Wie wir sehen konnten, macht es ökologisch Sinn, so weitgehend wie möglich auf chemische Bekämpfung der Begleitkräuter zu verzichten. Wo die Kulturpflanzen dank richtiger Düngung, artgerechter Pflege und passendem Standort gesund sind und zügig wachsen können, hat man weniger Unkrautprobleme. Noch immer ist das regelmäßige Jäten die beste Lösung.
Folgende Maßnahmen führen zum Erfolg: Vor dem Säen oder Auspflanzen der Setzlinge muss man erst einmal den Boden kultivieren, eggen und glatt rechen und dann einige Tage ruhen lassen. Viele Wildkräuter werden sofort keimen und ihre kleinen Keimblätter der Sonne entgegenstrecken. Nun ist es Zeit, noch einmal mit dem Kultivator über den Acker zu gehen, um die kleinen Pflänzchen in Regenwurmfutter zu verwandeln. Der Gärtner oder Bauer ist auch gut beraten, die Keimlinge (Sämlinge) der verschiedenen Begleitkräuter- Arten kennenzulernen.
Die Rhizome der Wurzelunkräuter, wie etwa Giersch, Löwenzahn, Quecke, Hahnenfuß, Ackerwinde, sollte man sorgfältig mit einer Grabgabel aushebeln und entsorgen.
Nachdem die Nutzpflanzen in Reihen mit genügend Abstand ausgesät wurden, muss man immer wieder hacken oder mit der Pendelhacke die Reihen entlang ziehen. Das erfordert besonders im Frühjahr viel Zeit; später, wenn die erwünschten Pflanzen größer sind, kann man entspannen.
Wo Schnecken kein Problem sind, ist die Bodenbedeckung (Mulchen) mit altem Heu, Laubschnitzel oder anderen organischen Abfällen eine gute Art und Weise, die Unkräuter zu dämpfen.
Größere Unkräuter – falls man sie nicht hier und da als »Mutterkräuter« stehen lässt – kann man mit einem speziellen Unkrautstecher ausstechen. Das gilt auch für Rasenunkräuter, besonders für Pfahlwurzler.
Wenn man Fruchtfolgen und Fruchtwechsel beachtet, wird man weniger Unkrautprobleme haben. Zwischendurch hilft es, Gründüngung auszusäen. Auch Kartoffeln und Buchweizen unterdrücken mit ihrem dichten Blätterdach starke Verunkrautung.
Samenunkräuter – Franzosenkraut, Vogelmiere, Melde, Schwarzer Nachtschatten – sollte man rechtzeitig jäten, ehe sie blühen und versamen.
Bei extremer Verunkrautung kann man den Boden über längere Zeit mit schwarzer Folie abdecken oder sogar mit einem Abflammgerät auf die unerwünschte Flora losgehen.
Das Hacken war schon seit der Jungsteinzeit unverzichtbar beim Anbau von Feld und Gartenfrüchten. Es verhindert nicht nur den Unkrautbefall, es bricht auch die verdichtete Bodenoberfläche auf, sodass die Erde und die Wurzeln atmen können. Hacken lässt das CO2 aus dem Boden aufsteigen, sodass dieser nicht versäuert. Die Pflanzen nehmen diesen Kohlenstoff durch die Spaltöffnungen an der Unterseite ihrer Blätter auf und verwerten ihn in der Photosynthese. Für manche Gärtner ist das Hacken eine ungeliebte Schufterei, für mich ist es immer eine willkommene Gelegenheit zum Meditieren. Der Rhythmus des Hackens in den großen Gemüseflächen gleicht dem Rhythmus der Schamanentrommel, es lässt die Seele in die Tiefe reisen.
FOTOS: Gräfe und Unzer Verlag/ Fotograf: Ingo Storl
Der Text und die Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Wolf-Dieter Storl
Die „Unkräuter“ in meinem Garten
Preis: 19,99 € (D) / 20,60 € (A) / 26,90 SFr
ISBN: 978-3-8338-6349-3
In Zeiten moderner Agrarwirtschaft mit massivem Einsatz von Herbiziden und der Eliminierung von Grenzflächen, sind die Felder eintönig und stumm geworden. Leider lässt sich der Trend auch im privaten Hobbygarten immer häufiger beobachten. Ein Plädoyer für naturnahes Gärtnern ist auch das neue Buch von Wolf-Dieter Storl. Im GU-Ratgeber Die „Unkräuter“ in meinem Garten stellt der Kultautor und Selbstversorger auf 240 Seiten 21 einheimische Begleitpflanzen vor und erklärt, was für eine wichtige ökologische und kulturelle Bedeutung diese, im Volksmund auch gerne als berüchtigt geltenden, Pflanzenpersönlichkeiten haben.