Ob frisch vom Feld oder aus dem eigenen Garten, als getrocknete Bündel, in Seifenform und für den Gaumen – dem verwöhnenden Aroma von Lavendel kann man sich nicht entziehen. Allein sein Duft schickt uns in den Urlaub nach Aix-en-Provence, wo sich morgens auf dem Markt Einheimische und Touristen regelmäßig bei den Lavendelständen treffen.
Das blaue Gold
Große, blauviolette Lippenblüten in langgestielten Scheinähren – so lieben die provenzalischen Bauern ihren Duftlavendel, der in Frankreich reihenweise zur kommerziellen Duftöl-Gewinnung angebaut wird. Die Kreuzungen aus Lavandula angustifolia und Lavandula latifolia heißen Lavandula intermedia. Sie überzeugen mit einer höheren Ölausbeute und lassen sich wegen ihrer langen Stiele leichter ernten. Darüber hinaus sind sie ungemein aromatisch, schnellwüchsig und ertragreich. Kenner sprechen von den sogenannten „Lavandin“-Lavendeln. Dazu gehört auch der berühmte Provence-Lavendel ‘Grosso‘, der 1972 entdeckt wurde und nach dem großen Lavendelzüchter Pierre Grosso benannt wurde. Diese Sorte blieb in den 80er Jahren von einer weit verbreiteten Pilzkrankheit verschont.
Bündelweise Duftvergnügen
Wer möchte sie nicht zuhause haben – die duftenden, dekorativen Trockensträuße! In Frankreich heißen sie „Bouquets secs“ und sind der Exportschlager nach Deutschland. Wer es nicht übers Herz bringt, die Lavendelbüsche im eigenen Garten zu plündern, hält beim nächsten Frankreich-Urlaub Ausschau nach den Bündeln; je nach Belieben wählt man die langgestielten, normal blauen Sorten oder die kurzstieligen Exemplare, die dafür farbintensiver, also meist dunkler sind und in Frankreich „superbleu“ heißen.
Badetag mit Lavendel
Duft liegt in der Luft, wenn man Lavendelseife benutzt. Der Name der populärsten Aromapflanze geht auf das lateinische Wort „lavare“ für “waschen“ zurück. Ihre wohltuende Wirkung ist seit ewigen Zeiten bekannt. Schon die alten Römer wussten die wertvollen ätherischen Öle zu schätzen. In ihrer hochentwickelten Bäderkultur gab es kein Bad ohne die beruhigende, wohlriechende Wirkung, die auch als Badesalz unter die Haut geht.
Konservierter Sommer
Lavendel ist dafür bekannt, auch nach Jahren nichts von seiner Duftwirkung einzubüßen. Deswegen sind Lavendelkissen eine beliebte Duftquelle, die gerne im Wäscheschrank verschwindet. Dort schlägt Lavendel mit seinem zweiten Talent lästige Motten in die Flucht. So bleibt die Kleidung von den gefräßigen Insekten verschont; eine etwas altmodische Variante, die trotzdem jeder synthetischen vorzuziehen ist. Nicht weniger altmodisch, aber ebenso wertvoll ist die Führung eines Tagebuchs, in dem man auch in Zeiten von Facebook und Co wunderbar die Urlaubstage in der Provence festhalten kann.
Französische Spezialitäten
Wo blühender Lavendel, so weit das Auge reicht, die Landschaft mit blauen Bändern überzieht, sind Bienen nicht weit. Sie laben sich an den sonnenverwöhnten Blüten und bringen jede Menge Nektar nach Hause in den Bienenstock, wo er die Waben mit dem flüssigen Gold füllt. Vollblumiges Aroma und eine weiche Konsistenz zeichnet guten Provence-Honig aus. Dieser geht eine perfekte Liaison mit gebackenem Ziegenkäse ein, der auf frischem Baguette zu einem Hochgenuss wird. Vive la France!
TEXT: Martina Raabe
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