Wer jetzt in den Garten geht, sollte sich den warmen Wollpullover schon mal raus legen, denn die Temperaturen können jetzt bald das erste Mal unter Null rutschen – zumindest nachts. Tagsüber arbeiten wir uns beim Rote Bete ernten, Walnussbaumschnitt, Obststräucher pflanzen warm oder besser noch: wir wärmen uns am Kartoffelfeuer und genießen einen Feierabend-Tee. Die Quitten und die Kürbisse können auch bis morgen warten.
Ran an die Rote Bete
Bevor die Temperaturen unter Null rutschen, wird es Zeit, frostempfindliches Wurzelgemüse aus der Erde zu holen. Da darf auch die Rote Bete nicht zu kurz kommen. Sie ist sonst unkompliziert, aber Frost verträgt sie nicht. Heben Sie die erdig-roten Knollen mit der Grabgabel leicht an, greifen den Blattschopf an der Basis und ziehen die Knolle heraus. Die Blätter dreht man vorsichtig ab. Wichtig: Rote Bete darf bei der Ernte keine Verletzungen davon tragen, sonst blutet sie aus. Die Knollen sind lange haltbar und sind es wert, sie richtig zu lagern. Nehmen Sie stabile Holzkisten, alte Schubladen gehen auch, und legen diese mit Plastikfolie oder Plastiktüten aus. Anschließend füllt man etwa halbhoch leicht feuchten Sand ein. Darauf werden die Knollen nebeneinander gebettet und anschließend bedeckt man sie mit einer Schicht Sand. Die Kisten stellt man in den kühlen Keller oder in einen frostfreien Schuppen. Übrigens: Auf die gleiche Weise werden Möhren, Schwarzwurzeln und Knollensellerie geerntet und gelagert.
Weg mit dem Fallobst!
Äpfel, Birnen, Pflaumen und was sonst noch alles von den Obstbäumen plumpst, muss regelmäßig aufgesammelt werden. Dabei gilt die Devise: die Guten ins Töpfchen – daraus wird Mus oder Kompott gemacht– und die schlechten in die Biotonne. Sie gehören nicht auf den Kompost, da faules Obst ein idealer Nährboden für Schädlinge und Pilzkrankheiten ist. Und passen Sie beim Sammeln auf, da an dem süßen und überreifen Obst häufig noch ein paar verspätete Wespen sitzen können.
Kartoffelernte & Kartoffelfeuer
Wie zu Omas Zeiten werden die meisten Feld-Kartoffeln im Herbst geerntet. Auch im eigenen Garten sind jetzt die Spätkartoffeln fällig. Als Faustregel für den richtigen Zeitpunkt gilt: 14 Tage nachdem das Kartoffelkraut vergilbt ist, weil erst nach dem Absterben der oberirdischen Pflanzenteile die Knollen eine dicke Schale bilden, was wichtig und wünschenswert für die Einlagerung der Kartoffeln ist. Benutzen Sie für die Ernte am besten eine Grabgabel; damit kann man die Knollen am wenigsten beschädigen. Alternativ kann natürlich Opas alt bewährte Kartoffelhacke zum Einsatz kommen. Spätkartoffeln brauchen etwa fünf bis sechs Monate Zeit, um genießbar zu werden. Legt man sie also im April als Setzkartoffeln aus, beginnt im Oktober die Kartoffelernte. Bevor die „Erdäpfel“ in Kisten, Kiepen oder Schütten an einem kühlen, dunklen Platz eingelagert werden, müssen sie ganz trocken sein, vertrocknetes Laub entfernt und überflüssige Erde abgeschüttelt werden.
Früher wurde das überschüssige Kartoffelkraut verbrannt; nicht nur um es zu entsorgen, sondern auch um Krankheiten wie Kartoffelfäule vorzubeugen. Und wenn schon ein Feuerchen brannte, hat man gleich auch ein paar Kartoffeln zum Garen in die Glut geworfen. Heute darf man leider kein Feuer mehr auf dem Grundstück machen, aber im Feuerkorb werden Kartoffeln auch gar.
Walnussbaum – erst ernten, dann Schnitt verpassen
Öffnen sich die fleischigen grünen Hüllen bereits und geben den Blick auf die Walnüsse frei, dauert es nicht mehr lang bis sie sich aus der Schalen lösen und zu Boden fallen, wo man sie bequem, ohne in den Baum zu klettern, aufsammeln kann. Frische Walnüsse müssen noch trocknen; am besten an einem warmen, luftigen Ort auf einem Maschendraht-Rahmen, in Drahtkörben oder in einem Netzbeutel. Ideal ist dafür ein Heizungsraum oder Dachboden.
Der Oktober eignet sich auch gut, um den Walnussbaum auszulichten oder ihn zurückzuschneiden. In dieser Zeit zieht sich der Baumsaft so weit in den Stamm oder Wurzelbereich zurück, dass der Saftdruck sehr gering ist, und somit die Bäume an den Schnittwunden nicht so stark ausbluten. Da zu dieser Zeit oft die Ernte noch ansteht, wartet man eben, bis die Nüsse vom Baum sind. Oder man nutzt ein mageres Erntejahr, um den Schnitt auszuführen. Dabei werden einzelne Äste herausgesägt. Am eigentlichen Fruchtholz wird nicht geschnitten. Wunden sind grundsätzlich Eintrittspforten für Krankheitserreger oder Schädlinge. Deswegen große Schnittstellen mit Baumwachs behandeln.
Pfundskerle warten auf Halloween
Kürbisse sind fast die letzten im Gemüsebeet. Sie zählen zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Kultstatus hat das orangefarbene Prachtexemplar jedoch vor allem durch Halloween erreicht. Am 31. Oktober ist es wieder soweit. Mit wachsender Begeisterung haben die Pfundskerle auch in den Gärten an Boden gewonnen. Für alle Kürbisgärtner lautet die Empfehlung: „Möglichst spät ernten“. Hartschalige Winterkürbisse wie der klassische Halloweenkürbis bleiben länger im Beet liegen und sollten erst im Oktober, November, aber vor dem ersten Frost geerntet werden.
Das gilt auch für den sehr spät reifenden und auch hier sehr beliebten und bekannten Garten-Kürbis ‚Muscade de Provence‘. Damit „der alte Franzose“ bis dahin nicht fault, sollte man ihn auf ein Holzbrett oder eine Strohunterlage trocken legen. Sobald er sich von grün nach gelbbraun verfärbt, kann man ihn ernten: Er reift auch noch während der Lagerung nach und ist lange haltbar.
Auf zum Maronen sammeln!
Die Früchte der wildwachsenden Esskastanie (Castanea sativa) werden jetzt reif. Entweder wartet man bis sich die stacheligen Fruchthüllen von selbst öffnen und die Kastanienähnlichen Früchte freigibt, oder man streift sich Lederhandschuhe über und sammelt die pieksigen Dinger noch geschlossen ein, sobald sie vom Baum fallen. In Körben kann man die Maronen kühl und trocken drei Monate lang lagern. Wer einen solchen Baum in seinem Garten haben möchte: Esskastanien können von November bis März an frostfreien Tagen gepflanzt werden; selbst in Norddeutschland. Pflanzen Sie veredelte Bäume. Sie wachsen nicht so stark wie Sämlinge und tragen bereits nach 4-5 Jahren. Dann steht dem Maronenrösten nichts mehr im Wege.
Grüne Tomaten
Den Film kennt fast jeder, leider auch die Tatsache, dass am Ende des Sommers meist noch unreife Tomaten übrig sind. Da die Tomatenpflanzen aber fast schon eingehen, können die Früchte auch nicht mehr lange am Strauch bleiben. Bevor der erste Frost die letzten Tomaten matschig macht, werden alle grünen Nachzügler gepflückt und zur Nachreife auf eine sonnige Fensterbank gelegt. Oder man greift in Omas Trickkiste: die grünen Tomaten in Zeitungspapier wickeln und alle paar Tage eine reife Tomate auspacken!
Pflanzzeit für Stachelbeeren und Johannisbeeren
Die Beeren sind los. Und zwar zunächst als wurzelnackte Ware, die jetzt besonders günstig zu haben ist. Die Sträucher wachsen bei 7-8 Grad vor dem Frost noch gut an. Da sie im Frühjahr frühzeitig austreiben, müssen sie jetzt schnell noch in die Erde. Setzen Sie die wurzelnackten Stachelbeeren und Johannisbeeren so tief, dass die Veredlungsstelle auf Erdhöhe landet. Geben Sie reifen Kompost oder abgelagerten Stallmist mit ins Pflanzloch. Achten Sie beim Kauf der Beerensträucher insbesondere bei Stachelbeeren auf Mehltauresistente Sorten wie ‘Invicta‘,‘Rokula‘ ‘Lepac‘ oder ‘Lady Sun‘ und ‘Lady Late‘. Die beiden „Ladys“ sind übrigens auch dornenlos!
Kräutervorrat für den Winter
Schneiden Sie jetzt noch frische Kräuter und bevorraten sich für den Winter. Greifen Sie morgens, sobald der Herbsttau abgetrocknet ist, zur Schere und schneiden Dill, Schnittlauch und Petersilie. Die klein geschnittenen Kräuter am besten in Eiswürfelbereiter füllen, die Fächer mit wenig Wasser auffüllen und einfrieren. So haben Sie im Winter für Suppe, Eintopf und Salatvinaigrette stets frische Kräuter parat. Allerdings gilt: vor dem ersten Frost ernten!
Quittenduft liegt in der Luft
Apfel- oder Birnenquitten haben von September bis November Saison und die meisten Sorten sind im Oktober erntereif. Nach dem sonnenreichen Sommer stecken sie jetzt voller Aroma. Ernten Sie die Früchte am besten, wenn sie noch nicht ganz vollreif sind, denn dann enthalten sie noch genügend Pektin, was für die Verarbeitung zu Gelee oder Marmelade wichtig ist. In diesem Reifegrad sind Quitten noch fast zwei Monate im kühlen, luftigen Keller lagerfähig. Aber nicht zusammen mit anderem Obst!
Der erste Frost macht den harten Früchten übrigens nichts aus, also muss man sich nicht sputen. Vollreife Früchte sollten sofort verarbeitet werden, denn sie lassen sich nicht sehr lange lagern. Vermeiden Sie Druckstellen, weil Schale und Fruchtfleisch an diesen Stellen schnell braun werden. Wenn man die Quitten nicht direkt verarbeiten kann, hebt man sie im Kühlschrank auf. Aber eine Frucht sollten Sie unbedingt offen in die Obstschale legen. Unwiderstehlich ist der Quittenduft, der sich schnell in der ganzen Küche ausbreitet.
Und sonst noch:
Geben Sie dem Boden die Nährstoffe zurück, die er im Laufe der Gartensaison verbraucht hat. Arbeiten Sie Mist, Erntereste oder halbfertigen Kompost in die abgeräumten Beete locker mit der Grabgabel ein.
Bevor die Gummistiefel nach getaner Arbeit achtlos in der Ecke landen, setzt man sie besser auf einen Stiefelhalter. Dann bleiben die guten Treter in Form und knicken nicht ein. Dort wird das Gummi nämlich mit der Zeit porös und rissig. Und damit sie auch mal etwas auslüften und vorab trocknen, hängt man sie über den Gartenzaun.
TEXT: Martina Raabe
FOTOS: 123 RF (6), Fotolia (2)