Wer keinen Garten hat, muss auf selbstgezogenes, frisches Obst und Gemüse nicht verzichten: Sie lassen sich auch auf dem Balkon in Töpfen oder Kübeln (für die sich ja immer ein Plätzchen finden lässt) hervorragend ziehen. Natürlich gibt es einfachere Methoden an Gemüse ranzukommen als es selber zu ziehen. Aber erstens schmeckt es vom eigenen Balkon oder aus dem eigenen Garten viel besser und es ist außerdem ein wunderbares Gefühl, wenn die ersten, zartgrünen Keime ihre Köpfe durch die Erde strecken. Wer nicht ganz so viel Geduld hat, aber auch den leckeren Geschmack von selbstgezogenem Gemüse genießen möchte, oder etwa zu spät dran ist, greift zu vorgezogenen Setzlingen. Achten Sie aber auch dort auf gute Qualität, damit Ihre Ernte natürlich und reichhaltig wird.
Leckere Vielfalt – die Auswahl ist groß
Am besten eignen sich relativ flach wurzelnde und kompakte Arten und Sorten. Praktisch sind natürlich auch Arten, die mehrmals beerntet werden können. Es gibt spezielle Mini-Züchtungen extra für Balkon und Terrasse; und gerade bei Gemüse sind es oft die Züchtungen im Kleinformat, die besonders aromatisch oder zart sind. Praktischerweise sind sie auch oft früher erntereif als ihre Geschwister. Herkömmliche Blumenerde, die in der Regel auch Dünger enthält, reicht für den Gemüseanbau in Kübeln und Kästen übrigens vollkommen aus.
Pflege
Besonders wichtig ist es, Gemüsepflanzen in Kübeln, Balkonkästen oder Pflanzsäcken besonders in heißen Sommern ausreichend zu gießen, damit die zarten Pflanzen nicht vertrocknen. Düngen Sie außerdem regelmäßig mit Flüssigdünger. Da Gemüsepflanzen in der Regel einjährig sind und die Erde nach einem Jahr auch alle Nährstoffe abgegeben hat, ist es sinnvoll, die Erde nach einem Jahr auszutauschen. Das ist sogar ein Vorteil gegenüber dem Anbau im Garten, Sie müssen keine Fruchtfolge einhalten.
Salatpflanzen für den Einsteiger
Für unerfahrene Gärtner eignen sich zum Einstieg besonders unkomplizierte Pflücksalate wie Lollo Rosso, Bianco oder ‘Lattuga‘ Salat, die direkt in den Balkonkasten ausgesät werden können. Salate eignen sich auch sehr gut, um zwischen hohem Gemüse wie Tomaten oder Bohnen angezogen zu werden. Achten Sie darauf, die Samen nicht zu nah beieinander auszusähen. Da Salate Lichtkeimer sind, brauchen die Samen nicht mit Erde bedeckt zu werden; einfach an den Boden anpressen und gut feucht halten. Auch Rucola, z. B die Sorte ‘Coltivata‘, ist eine köstliche italienische Rauke, die sehr unkompliziert ist. Rucola ist kein Lichtkeimer und sollte in kleinen Furchen ausgesät werden. Und schon nach wenigen Wochen ist die Salatbar eröffnet!
Spinatsamen (Spinacia oleracea) wie ‘Mikado F1 Hybride‘ oder die ‘Palco F1 Hybrid‘ sind relativ groß und können ab März bis in den Herbst fortlaufend ausgesät werden. Nach etwa sechs Wochen kann mit der ersten Ernte begonnen werden.
Knollen- und Zwiebelgewächse
Radieschen (Raphanus sativus) eignen sich perfekt für ungeduldige Balkon-Gärtner, da Sorten wie ‚French Breakfast 2‘ oder ‚Amethyst‘ besonders fix wachsen. Da sie die eine oder andere frostige Nacht locker wegstecken, können sie ab März (und je nach Sorte bis in den August) direkt draußen in Balkonkästen oder Töpfe ausgesät werden. Die Gefäße müssen dabei nur etwa 15 cm hoch sein. Einfach alle 5 cm die Samen in einer Reihe in die Erde des Balkonkastens drücken (auch Saatbänder eignen sich prima) und gleichmäßig leicht feucht halten, um das Schossen zu vermeiden. Schon nach wenigen Wochen können pralle rosa Radieschen geerntet werden. Am besten alle zwei Wochen aussäen, so erhalten Sie stets knackigen Nachschub. Tipp: Ernten Sie die dicksten Radieschen zuerst; wartet man zu lange mit der Ernte, werden sie eventuell holzig.
Rote Bete (Beta vulgaris) ist eher etwas für Gärtner mit Geduld. Die Entwicklung kann bei einigen Sorten sogar bis zu sechs Monate dauern! Für den Balkon eignen sich daher besser kugelrunde Sorten wie ‚Kestrel‘ F1 Hybride oder ‚Monalisa‘, die als sogenannte „Baby Beets“ klein und früh (teilweise schon nach zehn Wochen) geerntet werden können. Noch bis Juli können sie einreihig (5 – 8 cm Abstand) in Kästen gesät werden.
Auch Möhren (Daucus carota) wie die Sorten ‘Nandor’ F1 Hybride oder ‘Caracas‘ (köstliche kleine Naschmöhren) wachsen hervorragend auf dem Balkon. Von April bis Juli ist Zeit für die Aussaat (am besten nicht zu eng beieinander in einer nicht zu tiefen Rinne); geerntet wird von August bis November. Sie müssen nicht immer warten bis die Möhre ihre volle Größe erreicht hat. Ziehen Sie einfach mal ein Wurzelgemüse etwas früher aus der Erde und probieren Sie. Sie werden staunen wie zart der Geschmack ist! Tipp: Karotten benötigen viel Zeit für die Keimung, achten Sie daher darauf, dass sich kein Unkraut in den Kübeln oder Balkonkästen bildet, diese würde die Sämlinge schnell überwuchern. Wenn Sie nicht möchten, dass die Köpfe der Möhren später grün sind, sollten sie diese anhäufeln, sobald die Köpfe aus der Erde schauen. Wer das würzige Aroma auf dem Balkon mag, kann von März bis September auch Lauchzwiebeln wie die ‚Spring Performer‘ in Töpfen aussäen.
TEXT: Victoria Wegner
FOTO: 123RF, Echo, Nelson Garden