzt Ihre Pflaumen und Zwetschgen aus. Das wirkt sich nicht nur positiv auf den nächstjährigen Ertrag aus, die Fruchtqualität ist deutlich besser und es kommt außerdem nicht zum Bruch übervoll behängter Zweige. Faustregel: Pro Meter Fruchtholz die etwa 1,5 cm dicken Früchte auf etwa 30 Stück ausdünnen; am besten so, dass sie einander nicht berühren.
Salatgurken kultivieren
Die selbst gezogenen Gurkenpflanzen können jetzt von der Fensterbank ins Gewächshaus umsiedeln, wo die höheren Temperaturen ihr Wachstum ankurbeln. Gurken lieben Wärme! Sie können natürlich auch Jungpflanzen aus dem Gartencenter kaufen. Achten Sie beim Kauf auf veredelte Sorten, sogenannte F1 Hybriden, da sie im allgemeinen weniger krankheitsanfällig sind, weniger Bitterstoffe und Kerne haben. Empfehlenswert sind resistente Sorten wie ‘Dominica‘, ‘Saladin‘ und die Minigurken ‘Printo‘ und ‘Ministars‘, die immer beliebter werden.
Gurken benötigen während des Wachstums reichlich Nährstoffe und Wasser. Beim Pflanzen reifen Kompost oder abgelagerten Mist in die Erde einarbeiten. Man kann die Pflanzen auch mit flüssigem Tomaten- oder Beerendünger versorgen, den man mit ins Gießwasser gibt. Ebenso gut ist ein Sud aus Brennnesseln. Beim Gießen am besten lauwarmes Wasser (Gießkanne in die Sonne stellen) verwenden; das verhindert Wurzelfäule. Sobald die Gurkenpflanzen wachsen, leitet man die Triebe an einer Schnur nach oben. Bis auf eine Höhe von 50 cm müssen alle Seitentriebe und erste kleine Früchte entfernt werden, da die Pflanze sonst nicht weiter wächst. Hat der Haupttrieb seine Endhöhe erreicht, dürfen Seitentriebe und Früchte wachsen und gedeihen.
TIPP: Wer kein Gewächshaus hat, muss mit der Freilandkultur der wärmeliebenden Gurken bis zum Frühsommer warten.
Himbeerruten entfernen
Wer jetzt schneidet, sorgt für eine reiche Ernte im nächsten Jahr vor. Schneiden Sie alle Ruten, die älter als ein Jahr sind, bodentief ab. Das regt das Wachstum für neue, kräftige Ruten an, die im April/Mai austreiben. Von diesen sollten dann etwa zehn Stück pro laufenden Meter der Himbeerhecke stehen bleiben. An diesen Ruten bilden sich im nächsten Jahr die kurzen Seitentriebe, an denen die Blüten und Früchte sitzen. Außerdem sollte man im Bereich der Himbeeren möglichst wenig hacken, da die Sträucher sehr flach wurzeln. Zur Vorbeugung von Unkraut also lieber mulchen. Wenn Sie Holzhäcksel ausbringen, sollte man nicht vergessen, den Boden gleichzeitig mit Stickstoff in Form von Hornspänen oder Horn- und Knochenmehl zu versorgen, da das Holz dem Boden Stickstoff entzieht.
Kulturnetze spannen
Schützen Sie ihre noch jungen Gemüsepflanzen vor ungebetenen Schädlingen wie Fliegen, indem Sie feinmaschige Kulturnetze aus wetterfestem Kunststoffgewebe locker über die Beete spannen. Im April/Mai fliegt die erste Generation der Kohlfliege und legt ihre Eier an den Wurzelhälsen der Kohlgewächse ab. Die Larven, die sich daraus entwickeln, richten Schaden an, indem sie die Wurzeln von Kohlrabi, Blumenkohl oder Brokkoli fressen.
Die Netze halten auch die Lauchminierfliege ab, die im Frühjahr mit der ersten Generation an allem Zwiebelgewächsen unterwegs ist. Sie frisst am Grün von Steckzwiebeln, Lauch und Schnittlauch und hinterlässt typische Punktreihen als Fraßspuren. Dort werden auch die Eier abgelegt; daraus schlüpfen Larven, die sich bis nach unten zur Pflanzenbasis durchfressen, wo sie sich verpuppen.
Und nicht zu vergessen: Das Kulturnetz schützt auch vor der Möhrenfliege. Die Fraßgänge ihrer Larven können einem ansonsten den Erntespaß an den Möhren madig machen.
Pfirsichschnitt bei voller Blüte!
Normalerweise schneidet man Pfirsichbäume bereits im Februar/März (Winterschnitt) vor dem Blattaustrieb, da Pfirsiche am einjährigen Holz tragen; kräftiges Zurückstutzen regt den Neuaustrieb an. Gleichzeitig darf man nicht zu viele Vorjahrestriebe kappen, denn sonst fällt die Ernte mager aus. Das A und O beim Pfirsichschnitt ist, zwischen den paarweise auftretenden Fruchtknospen und den Blattknospen zu unterscheiden. Diese stehen einzeln oder auch zwischen zwei Fruchtknospen. Nur über den Blattknospen darf die Schere angesetzt werden, nie über den paarigen Blütenknospen schneiden!
Wer sich nicht ganz sicher ist, an den kahlen Ästen die Blattknospen von den Fruchtknospen zu unterscheiden, greift einfach während der Blüte zur Schere. Wie beim Winterschnitt gilt es, den goldenen Mittelweg zu finden. Ein kräftiger Rückschnitt sorgt zwar für frische Triebe, die im nächsten Jahr tragen werden. Zugleich aber muss man die Ernte dieses Sommers bedenken und darf die einzelnen Fruchtriebe deshalb nicht zu stark stutzen.
Was sonst noch zu tun ist:
Chicorée und Radicchio lassen sich wegen ihrer langen Pfahlwurzeln schlecht verpflanzen. Daher sollten die Samen der Bittersalate direkt ins Beet gesät werden und die Pflänzchen nach der Keimung möglichst bald auf etwa 25 cm Abstand vereinzelt werden.
Sobald alle Samen gekeimt haben, sollte das Gemüsebeet regelmäßig mit der Hacke gelockert werden. So halten Sie das Unkraut in Schach und der Boden trocknet auch nicht so schnell aus.
Bei Trockenheit sollten junge Obstbäume und Beerensträucher rechtzeitig gewässert werden. Ihr Wurzelwerk ist noch nicht so gut entwickelt, dass sie sich auch aus tieferen Bodenschichten Wasser holen können.
Reihensaaten wie Möhren oder Mangold sollten rechtzeitig ausgedünnt werden, sodass nur die stärksten Jungpflanzen stehen bleiben. Dann haben die einzelnen Pflanzen mehr Platz um sich zu entwickeln.
TEXT: Martina Raabe / Victoria Wegner
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