Wer selber Saatgut gewinnen möchte, muß als erstes die Samen ernten und reinigen. Die Fruchtstände, Früchte und Samen sind so unterschiedlich wie die Pflanzenarten, die wir anbauen. Sie reichen von dicken Bohnenkernen bis zu staubfeinem Samen der Löwenmäulchen. Den richtigen Zeitpunkt für die Samenernte zu erwischen, ist eine Erfahrungssache.

Verschiedene Fruchtformen
Samenernte
Die Fruchtstände reifen von grün nach braun ab und werden rascheltrocken. Bohnenhülsen werden beim Trocknen ledrig zäh. Springen die ersten Früchte auf, ist Eile geboten. Günstig ist, wenn das Saatgut an der Pflanze ausreifen kann. Für die Saatguternte wünscht man sich einen langen, trockenen Herbst. Bleiben bei Regenwetter Fruchtstände zu lange feucht, schneidet man sie besser ab und bringt sie ins Trockene. Die Samenstände werden in offene Schachteln, geräumige Papiertüten oder Kopfkissenbezüge gelegt. Keine Plastiktüten verwenden, die feuchten Stängel beginnen sofort zu schimmeln oder die noch feuchten Samen keimen sogar. Gute Dienste leistet eine Wäscheleine, die an einem luftigen Ort aufgespannt wird. Hochgehängte Tüten sind zudem für Mäuse nicht zu erreichen. Langsames Trocknen ist günstiger als schnelles. Die Temperatur sollte nicht über 35 °C liegen. Gleich hier daran denken, die Behälter mit Sortennamen und Erntedatum zu beschriften.
Trockenreinigung
Nach dieser ersten Trocknungsphase kann das Saatgut weiter gereinigt werden. Stängel- und Blütenreste, Spelzen und taube Samen werden entfernt. Bei den kleinen Saatgutmengen aus dem Hausgarten genügt meist die Aufbereitung per Hand, also auspuhlen der einzelnen Samen. Zu harte Früchte können mit Handschuhen oder vorsichtig mit einem Nudelholz bearbeitet werden. Mit einem Haushaltssieb, Teesieb oder Siebsatz mit verschiedenen Lochgrößen kann man größere Samenmengen aussieben und von Hülsenresten trennen. Leichtes Schwingen des Samens auf flachen Tellern und Pusten beseitigt feine Verunreinigungen.
Nassreinigung
Samen, die in Beeren reifen, etwa von Tomaten, Gurken und Kürbissen, werden nass gereinigt. An den Samen sitzt meist noch Fruchtfleisch. Tomaten und Gurkensamen sind von einer gallertartigen Hülle umgeben, die die Keimung in der wasserhaltigen Frucht verhindert. Mit einem Löffel kratzt man die Tomatensamen In ein Glas. Man setzt etwas Wasser und Zucker zu und rührt alles um. Das Glas nicht verschließen, nur abdecken gegen Fruchtfliegen. Nach zwei bis drei Tagen hat sich durch Gärung die gallertartige Schicht um die Samen aufgelöst. Die Samen auf ein Teesieb schütten und unter fließendem Wasser abspülen. Sie werden auf einem Kaffeefilter getrocknet. Kaffeefilter saugen viel Feuchtigkeit auf und es bleiben keine Papierfasern an den Samen hängen. Kürbissamen werden nur über Nacht in Wasser eingeweicht und das Fruchtfleisch abgewaschen.
FOTOS: © Frank Fleuchaus, ILLUSTRATION: Johannes-Christian Rost
Alle Texte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Heidi Lorey
Gemüse und Blumen aus eigenem Saatgut
144 S., 172 Farbfotos, 5 farbige Zeichnungen, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-8001-5857-7
€ 16,9o [D] | € 17,40 [A] | CHF 21,90
Verlag Eugen Ulmer
Saatgut beliebter Blumen ernten und alte Gemüsesorten erhalten
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