Die Haferwurz (Tragopodon porrifolius) gehört zur Familie der Korbblütler. Sie ist ein altes, fast vergessenes Wurzelgemüse mit langer Standzeit. Da sie zu den selteneren Gemüsesorten zählt, ist sie nur bei wenigen Anbietern erhältlich. Der Geschmack ist leicht süß–säuerlich und erinnert an Austern, weshalb das Wurzelgemüse auch Austernpflanze genannt wird. Haferwurz gilt als besonders nahrhaft, hat positive Auswirkungen auf die Verdauung, sorgt für eine gesunde Darmflora und stärkt Leber und Galle. Ob als Rohkost, gedünstetes Gemüse, püriert und gewürfelt, in Suppen und Eintöpfen, als Salatzutat oder blanchiert als hervorragende Beilage zu Kalb und Geflügel. Die Haferwurz ist ein echter Küchenallrounder.
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Pflanzzeit – Wann am besten?
Die beste Zeit für die Aussaat ist im April oder Anfang Mai.
Haferwurzanbau – Wie geht das?
Die Haferwurz ist einfach und unkompliziert im Anbau. Die Wurzel ist winterhart und kann bis März/April in der Erde überwintern. Die Aussaat erfolgt im März oder April in einem gut aufgelockerten, durchlüfteten Boden. Die Samen werden zu je 3 bis 4 in Saatrillen von 10 cm Tiefe gesetzt, mit leicht krümeliger Erde bedeckt und festgedrückt. Der Abstand der Reihen sollte 20 – 25 cm betragen. Eine Pflanzenmenge von ca. 11 Pflanzen pro Laufmeter wird empfohlen. Die Keimdauer liegt bei 15 °C bei 15 Tagen. Nach der Keimung dünnen Sie die Pflanze auf den stärksten der 3 Sämlinge aus. Lassen Sie einige Pflanzen am Ende der Reihe zur Blüte kommen. So können Sie die Samen ernten, um neue Haferwurz auszusäen.
Standort – Wo am besten?
Das Wurzelgemüse bevorzugt einen sonnigen Standort mit leichtem, nährstoffreichem, feuchtem, gut durchlässigem Boden. Er darf nicht zu sauer sein. Am besten ist neutraler bis leicht alkalischer Boden. Auch wenn die Haferwurz eher unempfindlich gegen Schädlinge und Krankheiten ist, sollte sie vorsichtshalber nicht direkt vor oder nach anderen Korbblütlern in dasselbe Beet gesetzt werden. Ein Drei-Jahresrhythmus ist perfekt.
Pflege – Was ist zu tun?
Die Haferwurz ist eigentlich unempfindlich gegenüber Schädlingen und Krankheiten und verträgt auch kühles Klima. Während der trockenen Monate muss das Wurzelgemüse regelmäßig bewässert werden. Der Boden muss gleichmäßig feucht sein, da die Wurzeln sonst zäh werden. Anfang April kann man eine Handvoll Dünger einharken, jedoch nicht zu viel düngen, da es sonst zu einer Gabelung der Wurzeln kommt und die Wurzeln einen erdigen Geschmack annehmen. Die Haferwurz mag keinen frischen Mist. Eine Gabe Kompost oder Mulch ist jedoch willkommen. Nach dem Austrieb sollte zwischen den Reihen nur noch regelmäßig geharkt werden, sodass lästiges Unkraut keine Chance hat.
Ernte – Was ist zu beachten?
Die Haupterntezeit der Haferwurz liegt im Spätherbst und Winter. Die Wurzeln können ab Mitte Oktober je nach Bedarf ausgehoben werden. Mit Hilfe der Grabegabel den Boden auflockern und die Pflanze mitsamt der Wurzel ziehen. Es kann den ganzen Winter über geerntet werden. Nach der ersten leichten Frosteinwirkung werden sie süßer. An milden Tagen wachsen die Wurzeln weiter. Vorräte können im Keller gelagert werden. Dazu die Blätter ca. 1 cm oberhalb der Wurzel abschneiden und die Wurzel in feuchten Sand oder Torf einschlagen. Tiefgefroren hält sich die Haferwurz am besten, wenn sie schon zubereitet oder verarbeitet wurde. Sollten Sie Ihre Haferwurz einmal nicht ernten wollen, so kann sie auch zum Überwintern im Boden gelassen werden. In der Wachstumszeit können einzelne Blätter einem Salat beigefügt werden. Sie haben einen leicht nussigen Geschmack. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, nicht zu viele Blätter zu entfernen, da die Pflanze sonst zu sehr geschwächt wird. Die zarten, jungen Triebe können ebenfalls wie grünes Gemüse verwendet werden. Wird ein Jahr einmal nicht geerntet, so entwickelt die Haferwurz blauviolette Blüten. Diese sehen zwar hübsch aus, sind aber auch ein Zeichen dafür, dass die Wurzel verholzt und nicht mehr genießbar ist. Um ein Anlaufen nach dem Schälen zu vermeiden legen Sie die Wurzel in Essigwasser. Da das gelbliche Sekret der Wurzeln die Haut färbt, wird das Tragen von Handschuhen beim Zubereiten empfohlen.
Mischkultur – Was sind gute Nachbarn?
Ideale Beetnachbarn und Mischkulturen für die Haferwurz sind Lauch, Karotten, Bohnen, Tomaten, Spinat, Pfefferminze, Ringelblumen , Radieschen, Erbsen, Rettich, Sellerie, Gartenkresse und Salat.
Botanik – Was ist das eigentlich für eine Pflanze?
Die Haferwurz ist ein Wurzelgemüse, das schlanke, weißhäutige, pastinakenähnliche Wurzeln ausbildet. Diese sind in etwa 30 cm lang. Die Pflanze kann bis zu 120 cm hoch werden. Sie bildet schmale, grüne Blätter in einer Rosette aus und hat violette Blüten, die nach dem Verblühen an Pusteblumen erinnern.
Kulturgeschichte – Wie kam der Haferwurz zu uns?
Die zur Gattung der Tragopogon gehörende Haferwurz blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es ist überliefert, dass sie schon im antiken Griechenland und von den Römern gegessen wurde. Die ursprünglich in Südeuropa beheimatete Haferwurz findet im 13. Jahrhundert erstmals Einzug in Deutschland. Den Anbauhöhepunkt hatte sie im 19. Jahrhundert. Nach dieser Zeit wurde das Wurzelgemüse allerdings zunehmend von der Schwarzwurz verdrängt und geriet etwas in Vergessenheit. Heutzutage ist sie nur noch vereinzelt und in Liebhabergärten zu finden. Eine echte Rarität also.
TEXT: Swantje Holtmann