Erinnern Sie sich noch an das herrliche Freiheitsgefühl, das sich kribbelnd in Ihrem Kinderbauch ausbreitete, je höher und höher die Schaukel Sie trug? Das Gedicht von Heinrich Seidel ruft diese herrlichen Kindheitserinnerungen in mir wach – und mit ihr den Wunsch, eine Schaukel in meinem Obstbaum aufzuhängen und heute Nachmittag all die Sorgen auf dem Boden der Tatsachen unter mir zu lassen. Machen Sie mit?
Wie schön sich zu wiegen,
Die Luft zu durchfliegen
Am blühenden Baum!
Bald vorwärts vorüber,
Bald rückwärts hinüber,
Es ist wie ein Traum!Die Ohren, sie brausen,
Die Haare, sie sausen
Und wehen hintan!
Ich schwebe und steige
Bis hoch in die Zweige
Des Baumes hinan.Wie Vögel sich wiegen,
Sich schwingen und fliegen
Im luftigen Hauch:
Bald hin und bald wieder,
Hinauf und hernieder,
So fliege ich auch!Heinrich Seidel – Die Schaukel
TEXT: Juliane Michel
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