Ende Juni beginnt die Saison für Johannisbeeren. Wer etwas Gutes für seine Gesundheit tun möchte oder einen kleinen Vitaminschub braucht, sollte sich überlegen, mal diese kleinen roten, weißen oder auch schwarzen Früchte aus der Familie der Stachelbeergewächse näher kennenzulernen. Für Transport und Lagerung sind Johannisbeeren (Ribes rubrum/Ribes nigrum) eher ungeeignet, weshalb man sie auf Märkten nur selten findet. Der Eigenanbau der anspruchslosen und pflegeleichten Beeren bietet sich daher an und ist für jeden Hobbygärtner möglich!
Anbau – Wie geht das?
Am besten eignet sich der Herbst als Pflanzzeit für Johannisbeeren. Kürzen Sie die Triebe auf ungefähr 5 Knospen pro Trieb und achten Sie darauf, dass die Pflanzen später einen Standraum von 1,5 bis 2 Quadratmeter in Anspruch nehmen werden. Wenn man etwas Platz sparen möchte, bietet sich die Erziehung von ein- bis dreitriebigen Hecken oder Spalieren an. Dafür setzen Sie die Sträucher einfach entlang von drei bis vier Drähten, die in unterschiedlichen Höhen bis zu 1,70 Meter aufgespannt sind.
Standort – Wo am besten?
Bei der Standortsuche achten Sie am besten darauf, ein sonniges bis halbschattiges Plätzchen zu finden, welches außerdem windgeschützt sein sollte. Als Untergrund bevorzugt die Johannisbeere einen humusreichen, feuchten bis frischen Boden, den Sie am besten gut drainiert halten. In sandigen Böden fallen die Erträge deutlich geringer aus.
Pflege – Was ist zu tun?
Je nach Sorte variiert die Wuchsleistung der Johannisbeere sehr. Lassen Sie sich also vorher beraten, welcher Schnitt für Ihre Sorte der beste ist. Bei starkwüchsigen Sorten werden die etwa eineinhalb Meter hohen Leittriebe nach einem ca. drei Jahre andauernden Aufbauschnitt nicht mehr zurückgeschnitten. Sollten Sie hingegen eine schwachwüchsige Sorte ausgewählt haben, müssen Sie diese jährlich an den Leittrieben und seitlichen Verzweigungen einkürzen. Dabei werden die Seitenzweige auf drei bis sechs Knospen zurückgeschnitten und auch die Leittriebe um etwa eine Scherenlänge gekürzt.
Achten Sie immer darauf, dass Ihr Strauch nicht auseinanderfällt und gut durchlüftet ist. Denn neben Frost und unzureichender Befruchtung durch fehlende Bienen, ist auch eine zu starke Beschattung der Früchte, insbesondere im Inneren der Sträucher, Schuld am „Verrieseln“, also dem frühzeitigen Abfallen der Beeren. Um für ausreichend Befruchtung zu sorgen, können Sie ein Insektenhotel aufstellen. Nicht nur die Johannisbeeren werden es Ihnen danken.
Der Aufbau eines Strauches dauert an, bis etwa 6 bis Leittriebe vorhanden sind.
Eine Alternative zur Erziehung als Strauchform, ist die Gobeletform. Eine Stammverlängerung bildet dabei zusammen mit drei bis vier Leittrieben ein kleines Johannisbeerbäumchen. Falls Ihnen die Aufbauzeit zu lange dauert, ist es natürlich auch möglich, fertige Bäume zu kaufen.
Das Anlegen einer Mulchschicht ist sehr empfehlenswert, da die Sträucher flachwurzelnd sind. Wenn Sie Ihren Johannisbeeren weitergehend etwas Gutes tun wollen, dann düngen Sie sie im Frühjahr kalibetont und chloridfrei. Vorkommende Parasiten bzw. Krankheiten sind Blattläuse, Grauschimmelfäulnis oder Rotpustelkrankheit.
Ernte – Was ist zu beachten?
Die Reifezeit der Johannisbeere liegt im Sommer von Juni bis August. Traditionell um den 24. Juni herum, dem sogenannten „Johannistag“, der diesen kleinen Beeren ihren Namen gab. Ernten Sie die Beeren nicht einzeln, sondern in ganzen „Trauben“ mit Stielchen.
Einerseits können Rote Johannisbeeren natürlich direkt als Naschobst verzehrt werden, genau wie weiße Johannisbeeren eignen sie sich auch prima um sie als Gelee, Marmelade, Saft, Rote Grütze oder Kuchenbelag zu verarbeiten. Weiße Johannisbeeren sind deutlich milder und süßer als die Roten und Schwarzen. Ob rote, weiße oder schwarze Johannisbeeren: sie sind alle wertvolle Vitamin-C-Spender.
Botanik – Was ist eigentlich für eine Pflanze?
In der freien Natur findet man die Rote bzw. Weiße Johannisbeere als niedrigen, sommergrünen Strauch in Mittel- und Westeuropa. Am ertragreichsten ist diese Pflanze – aufgrund der selteneren Frisch- und Trockenperioden im Sommer – im nördlichen Mitteleuropa. Die schwarze Johannesbeere findet man in Europa, im Himalaya und im Westen von Kasachstan. Ab Frühling öffnen sich die bis zu zehn Millimeter langen, grün oder rosa bis rot gefärbten Blüten und machen den Johannisbeerstrauch auch optisch attraktiv.
Die Johannisbeere befruchtet sich selbst, die Ernte fällt allerdings ertragreicher aus, wenn sie fremdbefruchtet wird.
Kulturgeschichte – Wie kam die Rote Johannisbeere zu uns?
Noch im Altertum war die Rote Johannesbeere gänzlich unbekannt. Anfang des 15. Jahrhunderts tauchte sie erstmals in arabischen Aufzeichnungen auf und wird als Ersatz des als Heilpflanze genutzten Rhabarbers bezeichnet. Ende des 16. Jahrhunderts waren dann schon verschiedene Kulturrassen bekannt. Die Schwarze Johannisbeere wurde hingegen nur selten in Gärten angebaut.
Sorten – Welche sind empfehlenswert?
In sehr frostgefährdeten Gegenden ist es ratsam, spätere Sorten zu pflanzen, denn Frost während der Blüte kann das so genannte „Verrieseln“ auslösen. Damit ist das verfrühte Abfallen der Blüten und Früchte gemeint, sodass es nur noch bei einzelnen Beeren zur Reife kommt. In Anbau und Pflege unterscheiden sich alle Johannisbeersorten nicht.
Zu den beliebtesten Sorten gehören:
Roten Johannisbeere
– Jonkheer van Tets: Langtraubige, starkwüchsige Frühsorte
– Laxton’s Nr.1: mittelgroß, hellrot, süßsäuerliche Sorte
– Red Lake: aromatische, ertragreiche, mittelfrühe Sorte
– Rote Vierländer: ertragreiche, starkwüchsige Frühsorte
– Rovada: ertragreiche, mittelstark wachsende Spätsorte
– Rotet: starkwüchsige, gesunde, mittelfrühe Sorte mit lockeren Trauben
– Rolan: sehr säuerliche, robuste starkwüchsige Spätsorte
– Heinemanns Rote Spätlese: säuerliche, ertragreiche Spätsorte
Schwarze Johannisbeeren:
– Rosenthals Langtraubige Schwarze: herb-säuerlich, großfruchtig, starkwüchsig, Frühsorte
– Silvergieters Schwarze: starkwüchsig, ertragreich, Frühsorte
– Titania: ertragreich, starkwüchsig, sehr robust, mittelfrüh
– Ometa: gesunde Spätsorte
Weiße Johannisbeeren:
– Werdavia: ertragreiche, robuste, mittelfrühe Sorte
– Blanka: leicht säuerliche, mittelstark wachsende, mittelfrühe Sorte
– Rosa Sport: mittellange Trauben mit hell rosafarbenen Früchten, mittelfrühe Sorte
– Weiße Versailler: aromatische süß-säuerliche, mittelfrühe Sorte
– Zitavia: starkwüchsig, ertragreich, mildaromatisch, robust, mittelspäte Sorte
TEXT: Carina Naeve
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