Kräuter Garten Praxis – Das schönste am Sommer ist die Ernte im eigenen Kräutergarten
Kräuter umtopfen — Schritt für Schritt
Ein wichtiges Thema für Kräutergärtner mit wenig Platz sind Topfkräuter auf Balkon und Terrasse. So stehen die Kräuter in der Nähe der Küche und können auch auf Wunsch ab und zu ausgetauscht werden.
- Das Frühjahr ist zum Umtopfen von älteren mehrjährigen Kräutern wie Lavendel, Rosmarin oder Zitronenstrauch die beste Zeit. Wenn diese aus dem Winterquartier kommen, sind sie für mehr Platz im Topf und frische Erde immer sehr dankbar – möglichst alle zwei bis drei Jahre. Zum Umtopfen benötigen Sie einen Topf, der einen mindestens 4 cm größeren Durchmesser als der alte. Für Kräuter sind Terrakottatöpfe gut geeignet – sie sind standfest und in guter Qualität auch frostsicher. Darüber hinaus brauchen Sie noch Kieselsteine, gute Erde, eine Pflanzschaufel und gegebenenfalls ein Gartenmesser.
- Heben Sie die Pflanze mit dem ganzen Erdballen aus dem alten Topf und entfernen Sie verbrauchte Erde und abgestorbene Wurzeln, so gut es geht. Lockern Sie den Wurzelballen, indem Sie ihn mit den Händen etwas aufreißen. Stark verfilzte Wurzelballen können etwas angerissen werden.
- Die neue Erde wird vorbereitet und bei Bedarf je nach Pflanzenart mit Kompost, Sand oder Dünger vermischt.
- Auf den Grund des Topfes wird etwas Kies und eine dünne Schicht Erde gefüllt. Darauf setzt man die Pflanze und füllt die Zwischenräume mit Erde. Zum Schluss werden die Ränder etwas angedrückt und die Pflanze wird gut angegossen. Wollen Sie mehrere Pflanzen in ein Gefäß zusammensetzen, dann sollten Sie nur Kräuter zusammenpflanzen, die ähnliche Ansprüche an Sonne, Wasser und Nährstoffe haben.
- Topfkräuter brauchen mehr Pflege. Gut ist es, sie regelmäßig gründlich zu gießen und den Ballen dann wieder abtrocknen zu lassen. So werden die Wurzeln gleichmäßig mit Wasser und Luft versorgt. Etwa ab vier Wochen nach dem Umtopfen sollten Kräuter regelmäßig nachgedüngt werden. Günstig und einfach zu dosieren ist Flüssigdünger. So können Sie auch schnell auf Ernährungsengpässe reagieren. Und bitte entfernen Sie regelmäßig unerwünschte Wildkräuter, sie konkurrieren sonst mit unseren Küchenkräutern um das sowieso schon geringe Platzangebot im Topf. Haben Sie alles beachtet, können Topfkräuterüber mehrere Jahre im selben Kübel wachsen.
Richtig ernten
Das Schönste am Sommer ist die Ernte im eigenen Kräutergarten. Um ihre volle Wirkung entfalten zu können, müssen Blätter, Blüten, Früchte und Wurzeln der Kräuter zu recht unterschiedlichen Zeiten geerntet werden. Frische Kräuter können fast während des ganzen Sommers genutzt werden. Geerntet werden nur gesunde Pflanzenteile und es werden immer nur so wenige Pflanzenteile geerntet, dass die Kräuter vital bleiben. Wird zur Ernte ein Messer oder eine Schere verwendet, ist es wichtig, dass das Werkzeug sauber ist. Ansonsten besteht die Gefahr, Krankheiten und Schädlinge von Pflanze zu Pflanze zu übertragen.
SO WERDEN BLÄTTER GEERNTET
Viele Kräuter sind mehrjährige Stauden. Beispiele dafür sind Minzen, Zitronen-Melisse oder auch Oregano. Sie haben aromatische Blätter und es gilt, diese rechtzeitig zu ernten. Ihr Aroma ist kurz vor der Blüte besonders intensiv und klar ist, dass dann auch geerntet werden muss. Sehr große Blätter werden einzeln gepflückt und einzeln zum Trocknen ausgelegt. Viele mehrjährige Kräuter werden geerntet, indem ganze Zweige kurz vor der Blüte abgeschnitten werden. So wird ein zweiter Austrieb möglich. Halbsträucher aus dem Mittelmeergebiet wie Salbei, Ysop oder Thymian sind während des ganzen Sommers aromatisch. Für den täglichen Bedarf können die Blätter jederzeit frisch gepflückt werden. Zum Anlegen von Vorräten werden diese Kräuter kurz vor der Blüte massiv geschnitten und dann in Ruhe gelassen. Bei guter Witterung ist eine zweite Ernte im Hochsommer möglich. Ein späterer Schnitt schwächt die Pflanzen. Die Ernte von Blättern und Zweigen erfolgt am besten in den Morgenstunden von trockenen Tagen.
DIE ERNTE VON BLÜTEN UND SAMEN
Blüten werden immer nur dann geerntet, wenn sie voll erblüht sind. Das bedeutet, dass Sie sich während der Blütezeiten regelmäßig durch die Beete arbeiten sollten. Die einzelnen Blüten von Borretsch oder Ringelblumen werden zum Beispiel mit den Fingernägeln abgeknipst. Das Ernten einzelner Kamillenblüten ist dagegen zu mühsam. Besser ist es, die oberirdischen Pflanzenteile abzuschneiden, zu trocknen und später die Blüten abzuzupfen. Lavendelblüten werden geerntet, wenn die Blütenstände vollständig erblüht sind. Dazu werden sie mit Stiel von der Pflanze getrennt, gebündelt und getrocknet. Oft werden auch Fruchtstände mit Samen geerntet. Kümmel, Fenchel und Koriander sind gute Beispiele dafür. Der beste Erntezeitpunkt ist dann, wenn die voll reifen Samen fast von alleine abfallen. Die ganzen Dolden werden vorsichtig mit der Schere abgeschnitten und anschließend auf Papier oder auf einen Trockenrahmen ausgelegt. Beim Trocknen reifen die Samen nach, fallen bald ab und können gut eingesammelt werden. Wenn die Fruchtstände nicht regelmäßig geerntet werden können, hilft es, ein Vlies auszulegen, von dem die Samen später abgesammelt werden.
WURZELN ERNTEN
Wurzeln werden mit dem Spaten ausgegraben. Die beste Zeit dafür ist im Herbst oder Winter. Die Pflanzen haben dann ihre Kraft in die Wurzeln gezogen und diese sind jetzt besonders aromatisch. Bitte bedenken Sie: Wenn alle Wurzeln einer Pflanze geerntet werden, stirbt die Pflanze ab. Bei mehrjährigen Kräutern macht es also Sinn, abzuwarten, bis der Wurzelstock groß genug ist, um ihn zu teilen. So kann sich die Pflanze wieder regenerieren und bleibt im Kräutergarten erhalten.
Die blühenden Kräuter für einen sommerlichen Strauß werden am besten an einem trockenen Tag am Vormittag geschnitten.
Fotografie © Kerstin Mumm, Burkhard Bohne, KOSMOS Verlag
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Burkhard Bohne
Kräuter – Es geht auch einfach!
Preis 14,99 EUR
ISBN 978-3-440-16404-4
Kosmos Verlag
Ob Thymian oder Salbei, Bärlauch oder Minze, Liebstöckel oder Kresse – für aromatische Kräuter findet sich in jedem Garten ein Plätzchen. Burkhard Bohne zeigt in seinem Buch Kräuter – es geht auch einfach!, wie man ohne viel Aufwand die ersten eigenen Beete anlegen kann.