Dass das richtige Düngen für einen optimalen Pflanzenwachstum wichtig ist, dass ist bereits bekannt. Doch welchen Dünger für welche Pflanzen und vor allem auch wie viel und mineralisch oder organisch?
Richtig Düngen
Im Garten können Pflanzen ihren Hunger größtenteils aus den vorhandenen Nährstoffreserven des Bodens stillen. So wird im ökologischen Anbau der Boden regelmäßig mit organischen Stoffen wie Kompost, Mist und Gründüngung versorgt, um das Angebot reichhaltig zu gestalten. Die Bodenorganismen zerkleinern alles und schließen so die für die Kulturpflanzen wichtigen Nährstoffe auf. Im Topf funktioniert dieser Vorgang nur bedingt. Hier ist das Bodenvolumen, das gleichzeitig als Speicher fungiert, gering. Daher müssen zusätzliche Nährstoffe gegeben werden. Das hat den Vorteil, dass die Bedürfnisse der jeweiligen Pflanzenarten gezielt bedient werden können.
Wer braucht wie viel Dünger?
Man unterscheidet drei Pflanzengruppen: solche mit geringen, mit mittleren und mit hohen Nährstoffansprüchen. Zugrunde gelegt wird die Stickstoffmenge, die eine Pflanze bis zur Ernte verbraucht. Diese richtet sich nach der Länge der Wachstumszeit und danach, wie viel Masse von der Pflanze gebildet wird.
Die einzelnen Gruppen bezeichnet man als:
Schwachzehrer: Die meisten Kräuter sowie Radieschen, Feldsalat, Bohnen und Erbsen.
Mittelzehrer: Möhre, Rote Bete, die meisten Salate, Zwiebeln, Pastinake, Spinat, Mangold, Mairübchen und Pak Choi.
Starkzehrer: Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Chili, Zucchini, Gurken, Kürbisse und Kohlrabi. Ebenso gehören alle anderen Kohlarten dazu wie Brokkoli, Rot- und Weißkohl, Blumenkohl etc., die hier keine Rolle spielen, weil es sich kaum lohnt, sie im Topf heranzuziehen.
Die Höhe der Düngergaben für die jeweilige Pflanzengruppe:
Pflanzengruppe stickstoff (n)/m2 stickstoff (n)/10 l erde
Schwachzehrer 4–7 g 1–3 g
Mittelzehrer 7–10 g 3–6 g
Starkzehrer 10–14 g 6–9 g
Die Düngermenge richtet sich also nach der Gemüseart und ihren Nährstoffansprüchen gemäß den drei Gruppen schwach, mittel und stark. Düngerempfehlungen seitens der Hersteller nehmen häufig eine ähnliche Unterteilung vor. Für Cuxin Gemüsedünger empfiehlt der Hersteller zum Beispiel eine Aufwandmenge pro Quadratmeter für Hülsenfrüchte (also Bohnen und Erbsen) von 50 g, für Wurzel-, Knollenund Blattgemüse von 100 g und für Fruchtgemüse (also Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini) von 150 g. Die Mengenempfehlungen richten sich immer nach der Rezeptur einzelner Dünger, daher sollte man immer genau schauen, was auf der jeweiligen Packung steht. Meist bezieht sich die Düngermenge auf Gramm pro Quadratmeter Beetfläche. Findet man keine Hinweise auf der Verpackung, muss man die Düngergaben selbst berechnen. Dazu sind die Werte in der Tabelle hilfreich: Soll ein Mittelzehrer, z. B. Salat, 8 Gramm Stickstoff mit Hilfe eines handelsüblichen organischen Düngers bekommen, schaut man zuerst auf der Verpackung nach wie viel Prozent Stickstoff im Dünger enthalten ist. Diese Angabe verbirgt sich auf der Verpackung in der Zahlenreihe: 7–14–12. Sie gibt in dieser Reihenfolge den Anteil von N (= Stickstoff) – P (= Phospor) – K (= Kalium) an. Sind zum Beispiel 7 Prozent Stickstoff enthalten, so beträgt die Aufwandmenge des Düngers 114 Gramm pro Quadratmeter (8 mal 100 geteilt durch 7). Bezogen auf einen 10-Liter-Topf müssten von demselben Fertigdünger 57 Gramm verabreicht werden, um dem Mittelzehrer, in diesem Fall also Salat, 4 Gramm Stickstoff zur Verfügung zu stellen (4 mal 100 geteilt durch 7). Die Düngermenge würde dann mit der gesamten Topferde vermischt werden.
Mineralisch oder organisch?
Die Nährstoffe mineralischer Stickstoffdünger werden schnell im Wasser gelöst und stehen den Pflanzen dann unmittelbar zur Verfügung. Im biologischen Gemüseanbau wird jedoch gänzlich auf Mineraldünger verzichtet. Nur so lassen sich optimale Qualitäten erreichen – und das ist ja auch der Ansporn vieler Hobbygärtner. Mächte man gesundes Gemüse erzeugen, müssen Nährstoffangebot und Bedarf im Gleichgewicht sein. Mit der Zeit bekommt man dafür ein Gefühl. Sieht die Kulturpflanze zum Beispiel mickrig aus, sind ihre Blätter hellgrün und bleiben klein, mangelt es meist an Stickstoff. Für schnelle Abhilfe sorgen in diesem Fall organische Flüssigdünger, die auch im ökologischen Landbau verwendet werden wie BioTrissol und Provita Vinasse. Beides sind Produkte aus fermentierter Zuckerrübenmelasse, die neben Stickstoff, Phosphor und Kalium auch Spurenelemente enthalten. Dosiert werden sie ins Gießwasser gemischt, um Nutzpflanzen gezielt und kurzfristig zu düngen. Das kommt Tomaten zugute, die während der Fruchtbildung viele Nährstoffe brauchen. Es kann auch Salaten helfen, denen nach mehrfacher Ernte die Kraft für einen Neuaustrieb fehlt. Wird eine Kultur schließlich vollkommen abgeerntet und das Beet bzw. der Topf für die nächste Kultur vorbereitet, muss darauf geachtet werden, dass noch ausreichend Nährstoffe in der Erde sind. Es w.re aufwendig, diese zu messen. Daher legt man den ungefähren Nährstoffentzug zugrunde, eine Methode, die auch unter Profigemüsegärtnern weit verbreitet ist. Der Tabelle entnehmen wir, dass pro Kilogramm geerntetem Salat etwa 1,8 Gramm Stickstoff verbraucht bzw. dem Boden entzogen wurde.
Beispiel: Die Grundversorgung für einen Mittelzehrer, in unserem Beispiel Salat, betrug 4 g Stickstoff pro 10 l Erde. Bezogen auf ein Gefäß mit einem Fassungsvermögen von 100 l, haben wir anfangs also 40 g Stickstoff gedüngt. Das entsprach knapp 600 Gramm eines organischen Düngers mit 7 % N (100 Å~ 40 geteilt durch 7 = 571 g). Laut Tabelle hat die Ernte des Salats dem Boden etwa 1,8 g Stickstoff pro Kilogramm entzogen. Wurden beispielsweise 5 kg Salat geerntet, betrug der Nährstoffentzug 9 g Stickstoff, der nun nachgedüngt werden muss. Soll die Grundversorgung wieder auf den Ausgangswert angehoben werden, müssen nun knapp 130 Gramm des organischen Düngers (100 Å~ 9 geteilt durch 7 = 129 g) in die Erde eingemischt werden.
Nährstoffentzug einzelner Arten:
– Schnittlauch 5,0 g N/kg Erntemenge
– Petersilie 4,5 g N/kg Erntemenge
– Feldsalat 4,5 g N/kg Erntemenge
– Rucola 4,0 g N/kg Erntemenge
– Spinat 3,6 g N/kg Erntemenge
– Mangold 3,2 g N/kg Erntemenge
– Basilikum 3,0 g N/kg Erntemenge
– Paprika 3,0 g N/kg Erntemenge
– Dill 3,0 g N/kg Erntemenge
– Kohlrabi 2,8 g N/kg Erntemenge
– Rote Bete 2,8 g N/kg Erntemenge
– Pak Choi 2,5 g N/kg Erntemenge
– Buschbohne 2,5 g N/kg Erntemenge
– Radieschen 2,0 g N/kg Erntemenge
– Mairübchen 2,0 g N/kg Erntemenge
– Salat 1,8 g N/kg Erntemenge
– Früh-Möhren 1,7 g N/kg Erntemenge
– Zucchini 1,6 g N/kg Erntemenge
– Rettich 1,5 g N/kg Erntemenge
– Tomate 1,5 g N/kg Erntemenge
Entzug durch Ernten
Bei den obigen Zahlen geht es nur um den Nährstoffentzug durch die Ernte der Nutzpflanze. Unberücksichtigt bleiben die Ernterückstände. So wird verständlich, dass die Tomatenfrüchte dem Boden nur wenig Stickstoff entziehen. Der hohe Nährstoffbedarf des Starkzehrers Tomate wird vor allem für das Wachstum der Pflanzen benötigt. In unserem Fall vernachlässigen wir die Ernterückstände, um nicht Gefahr zu laufen, das Gemüse zu überdüngen. Ein Teil der Rückstände, zum Beispiel die Wurzeln, bleiben ohnehin im Boden und werden allmählich wieder zu Erde.
FOTOS: © Kristijan Matic/BLV Buchverlag + 123RF
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Michael Breckwoldt
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