Die Schlehe, die wegen ihrer schwärzlichen Rinde und dem äußerst dornigen Busch auch Schwarzdorn oder Schlehdorn genannt wird, gehört als Prunus Gattung zu der umfangreichsten und vielfältigsten Gehölzgattung überhaupt. Ihre schönste Schwester ist wohl die japanische Zier-Kirsche, aber auch unsere europäische Schlehe kann sich mit ihrer weißen Blütenpracht von April bis Mai durchaus sehen lassen und ist neben ihrer vielseitigen Verwendbarkeit auch als anspruchslose Landschaftsgehölz von großer ökologischer Bedeutung für die Tierwelt. Wie die meisten Obstarten gehört sie zur Familie der Rosengewächse.
Anbau – Wie geht das?
Der Schlehdorn wird äußerst selten gezielt für die Erne angebaut, meistens findet man ihn wild wachsend. Doch einige Obstbauern haben sich auf dieses Nischenprodukt spezialisiert und bauen das durch die Dornen schwer zu erntende, aber ansonsten sehr pflegeleichte Steinobst an.
Standort – Wo am besten?
Die Pflanze ist sehr lichtbedürftig und wächst an sonnigen Wald- und Wegrändern und in Hecken und Knicks. Sie bevorzugt nährstoffreiche, kalkhaltige Lehmböden und ist äußerst witterungsresistent: Die Schlehe ist absolut frosthart und verträgt auch sommerliche Hitze- und Trockenperioden selbst auf Extremstandorten.
Pflege – Was ist zu tun?
Viele Schaderreger und Schädlinge, die bei Pflaumen und Zwetschen auftreten, können auch die Schlehe befallen.
Ernte – Was ist zu beachten?
Die kleinen, kugeligen, blauen Früchte sind erst nach Frosteinwirkung zu genießen. Dann muss es allerdings schnell gehen mit der Ernte, sonst lassen die Vögel nicht mehr viel von den süß-säuerlichen Früchten über. Aber selbst nach Frosteinwirkung sind Schlehen für den Frischverzehr nicht geeignet, sondern erlangen erst nach einer Verarbeitung zu Marmelade, Gelee, Sirup, Saft, Likör oder Destillaten einen vorzüglichen Geschmack. Die Ernte wird von Hand durchgeführt.
Botanik – Was ist das eigentlich für eine Pflanze?
Der Großstrauch wird 1 bis 5 Meter hoch und durch Wurzelschößlinge viel breiter als hoch. Die sommergrüne Pflanze blüht weiß von April bis Mai und die überreiche und regelmäßige Blüte stellt für die Nektarbesucher eine üppige Bienen- und Schmetterlingsweide dar. Es ist ein sehr dorniger Strauch, dessen schwarz-blaue Beeren bei heimischen Vögeln beliebt sind. Das dichte, dornige Gestrüpp ist außerdem ein beliebter Unterschlupf und Nistplatz für Vögel.
Kulturgeschichte – Wie kam die Schlehe zu uns?
Bereits in der Steinzeit wurden in Mitteleuropa Schlehenfrüchte gesammelt. Im Mittelalter wurde aus der Rinde Tinte gewonnen und die Schlehe war auch in der frühen arabischen Medizin schon zu finden. Die Heimat der Schlehe erstreckt sich über ganz Mitteleuropa, Vorderasien und bis zum Kaukasus und Nordafrika. In Nordamerika gilt sie als eingebürgert.
Sorten – Welche sind empfehlenswert?
Die Wildschlehe ist noch vorwiegend in ihrer Urform zu finden. Für die Ernte und den gezielten Anbau ist besonders die Selektion Nittel interessant, die aufgrund ihrer Frucht-, Anbau- und Verarbeitungseigenschaften die wertvollste Sorte darstellt. Durch die großen Früchte und den schwachen Wuchs wird bei der Sorte ‘Nittel’ eine hohe Pflückleistung erreicht. Die Selektion Trier ist in der Fruchtgröße und Wuchseigenschaft der Wildschlehe am ähnlichsten.
TEXT: Juliane Michel
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