Die Aussaat unter warmen, kontrollierten Bedingungen lässt wertvolle Samen besser keimen und birgt weniger Verluste durch Schädlinge und schlechtes Wetter. Lesen Sie hier, was Sie beim Pflanzen vorziehen beachten sollten!
Pflanzen vorziehen
Statt direkt ins Freiland zu säen, ziehe ich fast alle Gemüsearten in Anzuchtplatten unter Glas vor und pflanze sie nach drei bis fünf Wochen nach draußen. Ich finde das aus mehreren Gründen sinnvoll und der geringe Zeit- und Kraftaufwand zahlen sich aus. Eine Ausnahme bilden Möhren und Pastinaken, die ich direkt in die Beete säe, denn ihre langen Pfahlwurzeln würden beim Verpflanzen beschädigt. Auch Knoblauch, Steckzwiebeln und Kartoffeln wachsen ohne Hilfe, da sie Energie eingelagert haben.
Verlässlichere Keimung
Die Aussaat unter warmen, kontrollierbaren Bedingungen unter Glas lässt wertvolle Samen besser keimen und man hat weniger Verluste. Im Freien sind Samen vor allem zu Beginn der Saison dem unvorhersehbaren Wetter ausgesetzt. Sie keimen langsamer und die Ausfallrate ist höher. Um dies auszugleichen, müssen Sie bei der Direktsaat für einen dichten Bestand mehr Saatgut aufwenden. Zudem ist durch Wettereinflüsse und Schädlinge weniger sicher, dass die Pflanzen gut wachsen. Das Vorziehen unter Glas liefert verlässlichere Ergebnisse und es wird weniger Saatgut benötigt.
Schutz vor Schädlingen und schlechtem Wetter
Durch das Vorziehen unter Glas sind Pflanzen vor Schädlingen und schlechtem Wetter geschützt, solange sie noch klein und empfindlich sind. Stellen Sie sich das Ganze als Pflanzen-Kindergarten vor, in dem zarten Jungpflanzen besonders viel Pflege und Aufmerksamkeit zuteil werden – so wie man es bei kleinen Kindern tut. Eine sauberer Arbeitsplatz ohne Schädlinge in feuchten Ecken oder unter verrottetem Holz sorgt dafür, dass die Samen gut keimen und die Sämlinge kräftig heranwachsen und sich draußen schnell etablieren. So sind sie weniger anfällig für Schädlinge.
Die Aussaat im Haus sorgt für einen guten Start und für Nachschub zum Bepflanzen der Beete.
Die Anbausaison verlängern
Im Frühling kann es im Gewächshaus nachts sehr kalt oder sogar frostig sein und die Samen stehen nicht rund um die Uhr warm, wie sie es zum Keimen benötigen. Ich beheize mein Gewächshaus im Winter und Vorfrühling aber nicht, sondern mache die ersten Aussaaten im Haus an einem auch nachts 12–15 ºC warmen Ort.
Nach einer Woche stelle ich Aussaaten, die Kälte vertragen, ins Gewächshaus; manchmal für ein bis zwei Wochen auf die Bodenheizung. Sie können aber auch eine kleine elektrische Heizmatte verwenden, um die ersten Aussaaten zum Keimen zu bringen. Werden die ersten Aussaaten mit Wärme versorgt, kann früher geerntet werden.
Den Platz gut nutzen
Möchten Sie kleine Pflänzchen auspflanzen, können Sie Anzuchtplatten oder Aussaatschalen im Haus dicht an dicht stellen. Lassen Sie Pflanzen aber nicht zu lange dort. Sie konkurrieren dann um Licht und werden sehr lang. Arbeitet man dann noch mit Mehrfachsaat, kann man selbst bei begrenztem Platz Hunderte oder Tausende Setzlinge vorziehen. So wird die wertvolle Beetfläche nicht verschwendet, weil Direktsaaten sich dort langsam entwickeln.
Die Jungpflanzen können schon vorgezogen werden, während in den Beeten noch anderes Gemüse wächst. So können sich die Anbauzeiten der verschiedenen Arten überschneiden und man kann aus kleiner Fläche das Beste herausholen. Steigern Sie die Produktivität zusätzlich, indem Sie Jungpflanzen zwischen fast erntereife setzen. Dies nennt man Zwischenfruchtanbau. Die Jungpflanzen sind dann schon gut entwickelt, wenn die anderen abgeerntet sind. Auf meinem 1,50 × 5 m großen Versuchsbeet ernte ich jährlich 100 kg Gemüse, denn ich kann auf jeder Fläche zwei- mal im Jahr ernten.
In meinem Gewächshaus stehen im Frühling und Sommer die Jungpflanzen dicht an dicht.
©Jonathan Buckley
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Charles Dowding
No Dig – Gärtnern ohne Umgraben
Weniger Aufwand, mehr Gemüse. Das umfassende praktische Wissen über bodenschonendes Gärtnern
Preis 29,95 €
ISBN 978-3-8310-4624-9
DK Verlag
No Dig – das heißt Gärtnern ohne Umgraben. Der Erfinder der No-Dig-Methode Charles Dowding zeigt in seinem Gartenbuch wie Sie die sensible Bodenstruktur schonen, und mit wenig Aufwand reichhaltig ernten können.