Nicht alle Rosen bilden Ausläufer. Wir können aber eine weitere Möglichkeit nutzen, erbgleiche Pflanzen zu erzeugen. Dies gelingt, weil Pflanzen über die Fähigkeit verfügen am Spross, d.h. am Stängel oder am Blatt Wurzeln zu bilden. Diese Fähigkeit machen wir uns zunutze. Die Stecklingsvermehrung ist eine der ältesten Methoden um Pflanzen zu vermehren.
Stecklinge schneiden
Haben Sie nun eine Rose entdeckt, die Sie neugierig macht, die Ihr Herz beim genaueren Betrachten höherschlagen lässt, und haben Sie die Erlaubnis erhalten, Stecklinge zu schneiden, so stehen Sie vor der Frage: Wo schneide ich, welche Zweige, welche Triebe sind geeignet? Bevor Sie schneiden, sollten Sie allerdings schon die Etiketten mit Datum, Fundort und evtl. Name beschriften, damit Sie nach dem Schnitt nicht zu viel Zeit verlieren.
Geeignete Triebe suchen
Jedes Frühjahr beginnt die Rose neu auszutreiben. Es wachsen frische Triebe, an deren Enden die Rose Knospen bildet. Diese neuen Triebe sind, sobald sie Knospen oder Blüten tragen, die idealen Stecklinge.
Der Schnitt
Die neuen Triebe werden direkt an der Basis abgeschnitten, das ist die Stelle, an der der Trieb aus dem alten Holz herauswächst. Dabei sollten sie jedoch nicht zu kurz sein, das heißt mindestens 8 cm lang. Der Steckling sollte auf alle Fälle über drei bis vier Augen verfügen. »Augen« nennt man die Stellen am Zweig, an denen als Nächstes neue Triebe entstehen. Sie liegen geschützt in den Blattachseln der Rosen. Will man wissen, über wie viele Augen der Trieb verfügt, muss man nur die Blätter zählen. Was dabei genau als »Blatt« gilt, können Sie der Illustration auf Seite 139 entnehmen. Bei schwachen Rosen mit wenigen Trieben muss man ein wenig suchen, um passendes Stecklingsmaterial zu finden. Nehmen Sie solchen Rosen nicht zu viele Triebe.
Blüten und Knospen entfernen
Sobald die Stecklinge geschnitten sind, ab mit ihnen an einen schattigen Ort. Hier richten Sie sie zum Stecken her. Dazu schneiden Sie zuerst die Knospen und Blüten knapp über dem Ansatz des letzten Blattes ab, da sie dem Steckling nur Kraft rauben.
Überzählige Blätter abstreifen
Entfernen Sie die unteren Blätter, da diese faulen würden, wenn sie beim Stecken mit in den Boden gelangen. Die oberen zwei bis drei Blätter sollten Sie am Steckling belassen.
Transport
Etikettieren Sie den fertigen Steckling, schlagen Sie ihn vorsichtig in angefeuchtetes Küchenpapier ein und verstauen Sie ihn in der Plastiktüte. An sehr heißen Tagen empfiehlt sich eine Isolier- oder Kühltasche für den Transport.
Stecklinge im Topf anziehen
Am besten wäre es, die geschnittenen Triebe gleich zu stecken. Sollten Sie dazu keine Möglichkeit haben, lagern Sie die Plastikbeutel mit den Stecklingen im Kühlschrank oder holen Sie die Stecklinge aus ihren Beuteln und tauchen Sie sie in einen Eimer mit Wasser. Spätestens nach zwei bis drei Tagen sollten Sie die Stecklinge aber in die Erde bringen. Haben Sie keinen Garten oder darin keinen geeigneten Platz für Ihre neuen, kleinen Rosen oder möchten Sie Stecklinge zum Verschenken kultivieren, stecken Sie die Triebstecklinge einfach in Gefäße.
Gefäß vorbereiten
Damit sich keine stehende Nässe im Topf bilden kann, wählen Sie unbedingt ein Gefäß mit Wasserabzugsloch. Bedecken Sie das Loch innen nur lose mit einer Tonscherbe, um die Ausschwemmung der Erde zu verhindern.
Substrat einfüllen
Füllen Sie die Erde, die Sie verwenden möchten, in den Topf. Ich verwende für Stecklinge immer nährstoffarme Anzucht- oder Aussaaterde. Die frisch gebildeten Wurzeln der Stecklinge verbrennen dann nicht so leicht. Drücken Sie das Substrat mit den Fingern ein bisschen fest, so dass nicht zu viele Hohlräume entstehen und das Substrat nach dem Angießen nicht zu sehr zusammensackt. Der Topf sollte danach bis etwa einen Zentimeter unter den Rand gefüllt sein.
Stecken
Nun können Sie die vorbereiteten Stecklinge einsetzen. Dazu stecken Sie die Triebe je nach Größe etwa 3–6 cm in die Erde und drücken Sie sie gut an. Bei sehr weichen Trieben können Sie auch mit dem Pikierstab ein Loch in die Erde bohren und den Steckling dorthinein setzen und anschließend ebenfalls gut andrücken, damit der Steckling Bodenschluss erhält und sich mit Wasser und Nährstoffen versorgen kann. Bringen Sie unmittelbar nach dem Stecken Etiketten mit Fundort, Datum und Namen an die Pflänzchen an, denn später ist leicht ein Vertauschen möglich.
Angießen
Gießen Sie nun die Stecklinge kräftig an. Das Erdreich sollte ganz durchfeuchtet sein, aber nicht »schwimmen«. Um das Erdreich feucht zu halten, gießen Sie in der folgenden Zeit regelmäßig und stülpen Sie am besten eine transparente Plastikhaube, Plastiktüte oder eine Glasglocke über das Gefäß.
FOTOS: © Raider / BLV.
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Marita Protte
Rosen sammeln – Alte Rosen finden & vermehren
Preis: EUR [D] 22,00
ISBN 978-3-8354-1747-2
Verlag: blv
Wie kommt man auf die Idee, alte Rosensorten zu sammeln? Indem man sich in sie verliebt! Bezaubert von der Schönheit, dem Duft, der Einzigartigkeit, sucht und findet Marita Protte Alte Rosen und vermehrt sie selbst, um deren Reichtum und Vielfalt zu erhalten. Die Autorin ist mit den anderen Rosarien in Deutschland und Europa gut vernetzt und hat sich eine große Expertise zum Thema angeeignet. Ihr ganzes Know-how vemittelt sie in diesem Buch.