In ein Meer aus Blumen eintauchen – das geht am besten im „Garten der Horizonte“ im schleswig-holsteinischen Heidgraben. Denn nirgends kann man sich schöner von einer Blüteninsel zur nächsten treiben lassen. Auf zum Inselhopping für Staudenfreunde!
Sonntagsspaziergang im spätsommerlichen Blütenmeer
Heute ist Sonntag, und wir haben Zeit! Zum Glück, denn an diesem freien Tag steht ein Besuch im „Garten der Horizonte“ auf dem Plan. Und dafür sollte man auch genügend Zeit mitbringen, schließlich verspricht der Schaugarten, auf einer beeindruckenden Fläche von 8000 Quadratmetern zu zeigen, was Stauden können. Das bisschen Regen schreckt uns nicht, die Luft ist warm, also spannen wir den Schirm in optimistischem Sonnengelb auf, und schon tauchen wir ein in die Welt der Pflanzen voll fantastischer Farben und Formen. Jetzt trumpfen die Beete mit ihrer spätsommerlichen Blüte auf. Es ist die Zeit der mannshohen Rudbeckien, die wie leuchtende Kandelaber die Köpfe der Besucher überragen. Altrosa Wasserdost beweist ebenfalls seine Qualitäten als großer Blütenstar, den die Insekten umschwärmen, und Verbena bonariensis mit wiegenden, hohen, straffen Stielen und voller Anmut – inzwischen ein absolutes Muss unter den Staudenliebhabern – mischt munter mit im Rennen um die Größten. Auch bei Montbretien und Indianer-nesseln keine Spur von Zurückhaltung; sie geizen nicht mit Farbe! Dazu würzen Agastachen die Luft mit Lakritzduft und wo man hinschaut, zauberhafte Mädchenaugen und unzählige hübsche Sonnenbräute, auch bekannt als Helenium; eben Blüten, so weit das Auge reicht.
Vom Kartoffelacker zum Schaugarten – für die ganze Pracht der Stauden
Maria Luer liebt die verschiedenen Jahreszeiten und wie sich ihr Schaugarten immer wieder anders präsentiert. „Aber am schönsten ist für mich die Zeit, wenn die vielen Heleniumsorten, über 20 Sorten haben wir, in warmen Rot-, Orange-, Gelb- und Brauntönen ihre dunklen bis hellen Blütenköpfe recken und sich mit dem Blau der Agastachen ‘Black Adder’ und ‘Blue Fortune’ mischen. Dann entsteht ein Farbkontrast, den ich persönlich besonders mag“, so die Staudengärtnerin. Die ganze Pracht und Fülle der Stauden zeigen – das war der Wunsch von Maria und Erich Luer. Was daraus wurde, kann sich wirklich sehen lassen. Im September 2007 begann die Umsetzung des Traums. Dort, wo sonst die Mutterpflanzenquartiere der Gärtnerei Lerchenfeldstauden von Maria Luer waren, dort, wo die drei Söhne früher Fußball gespielt haben und wo der Heidgrabener Gemüsebauer seine Kartoffeln anbaute, wurden innerhalb von sechs Wochen Flächen planiert, Sprenkleranlagen in Hecken und Rasen installiert, Rollrasen verlegt und eine Teichanlage gestaltet. Und dann wurde gepflanzt, gepflanzt und nochmals gepflanzt, praktisch den ganzen Winter durch.
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Heute präsentieren sich dem Besucher auf 8000 Quadratmetern 1200 verschiedene Stauden- und Gräserarten.
Und die werden nicht nur bestaunt, sondern auch begutachtet. Denn zwischen den Schaupflanzen stehen auch Beetneulinge, sprich neue Sorten, die noch nicht auf dem Markt sind, aber hier erprobt werden. „Wir schauen bei jedem Pflegerundgang, wie sich die Neuen so machen“, berichtet Maria Luer. Über zwei bis drei Jahre werden die Pflanzenneuheiten vom Ehepaar Luer beäugt. Die beiden sind in jeder Hinsicht ein eingespieltes Team. Als gelernte Gärtnerin betreibt sie seit 1989 die Gärtnerei Lerchenfeldstauden, in der sie Stauden für den Großhandel produziert, unter anderem für die bekannte Firma Master Stauden. Erich Luer, seinerseits gelernter Staudengärtner und Gartenbauingenieur, arbeitet wiederum als Geschäftsführer bei Master Stauden, deren Neulinge im Schaugarten getestet werden. Und so schließt sich der Kreis, der berufliches und privates Interesse so wunderbar miteinander vereint, dass daraus der „Garten der Horizonte“ entstanden ist.
Doppelborder und Inselbeete als Spiegelbild echter Garten-Leidenschaft
Für beide ist klar: „Der Schaugarten ist für uns auch Hobby und Lebensinhalt. Wir verbringen gern unsere Zeit mit Gartenarbeit. Das ist unsere Art der Freizeitbeschäftigung.“ Neben den beiden Gartenenthusiasten helfen sechs angestellte Halbtagskräfte, die in der Gärtnerei und mit der Pflege des Schaugartens beschäftigt sind. „Ohne Leidenschaft geht es nicht“, so Maria Luer. Beide schätzen ihre Arbeit und haben es dabei nicht verlernt, den eigenen riesigen Garten zu genießen. Und auch wir genießen es, zwischen den imposanten Doppelbordern nach englischem Vorbild zu wandeln und immer wieder zu staunen. „In den typischen Inselbeeten im Rasen kommen die Pflanzen besonders schön zur Geltung.“ Auf die Frage nach natürlicher Beetgestaltung mit Präriepflanzen kommt prompt die Antwort der Staudenexpertin: „Prärie ja, aber mit einer gewissen Ordnung. Die Pflanzen ordnen wir in drifts, in Bändern an. So verweben sich die einzelnen Pflanzen nicht völlig miteinander, es ergeben sich aber schöne Übergänge.“ Dazu erklärt Maria Luer: „Ich versuche immer gern, Natur und Kultur in Einklang zu bringen.“
Der Regenschirm ist längst zugeklappt, die Sonne hat den Dunst vertrieben und lässt die Farben leuchten. Jetzt noch ein paar Prachtexemplare für den eigenen Garten ergattern, und dann heißt es im nächsten Monat: endlich wieder Sonntag!