Beim Anblick der kleinen Blüten des Vergissmeinnicht – blau wie der Himmel und duftig leicht wie Wolken – sind Romantiker und echte Naturliebhaber gleichermaßen hin und weg. Einfach himmlisch!
Geliebte Mausohren
Das Vergissmeinnicht (Myosotis) gehört zweifelsohne mit zu den schönsten Frühlingsblühern. Unmengen seiner zarten, himmelblauen Blüten mit der typischen gelb-weißen Sternchenmitte mischen sich dezent unter Tulpen, Narzissen und Bellis und hinterlassen einen solch entzückenden Eindruck, dass man sie nur schwer vergessen kann. Nicht umsonst haben Romantiker ihre bezaubernde Wirkung für sich entdeckt. Das Vergissmeinnicht gilt als das Sehnsuchtssymbol schlechthin. Noch heute schenken es sich Verliebte, um sich gegenseitig ihre Liebe und Treue zu versichern. Die Pflanze mit den zierlichen Blüten ist bereits seit der Antike bekannt. Der Name „Vergissmeinnicht“ ist allerdings erst seit dem 15. Jahrhundert gebräuchlich. Zurück geht er der Legende nach auf die Vergesslichkeit der Pflanze, die sich nach der Erschaffung der Welt ihren Namen partout nicht merken konnte. Kurzerhand stattete der Schöpfer sie mit einem neuen Namen aus: Vergissmeinnicht.
Der Name hat sich übrigens in vielen Sprachen durchgesetzt: „forget-me-not“ heißt es in England, „ne m’oubliez pas“ in Frankreich, „no-me-olvides“ in Spanien, „Förgätmigej“ in Schweden oder „wu wang cao“ (Nicht-Vergessen-Kraut) in China. Vorher nannte man die Pflanze „Blauer Augentrost“ oder „Blaues Mausöhrlein“. Der botanische Name Myosotis stammt aus dem Griechischen. „Myós“ bedeutet Maus und „Otis“ Ohr, also das Mäuseohr, was sich auf die Form der weich behaarten Blättchen bezieht.
Von Wald und Wiese in den Garten
Unser Garten-Vergissmeinnicht gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) und hat seinen Ursprung im Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica), welches von Natur aus auf frischen Wiesen, an Waldrändern und Hochstaudenfluren zu finden ist. Die zweijährige, ca. 15 bis 30 cm hohe Pflanze ist ein heimischer Frühlingsblüher, dessen breitbuschig verzweigte Triebe längliche, flaumig behaarte Blättchen tragen. Die vielen kleinen, meist hellblauen Einzelblüten stehen von April bis Juni in traubigen Blütenständen über dem Laub. Je nach Sorte variiert die Blütenfarbe von kräftig Blau wie bei ‘Amethyst‘ oder ‘Victoria Indigoblau‘ über Weiß bis Rosa (‘Victoria Rosea‘ und ‘Victoria Weiß‘). Ähnlich sortenreich ist übrigens auch das Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis palustris), das, wie der Name verrät, einen eher feuchten, sonnig bis halbschattigen Standort am Wasserrand oder Teichrand bevorzugt.
Ein Schattenplätzchen gefällig
Myosotis sylvatica liebt kühle, halbschattige Plätze im Garten mit frischen, leicht feuchten Böden. Man sät es im Juli aus und verpflanzt es im September/Oktober an den gewünschten Platz. Wo es sich wohlfühlt, samt es kräftig aus. So entstehen ganze Gruppen unter lichten Gehölzen oder blaue Bänder im Frühlingsbeet. An optimalen Standorten ist Pflege kaum nötig. Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert den zweiten Blütenflor. Einige Blütenstände sollte man stehen lassen, damit es sich später versamen kann. Bei lang anhaltend feuchter und warmer Witterung ist Myosotis mehltauanfällig. Dann sollte man die befallenen Pflanzen entfernen, damit sich die Pilzkrankheit nicht auf andere Pflanzen überträgt. Keine Sorge, selbst wenn Sie viele Pflanzen entsorgen müssen, das Vergissmeinnicht verlässt den Garten nicht so schnell. Dafür sorgt es schon.
Einmal da – immer da
Man sagt: Wer einmal Vergissmeinnicht im Garten hat, besitzt es für immer. Es samt sich nicht nur reichlich aus, für die Verbreitung der Samen hat es auch fleißige Verbündete. Ameisen tragen die Samen kreuz und quer durch den Garten, was man auch als Myrmekochorie bezeichnet. Dank einer cleveren Einrichtung der Natur bildet das Vergissmeinnicht an seinen Samen ein sogenanntes Elaiosom, ein kleines „Fettanhängsel“, welches die Ameisen veranlasst, die Samen als fette Beute in ihren Bau zu schleppen, das Anhängsel zu fressen und den Rest wegzuwerfen, also aus dem Bau hinaus ins Freie zu entsorgen. So landet der Samen und somit das Vergissmeinnicht auch an anderen Stellen im Garten.
Wahlverwandtschaften – ebenso schön und langlebig
Unter den mehrjährigen Stauden gibt es ebenfalls Vertreter aus der Familie der Raublattgewächse, die mindestens genauso attraktiv sind und verdammt viel Ähnlichkeit mit dem zweijährigen Vergissmeinnicht haben: dazu zählt das Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla). Die 30 bis 40 cm hohe Staude hat die gleichen Standortsansprüche wie die zweijährige Pflanze. Sonnig bis halbschattig auf frischen, aber nicht zu nassen, humosen Böden. Ein kompletter Rückschnitt der Blätter nach der Blüte bis kurz über dem Boden fördert einen schönen Neuaustrieb. Brunnera macrophylla passt als Waldstaude gut zu anderen schattenliebenden Pflanzen wie Elfenblume, Funkie, Lungenkraut, Geranium und Haselwurz. Da sich das staudenförmige Vergissmeinnicht immer größerer Beliebtheit erfreut, hat sich auch das Sortiment erfreulicherweise deutlich erweitert. Als echter Hingucker im Schattenbeet gilt die Sorte ‘Jack Frost‘ mit seinen silbrigen Blättern, bei denen nur der Blattrand und die Blattadern dunkelgrün sind. Diese attraktive Sorte ist eine Blattschmuckstaude par excellence, die auch ohne Blüte glänzend daher kommt. Für ähnliche Lichtblicke sorgt ‘Looking Glass‘, eine perfekte, silberlaubige Sorte, die den Schatten braucht und garantiert nichts für die Sonne ist. Halten Sie beim Staudengärtner auch Ausschau nach ‘Hadspen Cream‘ mit einem hübschen, schmalen, cremefarbenen Blattrand. Wenn regelmäßig gegossen wird, kann man das Kaukasus-Vergissmeinnicht sogar als Topfpflanze aus der Nähe bewundern, vorausgesetzt, es steht etwas schattig.
Und wer sein Herz an all‘ die himmelblauen Vergissmeinnicht-Blüten verloren hat, der wird auch das Frühjahrs-Gedenkemein (Omphalodes cappadocica ‘Starry Eyes‘) lieben; zumal die zweifarbigen Blüten ein umwerfendes, leuchtendes Blau besitzen, was das normale Vergissmeinnicht-Blau locker in den Schatten stellt. Dieser robuste Frühlingsblüher wird nur 15 bis 20 cm hoch und bildet im lichten Schatten durch Ausläufer teppichartige Bestände mit frisch grünen, ovalen Blätter. Ein unkomplizierter Bodendecker, an dem man als Gartenbesitzer viel Freude hat.