Containerware, Ballenpflanzen oder wurzelnackt? Lesen Sie alles über Pflanzenwahl und Pflanzzeitpunkt, damit Ihre Pflanzen glücklich gedeihen können!
Containerware, Ballenpflanzen oder Wurzelnackt?
Die meisten Gewächse werden heute als Containerware gehandelt. Diese von Beginn an in solchen Gefäßen gezogene Pflanzen können prinzipiell zu jeder Zeit des Jahres ohne weitere Vorkehrungen gepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist. Nur der Pflege- und Versorgungsaufwand ist je nach Jahreszeiten anders.
Ein im Sommer gepflanzter Strauch braucht wesentlich mehr Wasser und muss über Wochen regelmäßig gegossen werden. Noch ein Nachteil der Containerware: Zwar wurden die Pflanzen nicht aus dem Topf genommen und so ihre Wurzeln bislang nicht beschädigt, aber die Wurzeln mussten sich auch niemals anstrengen, sich regenerieren oder neues Terrain erobern. Damit tun sie sich nach dem Umsiedeln aus dem Container in die Gartenerde oft schwer. Erleichtern Sie das Einwurzeln, indem Sie das Pflanzloch entsprechend sorgfältig vorbereiten.
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12,90 €Vor allem bei Bäumen und Sträuchern gibt es weitere Gruppen von Pflanzware. Ballenpflanzen haben, wie ihr Name schon sagt, einen Ballen aus Wurzeln samt anhaftender Erde. Die Gehölze werden im Freiland angezogen, ausgestochen, der Wurzelballen geformt. Damit alles gut zusammenhält, bekommt der Wurzelballen eine Art Korsett, wird in ein Tuch gehüllt und eventuell noch mit Draht umwickelt. Ballenware ist nur zur Pflanzzeit im Herbst oder Frühjahr im Handel, aber oft wesentlich günstiger als Containerware. Die Ballenhüllen müssen aufgeschnitten werden, man entfernt sie aber nicht, weil sie den eher lockeren Wurzelballen vor Zerfall bewahren. Tuch bzw. Drahtgeflecht verrotten bald. Ballenpflanzen brauchen einen Pflanzschnitt.
Wurzelware oder wurzelnackte Pflanzen werden ohne Erde, mit bloßem Wurzelwerk angeboten. Sie sind deshalb besonders günstig in der Anschaffung, es gibt sie jedoch ausschließlich in engen Zeitfenstern zur idealen Pflanzzeit. Solche Ware muss sofort in den Boden, damit die Wurzeln nicht austrocknen. Wurzel- wie Pflanzschnitt ist erforderlich. Man greift auf diese Ware zurück, wenn etwa günstig eine Hecke angelegt oder in einer bestehenden Hecke ohne großen Aufwand einzelne Exemplare ergänzt werden sollen.
Dünger pur ins Pflanzloch geben? Besser nicht, denn er schadet den zarten Wurzeln, die sich neu bilden. Besser organischen Dünger mit der Aushuberde mischen oder, falls geeignet, als Mulchmaterial obenauf legen.
Zur Rechten Zeit pflanzen
Das wird spät im Jahr (Oktober bis November) gepflanzt:
- Laubabwerfende und sommergrüne Bäume und Sträucher, die bei uns vollkommen winterhart sind, darunter auch Obstsorten wie Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschge und Beerensträucher.
- Heckenpflanzen mit nackten Wurzeln, also ohne Topf oder Wurzelballen, sind preiswerter, aber auch empfindlicher und müssen möglichst schnell gepflanzt werden. Im Gartencenter oder in der Verkaufsbaumschule stehen die wurzelnackten Pflanzen im sogenannten »Einschlag«. Das heißt, ihre Wurzeln sind mit lockerem Erdreich abgedeckt und so vor dem Austrocknen geschützt. Nach dem Kauf sollten Sie sie zu Hause sofort gründlich wässern – stellen Sie die Pflanze mit ihren Wurzeln in einen Eimer oder größeren Bottich mit Wasser – und dann am besten noch am gleichen Tag einpflanzen.
- Rosen
- Zwiebelblumen, robuste Arten und Sorten, insbesondere Narzissen, Krokusse, Traubenhyazinthen
- Stauden nur noch in milden Regionen, und auch dort nur sehr robuste Arten
Das wird früh im Jahr (März bis April, September bis Mitte Oktober) gepflanzt:
- Immergrüne Gehölze (können im Winter vertrocknen, weil nicht mehr genügend Wurzeln gebildet werden, falls es früh kalt wird)
- Empfindliche Gehölzarten (die Anwachsphase ist die kritischste Phase, da sie besonders frostempfindlich sind), z. B. Hortensien oder Hibiskus, Pfirsich und Aprikose
- Stauden. Vor allem spätblühende Stauden, wie z. B. Herbstchrysanthemen, müssen übers Jahr gut einwurzeln, bevor sie in den ersten Winter gehen.
- Empfindliche Zwiebelgewächse wie Schneeglöckchen, Buschwindröschen, Hyazinthen, Lilien
- Gräser, Farne (wurzeln nur sehr langsam ein)
Gut gesichert für festen Stand
Bäume und große Sträucher brauchen anfangs eine Stütze, um in Ruhe fest einwurzeln zu können. Wind, selbst eine sanfte Brise, bringt Stämme und Triebe in Bewegung. Was über der Erde harmlos erscheint, kann unter der Oberfläche schwerwiegende Folgen haben. Durch Hebelkräfte können gerade neu entstandene Feinwurzeln abreißen, es kann passieren, dass sich das Wurzelwerk lockert, und im schlimmsten Fall stürzt das Gehölz um.
Sichern Sie Bäume deshalb mit Stützpfählen oder einem Dreibock, Sträucher mit schräg eingeschlagenen Pfählen. Auch Stauden wie Rittersporn oder Pfingstrosen und vorgezogenen Sommerblumen wie Sonnenblumen sollten Sie direkt nach dem Einpflanzen eine Stütze zur Seite stellen. So können sie sich gut anlehnen und die Stützen umwachsen, die man später nicht mehr sieht.
Herbstpflanzung hat viele positive Seiten
Im Herbst gepflanzte Gewächse, ob im Topf, mit Wurzelballen oder wurzelnackt, haben einen Wachstumsvorsprung gegenüber Pflanzen, die erst im Frühling gepflanzt werden.
Mit dem Laubfall gehen die Pflanzen in ihre Wachstumsruhe, verdunsten kaum noch Wasser. Nicht abgeschlossen ist aber das Wurzelwachstum, auch im Spätherbst ist der Gartenboden noch so warm, dass frisch gepflanzte Gewächse bereits mit neuem Wurzelwachstum beginnen können. Die feinen Wurzelhaare, die für die Wasser- und Nährstoffaufnahme wichtig sind, wachsen weiter, solange kein Frost im Boden ist, und verankern die Pflanze am neuen Standort.
Die im Herbst gepflanzten Stauden, Sträucher und Bäume sind also im Frühling schon fest eingewurzelt und können den ersten Austrieb leicht und ausreichend versorgen. Dadurch erhalten die Pflanzen ideale Startvoraussetzungen für den Frühjahrsaustrieb, außerdem können sie Trockenperioden im folgenden Jahr besser überstehen.
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Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Karin Greiner
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