Gerade weil das Leben vieler Kinder heutzutage voll gepackt ist mit Terminen sind Momente der Stille so wichtig: In der Ruhe, bei kleinen Meditationen und Fantasiereisen kommen die Kinder ganz bei sich an und finden zurück zu ihrer Balance. Der Garten ist zu allen Jahreszeiten ein guter Ort zum Verweilen.
Planen Sie regelmäßig Freiräume in Ihren Alltag und den Ihrer Kinder für kleine Meditationen ein. Beginnen Sie mit 1–4 Minuten, die dann auf 5–10 Minuten ausgebaut werden können.
Frühling
Bei einer kleinen Fantasiereise erleben die Kinder, wie die Natur aufwacht. Die Kinder stellen sich vor, dass verschiedene Samen in ihrer Hand liegen, große und kleine, glatte und raue, dunkle und helle. Sie nehmen einen Samen und stecken ihn mit ihrem Finger tief in die feuchte Erde. Der Samen nimmt das Wasser aus dem Erdreich auf, er quillt und in ihm wacht das kleine Pflanzenwesen auf, das so lange geruht hat. Es reckt und streckt sich, es drückt eine kleine Wurzel nach unten in die Erde und beginnt Wasser zu trinken. Es reckt und streckt sich noch mehr nach oben, bis die kleine Triebspitze im Licht steht. Sie wächst zum Licht und entfaltet die ersten beiden Blätter. Sie wird größer und größer, bekommt immer mehr Blätter und dann öffnen sich die Blüten.
Sommer
Jedes Kind sucht sich im Garten eine Pflanze aus, die es mag und von der es sich angezogen fühlt. Es kann eine Blume, ein Kraut, ein Busch oder auch ein Baum sein. Das Kind setzt sich zu der Pflanze und schaut sie an: Wie sieht sie aus? Ist sie groß oder klein, zart oder robust? Welche Farben hat sie? Wie dufet sie? Wie wächst sie? Wohin strebt sie? Wie geht es der Pflanze? Was würde ihr jetzt guttun? Immer tiefer taucht das Kind in die Pflanze ein und verbindet sich mit ihr. Was will es ihr sagen? Gespannt hört es auch auf das, was die Pflanze ihm zu sagen hat. Dann verabschiedet sich das Kind bei der Pflanze mit einem Danke und geht in den Tag. Es wächst und reift, so wie die Pflanzen im Sommer.
Herbst
Wenn die Pflanzen verblühen und welken, wenn ihre Früchte und Samen reifen und sich die Blätter an den Bäumen verfärben, ist es im Garten richtig bunt. Die Kinder suchen sich einen bequemen Platz im Freien, kommen zur Ruhe und schauen sich um: Zuerst suchen sie ein rotes Blatt, eine rote Blume und nehmen das Rot ganz tief in sich auf, bis das Rot den ganzen Körper durchdringt. Dann suchen sie etwas Oranges und nehmen auch diese Farbe tief in sich auf, verbinden sich mit dem Orange. Danach etwas Gelbes, etwas Grünes, etwas Hellblau finden sie im Blau des Himmels und ein dunkleres Blau vielleicht im Schatten der Wolken, zuletzt eine violette Blüte. Die Kinder nehmen alle Farben in sich auf wie einen Regenbogen. So wandern die Kinder mit den Farben durch alle sieben Körperchakren vom Schritt bis zum Scheitel – ja, so bunt ist Leben.
Winter
Im Winter ist es still, alle Pflanzen ruhen – als Samen im Boden, als Zwiebeln und Wurzeln schlafen sie, um sich auszuruhen vom vergangenen Jahr und Kraft zu schöpfen für das neue Jahr. Und so wie die Samen, Zwiebeln und Wurzeln in der Ruhe nur sich selbst spüren – so spüren die Kinder nun ihren Körper, tief atmen sie ein und aus, die Bauchdecke hebt und senkt sich dabei. Dann wandern die Kinder mit ihrer Aufmerksamkeit zu den Zehen, den Füßen, den Knien, den Beinen, den Hüften, dem Popo, dem Bauch, der Wirbelsäule, der Brust, den Schultern, den Armen, den Ellbogen, den Händen, den Fingern, dem Hals, dem Mund, der Nase, den Augen, der Stirn, dem Kopf.
© Foto: Shutterstock, Coverfoto: Juliette Wade, Text Bärbel Oftring / Matsch und Möhren, KOSMOS Verlag
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Bärbel Oftring
Matsch & Möhren
ISBN 978-3-440-16877-6
Preis 17,00 Euro
KOSMOS Verlag
Kinder brauchen den Naturraum Garten, um fit fürs Leben zu werden – beim Spielen mit Matsch, Säen von Pflanzen und Beobachten von Tieren lernen sie, dass alles miteinander in Verbindung steht und sie ein Teil dieses Lebensraums sind. Sie erhalten praktische Anleitungen wie Kinder Kenntnisse über Ökosysteme und deren Vernetzung sammeln, Erdung spüren und das Innehalten lernen können.