Sie möchten unseren heimischen Vögeln ein kuscheliges zu Hause anbieten? Wir zeigen Ihnen wie Sie Nistkästen pflegen und kontrollieren müssen, damit dem Einzug von Blaumeise & Co. nichts mehr im Wege steht.
Mit dem Aufhängen ist es nicht getan.
Der Nistkasten muss nach der Brutzeit im Spätsommer gesäubert werden. Trockenreinigung mit Kratzer und einer groben Bürste genügt meist. Das alte Nest wird entsorgt. Es wird sowieso nicht wieder genutzt und bietet überdies Brutraum für eine Menge ungebetener Gäste wie Flöhe, Milben, Lausfliegen und Wanzen, die nur darauf warten, dass wieder Vögel in die Höhle ziehen.
Achtung Flöhe!
Bevor Sie sich einem Kasten nähern, um ihn zu reinigen, werfen Sie einen Blick auf das Einflugloch. Kleine schwarze Punkte rund um die Öffnung sollten Sie misstrauisch machen: Es könnte sich um ausgehungerte Vogelflöhe handeln, die notfalls auch mit Menschen vorlieb nehmen. Nicht gefährlich, aber lästig: Im Abstand von wenigen Zentimetern aufgereihte stark juckende Stiche sind die Folge – eine weitere Gesundheitsgefährdung besteht nicht.
Nistkasten im Winter
Auch im Winter stehen die Nistkästen nicht leer. Vögel verbringen dort die kalten Nächte. Auch die erstaunlich gut kletternde Waldmaus richtet es sich gern gemütlich ein. Sie füllt den ganzen Kasten mit Blättern. Deshalb reinigen Sie den Kasten auch im Frühjahr nochmals. Aber nicht zu spät: Meisen inspizieren mögliche Brutplätze schon im Spätwinter.
Gäste willkommen!
Nicht nur Vögel sind an Höhlen interessiert. Waldmäuse und Siebenschläfer sind häufig zu Gast. Für Fledermäuse gibt es zwar Spezialkästen, nicht selten schlafen sie aber auch in einer Nisthöhle für Vögel. Auch eine Vielzahl von Insekten nutzt die Schlupfwinkel. In allen Fällen gilt: Gäste sind willkommen und werden nicht ausquartiert. Wo die Nachfrage nach Wohnraum steigt, vergrößern Sie lieber das Angebot und hängen noch einen weiteren Kasten auf. Dann haben auch spät aus Afrika eintreffende Zugvögel noch die Chance, eine freie Wohnung zu finden.
Hornissen – ein Problem?
Aber was, wenn in den Vogelkasten Hornissen einziehen? Unsere größte heimische Wespe hat keinen guten Ruf. Sieben Hornissenstiche töten einen Menschen? Dieses Ammenmärchen können Sie vergessen. Hornissen führen nur unwesentlich mehr Gift mit sich als ihre kleinere Wespenverwandtschaft, etwa 0,18 statt 0,14 Milligramm. Damit sind sie nur für Menschen gefährlich, die unter allergischen Reaktionen gegen das Gift leiden. Zudem sind Hornissen ausgesprochen friedlich. Wer einen Mindestabstand von zwei Metern zum Nest einhält, ist meist auf der sicheren Seite. Anders als ihre kleineren Verwandten werden Hornissen nicht lästig: Zwetschgenkuchen und süße Getränke lassen die Riesenwespen kalt. Sie gehen lieber auf Insektenjagd. Nach den ersten starken Frösten stirbt das Hornissenvolk. Allein die Königin überwintert, aber sie tut das gewöhnlich nicht im Bau, der auch im nächsten Jahr nicht wieder bezogen wird. Im Spätherbst können Sie also sauber machen. Bauen Hornissen an einer kritischen Stelle, etwa neben dem Sandkasten, dürfen sie als besonders geschützte Tiere nicht einfach vertrieben werden. Wer Ihnen beim Umsiedeln hilft, erfahren Sie unter www.hornissenschutz.de.
REINSCHAUEN ERLAUBT?
Auch während der Brutzeit ist ein Besuch nicht völlig tabu. Kaum ein Vogel nimmt es übel, wenn man einmal (!) einen ganz vorsichtigen Blick in seine Kinderstube wirft. Zuerst sollten wir aber prüfen, wer hier wohnt. Was Blau- oder Kohlmeisen nur kurz beunruhigt, kann ausgerechnet den „frechen“ Spatzen zum Abbruch der Brut bewegen. Ihn lassen wir also in Frieden. Wer immer auf dem Laufenden sein will, kann moderne Spionagetechnik nutzen: Im Handel werden Nistkästen mit Webcam angeboten.
© Ulrich Schmid „Ein Garten für Vögel“, KOSMOS Verlag
Foto: Freepik
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Ulrich Schmid
Ein Garten für Vögel (Mein Garten)
Preis 8,99 EUR
ISBN 978-3-440-15895-1
KOSMOS Verlag
Ein Paradies für Gartenvögel ist der Wunsch vieler Menschen. Wie man das Stückchen Grün hinter dem Haus für Meise & Co. attraktiv gestalten kann, erklärt Ulrich Schmid jetzt in seinem neuen Buch “Ein Garten für Vögel“. Dabei stellt er die richtigen Nahrungspflanzen vor, vermittelt die wichtigsten Informationen zur Vogelfütterung und gibt Tipps für den Bau von Nisthilfen.