Früher, ja früher, da hat der Mann den Rasen gemäht und sich dann wieder der Bundesliga zugewendet. Heute erobern die Männer eine Frauendomäne: Sie haben den Ziergarten für sich entdeckt und schnippeln, pflanzen und jäten was das Zeug hält. Sie können eben doch weit mehr als nur Rasenmähen, Hecken schneiden und den Grill anschmeißen.
Das perfekte Spielzeug
Zu groß sollte der Aufwand im Garten nicht sein. Um die Arbeit schnell zu erledigen, greifen echte Kerle gerne auf schweres Gerät zurück. Beim Kauf eines neuen Rasenmähers träumt so ziemlich jeder Mann von einem Aufsitzmäher – schließlich ist das für viele seit jeher ein Kindheitstraum. Ist der Garten zu klein, muss es zumindest ein Motormäher sein. Krach muss er machen und natürlich nach Benzin riechen; das lässt Männerherzen höher schlagen. „Gentlemen, start your engines!“ Genau wie beim Hecken schneiden sieht man sofort ein imposantes Ergebnis- der Rasen oder die Hecke sind kurzgeschoren und sehen wieder ordentlich aus; dem grünen Inferno wird Einhalt geboten. Das gepflegte Aussehen des Rasens (soll er etwa an ein Fußballfeld erinnern?) ist Männern sehr wichtig.
Zwar setzen Männer gerne Geräte wie Rasenmäher oder die Heckenschere ein; sie pflastern Wege, bauen Mauern und pflanzen Bäume. Aber wir sollten Schluss machen mit dem Vorurteil, dass Männer nur fürs Grobe zuständig sind. Viele haben ein Auge fürs Wesentliche; sie gestalten Gärten, züchten und vermehren Pflanzen und Gemüse.
Projektorientiert
Männer gärtnern oft streng nach Plan. Sie erklären ihren Garten zu einem aufwendigen Projekt, welches zunächst in der Theorie geplant wird. Es werden Bücher gewälzt und bestenfalls Pläne gezeichnet, bevor die ersten Sträucher und Bäume gepflanzt werden. Dann wird entschlossen und zielgerichtet gearbeitet; klare Linien und Strukturen sind dabei ein wichtiger Bestandteil. Im Gegensatz dazu gärtnern Frauen oft ohne spezielle Konzepte und lassen sich überraschen. Ihr Ziel es ist, dass sich alle in ihrem Garten wohlfühlen. Männern ist es egal was Andere sagen, daher trauen sie sich oft mehr und sind experimentierfreudiger.
Sammel-Leidenschaft
Ähnlich wie bei Münzen oder der elektrischen Eisenbahn; oft sind es Männer, die sich der Sammel-Leidenschaft widmen. Egal ob Rosen, Tulpen oder Dahlien, sie sind immer auf der Suche nach einer neuen Rarität. Hauptsache die Pflanze passt zum Charakter des Gärtners. So sind selbst männliche Rosensammler keine Seltenheit mehr. Dabei werden die Pflanzen im Beet nicht nach gestalterischen Show-Effekten gepflanzt, sondern es wird auf die unterschiedlichen Lebensansprüche der Lieblinge geachtet. Sammeln ist übrigens auch ein prima Einstieg in die Welt der Gärten – es gibt eine Aufgabe, die zum Beispiel nach der Arbeit angenehm entspannt. Frauen dagegen haben gerne von Allem etwas und wie bei Kleidung, Schuhen oder Taschen in der Summe ganz viel.
Junge Gärtner
Oft ist das Buddeln im Garten etwas für reifere Männer. Erst ab etwa 40 Jahren fangen sie an, die Gartenarbeit als entspannten Ausgleich zum Berufsleben zu sehen oder schätzen den Fitness-Faktor, den die körperliche Bewegung bringt. Jüngere Männer fangen vielleicht vorsichtig mit anarchischeren Methoden an: Dafür eignet sich zum Beispiel das Guerilla Gardening perfekt. In der Gemeinschaft spontan eine Samenkugel in Nachbars Garten oder auch Park zu werfen und zu verfolgen, ob und was daraus wächst, ist ein guter Anfang.
Dekoqueen
Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber ein Feld lassen wir Frauen uns auf keinen Fall nehmen: Den Hang zum leidenschaftlichen dekorieren. Die wenigsten Männer zeigen Interesse, den Garten mit Blumentöpfen in allen Größen und Farben, bunten Gießkannen oder Vogeltränken zu verzieren. Auch bei der Auswahl der Gartenkleidung reduzieren sich Männer auf das Wesentliche. Praktisch muss es sein und ganz und gar nicht farbenfroh; am besten nur Jeans und Poloshirt.
TEXT: Victoria Wegner
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