Im Wechselspiel von Licht und Schatten startet die zauberhafte Staude eine Charmeoffensive, der man nicht widerstehen kann. Sollte man auch gar nicht, der eigene Garten verpasst sonst die fabelhafte Welt der Sterndolden!
Liebe auf den ersten Blick
Es gibt Pflanzen, die könnten glatt einer Fantasie- oder Fabelwelt entsprungen sein. Und die Geschichte spielt dort, wo das Sonnenlicht zwischen Geäst und Zweigen als Sprenkel auf Blüten und Blättern hin und her tanzt – im Reich von Elfen, Feen, Kobolden und Co – also am Gehölzrand oder im lichten Schatten von Bäumen. Dort sind Astrantien zu Hause. Die erste Begegnung mit dieser charmanten Blütenpflanze ist meist Liebe auf den ersten Blick und der Beginn einer wunderbaren, lange währenden Freundschaft. Sterndolden (botanisch Astrantia) sehen nämlich nicht nur hinreißend aus, sie sind auch ausdauernde, winterharte Stauden.
Wunderwerke der Natur
Eher nüchtern und mal rein systematisch betrachtet, gehören Astrantien zur Familie der Doldenblütler. Die 40 -70 cm hohen Pflanzen brauchen etwa zwei bis drei Jahre, bis sie sich zu ihrer vollen Schönheit und Größe entwickelt haben. Aus den Blatthorsten mit tief gelapptem Laub schieben lange, blattlose Stängel; am Ende verzweigen sie sich und tragen eine einfache, dichte Dolde als Blüte zur Schau, und das zur Freude jeden Pflanzenliebhabers in großer Fülle. Das verführt ungemein, ein paar Stiele für die Vase zu schneiden. Nur zu! Sterndolden sind wundervolle Beetstauden, aber auch perfekte Schnittblumen, und wer reichlich schneidet, wird mit noch mehr Blüten belohnt. So kann man die hinreißenden Wunderwerke der Natur auch drinnen aus der Nähe bewundern. Die Blütenköpfe sehen aus wie Nadelkissen, die sich aus zahllosen winzigen Einzelblüten zusammensetzen. In England werden die Sterndolden deshalb auch liebevoll „pincushions“ genannt, was übersetzt Nadelkissen bedeutet.
Schöner Schein
Pflanzen wissen optisch gekonnt darüber hinwegzutäuschen, dass ihre echten Blüten nur stecknadelgroß und unscheinbar sind. Was bei der Sterndolde aussieht wie ein Kranz aus Blütenblättern, sind tatsächlich nur gefärbte Hochblätter, die ihre Wirkung dennoch nicht verfehlen. Die lange haltbaren Scheinblüten leuchten in Dunkelrot, Rosa, Grünlichweiß oder Reinweiß und sind von zarten Blattadern durchzogen. Ihre sternförmige Anordnung hat der Staude zu ihrem Namen verholfen.
Halbschatten bevorzugt
Astrantien, vor allem die Große Sterndolde (Astrantia major), haben zum Glück auch die Fantasie der Züchter beflügelt, sodass inzwischen eine Vielzahl wertvoller Sorten zur Verfügung steht. Ihre Blütenfarben variieren in verschiedenen Rosa- und Rottönen, oder sie sind schlicht weiß. Sie blühen von Anfang Juni bis Juli und bei optimalen Bedingungen ein zweites Mal im August/September. Entfernen Sie also regelmäßig welke Blüten und gönnen Sie den Pflanzen nach der ersten Blüte etwas „Futter“ in Form von mineralischem Dünger und zum Herbst reifen Kompost. Und natürlich muss der Standort passen. Die beliebte Wildstaude ist in weiten Teilen Mitteleuropas in Auen-, Schlucht- und Nadelwäldern beheimatet, bei uns vor allem in den Mittelgebirgen, wo man sie auf Bergwiesen und in feuchten Bergwäldern findet. Gemäß ihrem Naturstandort fühlen sich Sterndolden im Halbschatten auf sandigen bis lehmigen humosen, also nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden wohl. Ist der Boden nicht zu trocken, besonders im Hochsommer vertragen sie auch Sonne. Kleiner Tipp: bei sandigen Böden Bentonit einarbeiten. Das Tonmineral verbessert die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens. Wenn sich die fabelhaften Astrantien wohlfühlen, versamen sie sich auch gut; zwar nicht sortenrein, aber das verzeiht man ihnen locker.
TEXT: Martina Raabe
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