Hühnern ein schönes Zuhause schenken und gleichzeitig den Vorteil genießen, am Morgen seine eigenen Bio-Frühstückseier verspeisen zu können – dies haben sich inzwischen eine Menge Hobbygärtner zur Realität gemacht, denn Hühner selber halten ist der neue Trend für alle, die wissen wollen, dass mit den Eiern alles in Ordnung ist. Das Schöne daran: Hühner zu halten ist auch gar nicht so schwer. Jedoch sollte man sich vorher schon um die ein oder andere Frage Gedanken machen und sich sicher sein, dass auch wirklich alle Voraussetzungen geschaffen sind, um die Hühner auch vollkommen zufrieden zu stellen …
Kleine Gewissenserforschung
1. Wie viel Raum steht mir zur Verfügung?
Nicht jedes Huhn stellt die gleichen Platzansprüche. Es gibt Hühner, die gern weit umherlaufen, und andere, für die ein kleines Fleckerl Wiese mit ein paar Büschen genügt.
2. Was fressen Hühner?
Viele Hühnerrassen können sich bei völlig freiem Auslauf selbst ernähren, anderen gibt man am besten geschrotetes oder ungeschrotetes Getreide dazu, wie Mais, Weizen und Gerste. Die Mühlen bieten meistens fertige Mischungen an. Bei Haltung auf einem umzäunten Grundstück empfiehlt sich zusätzlich oder ausschließlich gekörntes Standard-Legefutter, da dieses optimal auf die Bedürfnisse des Huhns abgestimmt ist, wenn zu wenige Insekten, Würmer und Gräser vorhanden sind. Hühner lieben es, Gras zu zupfen. Dies wirkt sich auch positiv auf die Legeleistung aus. Auf Küchenabfälle stürzen sich Hühner ebenfalls mit Leidenschaft. Sie sind wahre Allesfresser. Es gilt nur zu beachten, dass die Milch nicht sauer sein darf und Brot, das schon ein paar Tage in Flüssigkeit angesäuert ist, schlimme Durchfälle verursachen kann.
3. Hahn oder nicht Hahn?
Kommt unter anderem auf die Nachbarn an. Wie weit ist der nächste Nachbar entfernt? Hat er vielleicht selber Hühner und einen Hahn? Hähne krähen doch recht laut und nicht jeder Nachbar freut sich über frühmorgendlichen Lärm.
4. Welches Huhn passt am besten zu mir?
Möchte ich Hühner, die viele Eier legen, oder ist es mir wichtig, dass meine Hühner zahm sind? Möchte ich eine eher ruhige Rasse? Wünsche ich mir brutfreudige Hennen oder doch lieber welche, die nicht ständig brüten, weil sie dann nicht legen und auch die Eier der anderen Hennen unter sich sammeln? Oder ist mein Traum eine bunte Schar von Hühnern, die bunte Eier legen?
5. Was brauchen Hühner?
Eine einfache Hütte (5 Hennen pro Quadratmeter) mit Sitzstange (20 Zentimeter pro Huhn) und Legenestern (1 Legenest für 3 bis 5 Hühner). Die Hütte muss nicht isoliert sein. Hühner halten auch gut Minustemperaturen aus. Die Innenhöhe der Hütte sollte mindestens 40 Zentimeter betragen. Des Weiteren brauchen Hühner eine Möglichkeit zum Sandbaden (Sand + Kieselgur + eventuell Holzasche), wenn es geht, mit einer einfachen Überdachung, und Versteckmöglichkeiten wie Sträucher oder eine alte an eine Mauer gelehnte Holzplatte. Man kann seiner Fantasie in der Gestaltung des Hühnergeheges freien Lauf lassen.
6. Naturbrut oder Kunstbrut?
Natur ist natürlich immer das Beste, genial und unschlagbar. Auch Unsitten wie Federpicken oder Kannibalismus kommen bei Küken, die von einer Glucke (Mama-Henne) geführt werden, nicht vor, weil die Henne die Kleinen den ganzen Tag über beschäftigt. Manchmal kann Kunstbrut jedoch sehr hilfreich sein. Beispielsweise dann, wenn man gar keine bis wenige brutlustige Hennen hat oder eine größere Anzahl Hennen braucht, um eine schöne Legegruppe zusammenzubekommen, oder wenn man eine größere Anzahl Bruteier besorgt hat, die nicht alle unter der Henne Platz finden. In diesem Fall kann man der Henne einen Teil unterlegen und den anderen Teil zeitgleich in den Brutapparat geben. Nach ein oder zwei Wochen ist es sinnvoll, die Eier zu durchleuchten, um „unbefruchtete“ auszusortieren. Möglicherweise haben jetzt alle Eier unter der Henne Platz. Wenn nicht, können die Küken nach dem Schlupf der Henne untergeschoben werden. Ein Brutei kostet übrigens zwischen 2 und 5 Euro.
Weitere Infos: www.ursteirerhof.at
FOTOS: © Jessica Jungbauer/Callwey
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Manuela von Perfall
Vom Glück mit Hühnern zu leben – Hühnerfreunde und ihre Geschichten
Preis: € [D] 29,95 / € [A] 30,85 / sFr. 40,90
ISBN: 978-3-7667-2377-2
Verlag: Callwey
Manuela von Perfall und Jesica Jungbauer porträtieren Hühnerfreunde und berichten von deren Liebe zu Hühnern. Da sind zum einen die Halter. Ob Unternehmerin Bettina Huber, Journalistin Canan Topçu, Landwirtin Marianne Bauer oder Tiertrainerin Anja Ballwieser – Gründe der Hühnerhaltung können ganz unterschiedlich motiviert sein. Bei allen Besitzern aber spürt man die enorme Hingabe; die Freude und Begeisterung über das muntere, bunte Federvieh ist enorm.