Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica) selber anzubauen ist gar nicht so kompliziert. Wir zeigen Ihnen worauf Sie achten müssen, um im Winter ein tolles Gemüse aus dem eigenen Beet ernten zu können.
Spickzettel Grünkohl
Schwierigkeitsgrad: mit etwas Pflegeaufwand
Frosthärte: hoch, Fröste von -5 bis -10 º C
Nährstoffbedarf: hoch
Kulturdauer: lang, etwa 16 bis 24 Wochen
Geeignet für: Hochbeet und Balkon
Pflanzenfamilie: Kreuzblütler, Cruciferae
Pflanzenhöhe: 40 bis 150 cm
Winteraussaat: Ende Mai bis Ende Juni, Vorkultur, Ernte der Blätter nach 5 bis 7 Monaten
Pflanzenabstand: 40 x 50 cm
Lagerung: bleibt im Beet stehen, mulchen
Fruchtfolge: nicht nach anderen Kreuzblütlern
In der Küche: Ernte der Blätter, für Gemüse, Suppen, Quiche, Smoothies
Winterkultur
Beim Grünkohl müssen wir uns um seine Winterhärte keine Gedanken machen. Kühle Temperaturen verbessern sogar den Geschmack der krausen Blätter. Als nicht kopfbildender Blätterkohl hat der Grünkohl noch die größte Ähnlichkeit mit dem Wildkohl. Grünkohl stellt nicht so hohe Ansprüche an den Boden wie Kopfkohl. Er wächst auch noch auf sandigeren Böden, wenn er mit Kompost versorgt ist.
Für die Vorkultur der Pflanzen säen Sie ab Mai bis Anfang Juni die Samen in Saatschalen oder im Frühbeet aus. Danach vereinzeln Sie die Keimlinge in größere Töpfe oder Erdpresstöpfe. Starke Jungpflanzen mit vier bis fünf Blättern sollten Sie bis Mitte Juli auspflanzen. Sie folgen nach Erbsen oder Kopfsalat in die Beete, die abgeerntet sind. Um den Grünkohl für seine lange Wachstumszeit mit Nährstoffen zu versorgen, wird im Spätsommer noch eine organische Düngung gegeben, das kann auch flüssig in Form von Brennnesseljauche erfolgen. Trotzdem fallen die unteren alten Blätter ab, die Krone bildet ständig neue Blätter.
Die Pflanzen wachsen auch im kühlen Herbstwetter immer weiter. Sorten mit niedrigem bis mittelhohem Wuchs haben eine höhere Winterhärte als die hoch wachsenden „Palmen“. Deren frei stehende Blattschöpfe bekommen schon mal einen starken Frost ab.
Durch kühle Temperaturen unter 5 ºC wird das Aroma des Grünkohls milder und süsser, da sich die Stärke in den Blättern in Zucker umwandelt. Die Ernte der Blätter beginnt ab November und zieht sich über den ganzen Winter.
Coole Ernte
Es gibt beim Grünkohl Sorten mit dunkelgrünen, aber auch mit rötlichen und violettgrünen Blättern. Beliebt sind Sorten mit stark gekrausten Blättern, die wie krause Petersilie aussehen. Wer eine Mahlzeit aus Grünkohl zubereiten will, pflückt die benötigte Menge Blätter frisch aus dem Garten. Die Pflanzen werden von unten nach oben entblättert.
Die Krone, der Blattschopf, wird als letztes geerntet. Ziehen Sie die kahlen Strünke nicht aus, sondern lassen Sie sie im Garten stehen. Aus den Blattachseln treiben im Frühjahr Seitentriebe wie offene Rosenkohlsprossen aus. Sie bieten ein zartes Frühjahrsgemüse.
In der Küche die krausen Blätter mit viel Wasser gründlich waschen, vom harten Blattstiel abstreifen und fein schneiden. Grünkohl sollte nicht stundenlang totgekocht werden. Fein geschnitten reichen kurze Garzeiten aus, um ihn bekömmlich zuzubereiten. Den typischen Geschmack ergeben Senföle und Zucker, die sich bei niedrigen Temperaturen anreichern. Grünkohl enthält neben den Vitaminen C und A einen hohen Eiweißanteil.
Sorten für den Herbst- und Winteranbau
Lerchenzungen: sehr fein gekrauste, schmale Blätter, herabhängend, 70 bis 90 cm hoch
Niedriger Grüner Krauser: feingekrauste, dunkelgrüne Blätter, 40 bis 60 cm hoch
Vitessa: mittel- bis feingekrauste Blätter, 50 bis 70 cm hoch
Westländer Winter: feingekrauste Blätter, standfest, 80 bis 100 cm hoch
Was schiefgehen kann
Kohlhernie: Verdickte, klumpige Wurzeln, Pflanzen welken, mit allen Kreuzblütlern 4-jährigen Fruchtwechsel einhalten, pH-Wert zwischen 6,7 bis 7, sonst Kalk streuen.
Weiße Fliege, Kohlmottenschildlaus: Beim Berühren der Pflanzen fliegen kleine, weiße Insekten auf, sitzen unter den Blättern, bei trockenem Wetter Pflanzen wässern.
Feinmaschige Insektenschutznetzte halten die meisten Kohlschädlinge von den Pflanzen fern.
Copyright © Bild 1: freepik; Bild 2: Heidi Lorey
Der Text in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Heidi Lorey
Wintergemüse
Frische Ernte in der kalten Jahreszeit
Preis: 17,95 €
ISBN: : 978-3-8186-1040-1
Verlag Eugen Ulmer
Heidi Lorey gibt Tipps für den Schutz vor dem Frost und stellt eine große Auswahl an winterfestem Gemüse vor. Neben den typischen Kohlarten und Salaten gibt es auch Besonderheiten wie Pak Choi oder dem neuen Superfood Kohlröschen, einer Züchtung aus Rosen- und Grünkohl. Es braucht dabei nicht unbedingt einen Garten, auch ein Balkonkasten eignet sich gut.