Haben Sie schon einmal von Slowflower gehört? Dann wird es jetzt interessant! Slowflower ist eine Initiative, die Schnittblumen nachhaltig und regional produziert. Unsere herkömmlichen Schnittblumen werden bekanntlich überwiegend in den Niederlanden oder Entwicklungsländern angebaut und müssen viele Kilometer hinter sich bringen, bevor sie dann bei uns zu Hause leider oftmals schnell die Köpfe hängen lassen. Lesen Sie hier mehr über die Slowflower Bewegung und die Schnittblumen Liebe der Bloggerin Katharina von „Aus dem Garten“!
Die nachhaltige Schnittblumen Liebe
Wenn man sich mit Katharina unterhält, a) wundert man sich, warum nicht jeden Tag ein Blumenstrauß auf dem Tisch steht, b) kommt man aus dem Staunen über ihr Blumenwissen gar nicht mehr heraus und c) will man sofort (SOFORT!) den eigenen Garten in einen Schnittblumen-Acker umgestalten.
Und als Mitbegründerin der Slowflower-Bewegung trägt sie zu einem wichtigen Wandel in unseren Köpfen bei… hier ist ihre Geschichte:
Die Liebe zu Blumen kam aus dem Nichts, sie war auf einmal plötzlich da. Ein Balkon und ein paar Töpfe reichten. Der Balkon war schnell gefüllt, ich brauchte mehr Platz. Also suchte ich mir eine Gartenparzelle. Der einzige Garten, den ich finden konnte, war komplett verwildert: zugewuchert mit Brombeerranken, kein Wasser, kein Strom, keine Laube. Der Vorstand des Schrebergartenvereins hielt mich für verrückt, war aber sehr froh, dass sich endlich jemand dieses Gartens annahm. Und so bekam ich ihn kostenlos.
Ich hatte dieses Bild im Kopf, von nach Farben gestalteten Blumenbeeten, Löwenmäulchen in Weiß, Kornblumen in Blau, Kosmeen in Rosa. Nur gab es leider nirgends farblich sortierte Blumensamen, sondern nur Mischungen. Bei meinen Recherchen im Internet landete ich schließlich in Amerika. Ich studierte den Blog der Floret Flower Farm, nahm an Online-Workshops von Kiana Underwood teil, verfolgte den Podcast von Deborah Prinzing und las nächtelang Bücher über den Anbau von Schnittblumen.
Und irgendwann stieß ich dann auf das Thema Slowflowers, das abgesehen vom gärtnerischen Aspekt vor allem eine politische Bedeutung hat. Schnittblumen, die bei uns angeboten werden, kommen meist von weit her, wo sie in Monokulturen auf Kosten der Umwelt und mittels Ausbeutung der Menschen vor Ort produziert werden. Das hat mich so beschäftigt, dass ich eine Facebook-Gruppe gründete, der Beginn der deutschsprachigen Slowflower-Bewegung, die inzwischen über 140 aktive Mitglieder hat. Unser Ziel ist es, den regionalen Anbau zu fördern und ins Bewusstsein der Konsumenten zu rücken.
Doch zurück zu meinem Schrebergarten. In der Zwischenzeit hatte in mir ein Wunsch immer mehr Form angenommen: Ich werde Blumenbäuerin. Mit unbändiger Begeisterung und größter Motivation wurden meine 100 Quadratmeter Beetfäche mit Schnittblumen bepflanzt.
Ich verkaufte auf dem Markt, belieferte Restaurants, stattete Hochzeiten aus. Ich bin völlig darin abgetaucht, habe alles um mich herum vergessen und wollte nichts anderes mehr machen, außer den ganzen Tag im Garten sein, in der Nacht und am nächsten Tag und in der nächsten Nacht. Ich liebte meinen Stand auf dem Markt, es war aufregend, Teil dieses Ganzen zu sein. Ich genoss es zutiefst, die leuchtenden Augen der Braut zu sehen, wenn ich ihr den liebevoll gebundenen Brautstrauß überreichte. Aus den schönsten Blumen meines Gartens. Ich freute mich über das positive Feedback der Restaurants, die mit meinen Blumen ihre Tische dekorierten.
Ohne es zu merken, hatte ich mir dadurch neben meinem Job in der Schule, an dem ich sehr hing, noch einen Vollzeitjob geschaffen. Ich war in ein Hamsterrad geraten, das mich allmählich auslaugte und mit meiner eigentlichen Leidenschaft zum Gärtnern nichts mehr zu tun hatte. Es drehte sich nur noch um Wirtschaftlichkeit, ich rannte meinen Verpflichtungen hinterher. Und dann ging mitten im Sommer, nachdem es wochenlang nicht geregnet hatte, auch noch meine Wasserpumpe kaputt. Jetzt geht das Ganze einfach den Bach runter, dachte ich. Und: So will ich nicht mehr weitermachen, wenn jetzt alles vertrocknet, wäre das doch eigentlich die Erlösung. Ich merkte, dass der Druck zu hoch geworden war, dass ich mich entscheiden musste: Lehrerin oder Blumenproduzentin. Und fand den wundervollen Mittelweg: Ich wurde Blumengärtnerin. Und blieb Lehrerin.
Es war die richtige Entscheidung. Kein Druck mehr, kein Terminwahnsinn und plötzlich hatte ich wieder Zeit. Zeit für meinen Garten, Zeit für die Slowflower-Bewegung und Zeit, meine Passion mit anderen zu teilen. Ich habe mittlerweile so viel Wissen, was Schnittblumen betrifft.
Ich schreibe alles auf, mein Mann, Fotograf und Kameramann, liefert die Bilder dazu. Und so finden meine Blumen und meine Erfahrungen ihren Weg ins Internet, von denen hoffentlich viele Blumenbegeisterte profitieren können.
Auch im Garten habe ich jetzt mehr Freiraum. Ich kann Staudenbeete anlegen, was vorher aus Zeit- und Platzgründen nicht möglich war: Themenbeete – ein Phloxbeet, ein Rosenbeet, Beetkombinationen mit Mutterkraut und Storchschnabel, ich kann mich einfach austoben nach Lust und Laune.
Mein Traum ist ein wilder Blumengarten. Ich denke, es dauert etwa zehn Jahre, bis der Garten richtig dicht ist. Bis jede Staude am passenden Platz ist, die Pflanzen im richtigen Abstand zueinander stehen und zu jeder Jahreszeit irgendwo etwas blüht. Aber Zeit habe ich ja jetzt.
Katharina’s Blumentipp: Ranunkeln aus dem eigenen Garten
Ranunkeln kennt man meistens nur aus Blumenläden. Kaum einer hat sie im Garten. Dabei ist es gar nicht so schwer sie anzubauen – und sie blühen lange (zu einer Zeit, in der sonst noch nicht viel los ist im Garten). Außerdem sind sie wundervolle Schnittblumen und halten bis zu zwei Wochen in der Vase.
Material
Ranunkeln
Kiste + Anzuchterde
Kompost
Vlies + Weidenruten oder Eisenstäbe
Anleitung
Anfang September die Krallen (so heißen die Wurzelstöcke) der Ranunkeln über Nacht in Wasser einlegen. Dann zum Vortreiben in eine Kiste mit feuchter Anzuchterde setzen und 2 Wochen an einen kühlen Ort (ca. 15 Grad) stellen.
Sobald die Krallen Triebe entwickeln, in ein lockeres Beet mit viel Kompost auspflanzen, und zwar 3 cm tief und mit 20 cm Abstand. Da die Pflänzchen etwas empfindlich sind (am liebsten hätten sie durchgehend 10 Grad), unbedingt mit einem Vlies schützen.
Am besten einen kleinen Tunnel aus Weidenruten oder Eisenstäben bauen, sodass noch etwas Lu ft darunter zirkulieren kann. Sollte Frost (ab minus 3 Grad) drohen, die Vlieslagen verstärken. Bei Sonne lüften.
Fotos: © Katharina Funk https://aus-dem-garten.de
Alle Inhalte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Sarah Stiller
Flower Girls -Vom Glück, in der Erde zu buddeln
Preis 45,00 €
ISBN: 978-3-7667-2556-1
Callwey Verlag
In «Flower Girls» versammelt My Cottage Garden-Bloggerin Sarah Stiller die 20 bekanntesten Gartenbloggerinnen, die ihr Wissen und Erfahrungen auf ihren Blogs teilen und zeigen, dass sich der Traum vom eigenen Garten für jede/jeder auf verschiedene Weise erfüllen kann. Ehrliche Geschichten, packende Hintergründe und wunderschöne Inspirationen