Immergrün ist nicht immer gleich grün. Wir zeigen Ihnen wie filigrane Blütenstände, feingliedriges Laub und malerische Wuchsformen erst richtig gut zur Geltung kommen, wenn der Hintergrund gleichmäßig ruhig ist. Für diese Aufgabe erweisen sich Immergrüne Pflanzen als unverzichtbar.
Struktur mit Grün
Gehölze mit einem immergrünen Laubkleid bringen ruhige Strukturen in den Garten, die sich ganz hervorragend als Kulisse für andere Pflanzen eignen. Die gleichmässige Anordnung der Blätter, Schuppen oder Nadeln, die unverändert während der zwölf Monate des Gartenjahres einen Hintergrund bilden, können Sie verwenden, um ein Staudenbeet wie mit einem Passepartout einzurahmen. Vor allem markante Wuchsformen und filigrane Blütenstände treten durch den klaren Kontrast viel besser hervor. Außerdem halten die stattlichen Gehölze den Wind ab und verhindern, dass höhere Pflanzen Schaden nehmen.
Eine besondere Rolle spielt traditionell in diesem Zusammenhang die Eibe (Taxus baccata), weil sie sich als Formschnittpflanze einen Namen gemacht hat. Aber auch Buchsbaum (Buxus sempervirens),Berberitzen (Berberis julianae) und Liguster (Ligustrum vulgare) geben hervorragende Tapeten für Staudenbilder ab.
Die einfachste Variante sind geschnittene Hecken. Sie stehen starr hinter dem Blütentableau, sodass sich die Blüten davor immer gut abheben. Etwas mehr Geschick brauchen Sie, wenn Sie einzelne Pflanzen so platzieren wollen, dass sie einen guten Hintergrund bilden, aber gleichzeitig deren eigenen, natürlichen oder formalen Wuchs in Szene setzen wollen. Neben den vegetationstechnischen Standortfragen müssen Sie hier auch die Perspektive berücksichtigen, weil Einzelpflanzen nicht so omnipräsent sind und mit dem Blickwinkel der Hintergrund quasi „verrutscht“.
Hintergrund im Jahreslauf
Nicht alle immergrünen Pflanzen haben das ganze Jahr über eine gleichmässige Struktur wie Eibe (Taxus) und Buchsbaum (Buxus). Der Liguster (Ligustrum vulgare) blüht mit weißen, rispigen Blütenständen im Frühsommer und auch der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) präsentiert je nach Sorte cremefarbene Blütenstände. Dieser Wandel zeugt von einer angenehmen Natürlichkeit, die von Anfang an in die Planung Eingang finden sollte. Das gelingt, indem Sie sich im Beet auf große Einzelblüten wie Pfingstrosen (Paeonia) konzentrieren oder eine lilablaue Üppigkeit von dichten Mondviolen (Hesperis), Akeleien (Aquilegia) und Zierlauch (Allium) aufwachsen lassen, sodass die Blüten des Hintergrundgehölzes ein zusätzliches Beiwerk sind.
Die roten Beeren der Stechpalme (Ilex aquifolium) sind eine willkommene winterliche Zierde. Sie zaubern in das eingefrorene Bild von Gräserblüten und Samenständen ein paar rote Perlen, die meist erst sichtbar werden, wenn Sie sich der Hecke nähern. Als Störfaktor nehmen Sie sie bestimmt nicht wahr.
Starke Kontraste
Die immergrüne Kulisse hat für hohe Solitärstauden eine besondere Bedeutung, weil sie davor gut sichtbar werden. Gerade die Arten mit hellen Blüten wie Riesen-Wiesenraute (Thalictrum-Hybride ʻElinʼ), Steppenkerzen (Eremurus) und der Riesen-Schuppenkopf (Cephalaria gigantea) stellen so ihre Pracht in ganzer Größe zur Schau. Fügen Sie derartige Solitärstauden immer nur punktuell in eine Gestaltung ein, so bereichern Sie die Bepflanzung, ohne sie zu überfrachten. Den Charakter der Solitäre können Sie auch ein wenig auf die Kulisse überspringen lassen, indem Sie etwa die Heckenkrone mitschwingen lassen. Ein wellenförmiger Schnitt lässt den Rahmen etwas lieblicher erscheinen. Zugleich bringt er Schwung in den Garten. Bisweilen kann sogar ein Bezug zur hügeligen Landschaft oder zum nahen Meer zum Ausdruck gebracht werden.
All diese Überlegungen sind eine Frage des Geschmacks und der Interpretation, aber ganz gewiss bereichern sie die Gestaltung mit einer besonderen Tiefe und Bindung. Mit etwas Geduld können Sie die Idee auch rückgängig machen, denn die Hecke wächst gewiss wieder in die Höhe. Eine gerade Abschlusskante ist schnell wieder hergestellt.
Gräserblüte wirken lassen
Ein besonderes Fest für einen immergrünen Hintergrund ist die herbstliche Gräserblüte. Besonders die höheren Sorten des Chinaschilfs (Miscanthus sinensis) kommen vor einer gleichmässig grünen Kulisse hervorragend zur Geltung. Ohne diesen Hintergrund würden die filigranen Strukturen vor dem Graublau des herbstlichen Himmels verschwimmen. Die Rispen bleiben bis in den Winter erhalten, um an kalten Tagen durch Raureif überzuckert zu werden. Den Samenständen von Brandkraut (Phlomis russeliana), Sonnenhut (Echinacea purpurea) und Mannstreu (Eryngium) steht der Reif ebenso gut zu Gesicht, sodass vor der Hecke ein ganz neues Bild erscheint.
Gestalten mit dem Licht
Für eine perfekte Wirkung sollten Sie in der Gestaltung frühzeitig die Himmelsrichtung beachten. Die Blütenstände kommen nämlich nur dann richtig zur Geltung, wenn die Sonne von vorne darauf scheint und sie das Licht reflektieren. Dann können die Blüten funkeln und nach einem Regenguss glitzern die Tropfen an den Stielen wie Perlen. Kommt die Sonne von hinten, schattiert die Hecke das Beet und die gewünschten Effekte bleiben aus. Zu Recht werden Sie sagen,dass die Sonne doch wandert. Schon, nur muss man eben zur richtigen Zeit da sein. Wenn nur am frühen Morgen die Sonnenstrahlen in das Beet leuchten, hat man schon mittags keine Chance mehr auf bezaubernde Bilder. Es lohnt sich deshalb, diese Überlegungen rechtzeitig anzustellen. Die Hauptwindrichtung sollte dagegen hinter der Hecke liegen, damit gute Wachstumsbedingungen herrschen.
Der grüne Kragen
Was im Hintergrund gut funktioniert, klappt auch im Vordergrund. Denn eine niedrige immergrüne Einfassung für Staudenbeete hat viel Charme. So ist die Fläche gut abgesteckt und Sie haben einen sauberen, dekorativen Rand, der die Pflanzen stützt. Sie können diese Einfassung zum Beispiel aus niedrigen Gehölzen wie Buchsbaum (Buxus sempervirens), Japanischer Stechhülse (Ilex crenata) sowie Japanischem Spindelstrauch (Euonymus japonica) gestalten. Sie geben den Pflanzen zum vorderen Beetrand auch einen gewissen Halt. Vermeiden Sie allerdings, dass sich beispielsweise ausbreitungsfreudige Stauden wie Storchschnabel (Geranium-Hybride ʻRozanneʼ) oder großes Laub von Funkien (Hosta) über diese Einfassung legen, weil die Gehölze unter der Schattierung leiden. Dafür kann der Rahmen ein Segen für Dahlien und Gladiolen sein, die sich an ihren Füßen wenig attraktiv zeigen. Das grüne Band verdeckt den unteren Teil perfekt und oben tummeln sich die Blüten. Das gilt auch für spätsommerliche Astern (Aster novae-angliae, A. novi-belgii) sowie Sonnenbraut (Helenium- Hybriden) und Sonnenauge (Heliopsis-Hybriden).
Eiben als Hintergrund
Kaum eine Pflanze erweist sich als ein so guter Hintergrund zu Blütenstauden, Rosen und Gräsern wie die Eibe (Taxus). Das liegt vor allem an ihrer dunkelgrünen Farbe, die sich wie ein Vorhang stark zurücknimmt und nur während des Austriebs mit hellen, frischgrünen Spitzen überrascht. Gärtnerisch bedeutet die Eibe Geduld. Die Gehölze haben einen Zuwachs von nur etwa 20 cm im Jahr – immerhin, aber um eine hohe Hecke als Hintergrund für Stauden aufzubauen, braucht es eben doch einige Jahre. Haben Sie Geduld, denn nur so wachsen die Zweige gut ineinander und die Oberfläche kann tatsächlich mit der Gleichmäßigkeit einer Raufasertapete mithalten.
Entscheiden Sie sich für die richtige Sorte, denn wichtig ist die Entwicklung in die Höhe. Neben Klassikern wie der Irischen Säuleneibe (Taxus baccata ʻFastigiataʼ) und Formen wie z.B. ʻFastigiata Novaʼ weist auch die Sorte ʻHesseiʼ von Natur aus einen straff-aufrechten Wuchs auf. Die sehr alte Sorte ʻOvereynderiʼerreicht sogar bis zu 5 m Höhe. Die Hybride Taxus Å~ media bietet mit den Sorten ʻHicksiiʼ, ʻStrait Hedgeʼund ʻStricta Viridisʼ s.ulenf.rmige Typen, wie sie für den Hintergrund optimal sind.
Der Schnitt ist sehr wichtig für so einen Hintergrund. Nur wenn die Oberfläche einheitlich ist, kann sich die Wirkung der Blütenformen davor voll entwickeln.
Die wichtigsten Arten, die Kontrast bringen:
∙ Berberitze (Berberis Å~ frikartii)
∙ Buchsbaum (Buxus sempervirens)
∙ Sawara-Scheinzypresse (Chamaecyparis pisifera ʻFiliferaʼ)
∙ Schirmbambus (Fargesia murieliae)
∙ Efeu (Hedera helix)
∙ Stechpalme (Ilex aquifolium)
∙ Liguster (Ligustrum vulgare)
∙ Glanzmispel (Photinia fraseri)
∙ Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
∙ Eibe (Taxus in Arten)
∙ Lebensbaum (Thuja in Arten)
Copyright: Foto 123rtf, Text: blv Verlag
Alle Rezepte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
blv Verlag, Dorothée Waechter
Immergrüne Pflanzen
Preis: € [D]16,99
ISBN 978-3-8354-196-7
Entdecken Sie mit Immergrüne Pflanzen die Vielfalt an Immergrünen und treffen Sie Ihre ideale Auswahl. Für jeden Standort und jeden Stil. Die Charakteristika, Ansprüche und Einsatzmöglichkeiten jeder Pflanze finden Sie in detaillierten Porträts. Dass es nicht immer „nur“ der Klassiker Buchs sein muss, zeigt das ausführliche Gestaltungskapitel mit vielfältigen Kombinationen für naturnahe, rein immergrüne oder Misch-Gärten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Integration in bestehende Pflanzungen.