Zwiebelpflanzen sind die Geheimzutat für einen ganzjährig blütenreichen Garten. Während die einen sich langsam wieder in das Erdreich zurückziehen, treiben die anderen bereits aus. Sie sind ein unschlagbar vielseitiges Gestaltungselement und können unkompliziert zwischen die vorhandenen Pflanzen gesetzt werden. So können wir uns uns das ganze Jahr über an den wechselnden Effekten im Staudenbeet erfreuen.
Farbenprächtige Sommerwiese
Bei ausreichendem Platz kann es eine erstaunliche Wirkung ergeben, einige wenige Pflanzen in großer Zahl zu verwenden und dazwischen mit leuchtenden und ungewöhnlichen Blüten Akzente zu setzen.
Konkret umgesetzt wurde diese Idee von Joachim Hegmann bei der Landesgartenschau Land- au in der Pfalz, 2015, noch dazu unter prominenter Mitwirkung von Zwiebelpflanzen:
Die in Drifts angeordneten Pflanzen des Beets werden durch die weiße Prachtscharte (Liatris spicata ʻAlbaʼ) und die in großer Zahl verwendeten Gräser optisch verbunden. Genauso wirken die silbernen Blätter des Beifußes (Artemisia ludoviciana ʻSilver Queenʼ) und die immer wiederkehrenden Blütenfarben Gelb und Orange, im Bildausschnitt durch Schafgarbe (Achillea ʻTerracottaʼ), Fackellilie (Kniphofia ʻMango Popsicleʼ) und Goldbaldrian (Patrinia scabiosafolia) ins Spiel gebracht.
Farbige Highlights
Die Farben Gelb und Orange finden in vielen Gärten keine Verwendung, obwohl sie, bei sorgsamer Anwendung, mit allen anderen Farben kombiniert werden können – ohne chaotisch bunt zu wirken!
Leuchtende Akzente in den weiß-gelben Grundton des Beets setzen einige wohldosierte Tupfen Blau (Veronica longifolia ʻDark Maetjeʼ) sowie Lila (Verbena bonariensis, Liatris spicata), und als dramatisches Ausrufezeichen wurden Montbretien (Crocosmia ʻLuziferʼ) an ausgewählten Stellen als große Gruppe platziert.
Die Formen
Neben den Farben sind auch die Formen aufeinander abgestimmt: Die vielen aufrechten Blütenstände der Prachtscharten stehen gegenüber den feuerroten Montbretien, den doldenförmigen Eisenkräutern und den Blütenständen der Schafgarben in reizvollem Kontrast.
Diese Gegensätze bleiben auch nach der Blüte hinaus erhalten und sorgen insbesondere in der winterlichen Ansicht, wo keine Farben mehr übrig sind, für Spannung.
Dieses Konzept sieht auf großen Flächen besonders eindrucksvoll aus, funktioniert aber genauso im kleinen Vorgarten oder in einem kleinen Beet mit nur wenigen beteiligten Pflanzen.
Harmonische Farben
Zwiebelpflanzen müssen nicht immer die Hauptrolle haben: Oft ist es wertvoll genug, wenn sie die Hauptfarben einer Pflanzung aufgreifen und mithilfe ihrer Wuchsform eine harmonische Verbindung mit anderen Beetelementen erzielen.
Kugellauch in allen Arten und Sorten eignet sich dazu besonders gut, weil sowohl seine Blütenfarbe als auch die Form der Blüten leicht mit anderen passenden Stauden kombiniert werden kann.
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Die Möglichkeit, der sommerlichen Üppigkeit einen ruhigen Rahmen zu geben, bietet sich mit allen grafischen Blütenformen an. So können aufrechte Blütenkerzen in einer wilden, wuseligen Bepflanzung für Harmonie sorgen, und durch den Kontrast mit Dolden und Wolken aus einzelnen kleinen Blüten werden aus einem ungeordneten Haufen mit einem Mal gegensätzliche Paare, die für das menschliche Auge aus der Masse hervorstechen.
Dieser Effekt ist so mächtig, dass einige wenige Exemplare Kugellauch reichen, um mit ihrer Form die Silhouette anderer Pflanzen aufzunehmen und so eine Klammer zwischen zwei Beetteilen zu schaffen.
Im vorliegenden Beet wurde dazu einmal mehr Kugelköpfiger Lauch (Allium sphaerocephalon) verwendet. Es sind nicht einmal zwei Dutzend Exemplare, die aus den Blüten einer auffallend dunkelblättrigen Indianernessel (Monarda ʻHäuptlingʼ) herausragen und unseren Blick auf sich lenken.
Mit ihrer vom Abendlicht betonten Kugelform leiten sie den Blick vom silberblättrigen Sanddorn (Hippophae rhamnoides) in den Hintergrund, wo ein leuchtend roter Sonnenhut (Echinacea ʻHot Papayaʼ) mit Duftnesseln (Agastache ʻSerpetineʼ) und Beifuß (Artemisia ludoviciana ʻSilver Queenʼ) einen Dreiklang bildet.
Ganz nebenbei wird der Formenkontrast aus dem Vordergrund – vertikale trifft auf horizontale Form − nachempfunden und so eine Verbindung hergestellt. In etwas Entfernung nimmt eine Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia) den silbernen Grundton der Gestaltung erneut auf.
Effekte für den Herbst
Aufgrund ihrer mangelnden Winterhärte werden einige für den Garten bedeutende Zwiebeln und Knollen hier nicht näher erwähnt.
Für den Herbstaspekt lohnt es sich aber, eine Ausnahme zu machen – besonders für Dahlien.
Abseits der prächtig gefüllten Blüten, die mit Signalfarben die Blicke auf sich ziehen und im Naturgarten nur schwer unterzubringen sind, gibt es ungefüllte, kleinblütige Sorten in großer Zahl, die gut zu Stauden passen.
Sie können, weil sie von Hochsommer bis zum Frost ihren Blütenhöhepunkt haben, schwächelnde Pflanzungen vor Herbsttristesse retten und mit ihrer makellos frischen Erscheinung – an prominenter Stelle platziert – für Aufsehen sorgen.
In diesem Beet ist es mit ʻBishop of Doverʼ eine dunkellaubige Dahlie mit hellen, ganz leicht rosa überhauchten Blüten, die in starkem Kontrast zum Laub stehen. Gemeinsam mit anderen ʻBishopʼ-Sorten zählt sie zu einer Gruppe von einfach- oder doppelreihig blühenden Sorten, die sich durch schwarzrotes Laub auch als Blattschmuckpflanzen auszeichnen.
Begleitet wird sie von gelben Stauden wie einer übermannshohen Stauden-Sonnenblume (Helianthus microce-phalus ʻLemon Queenʼ), Sonnenbraut (Helenium ʻSahinʼs Early Flowererʼ) und der großartigen Goldrute Solidago rugosa ʻFireworksʼ.
Neben dem lila Sommerflieder wachsen im Beet nur weißblühende Stauden: Eine weiße Herbst-Anemone (Anemone × hybrida ʻWhirlwindʼ) leuchtet im Vordergrund und wiederholt die Blütenform der Dahlie, weiter hinten blüht die Silge (Selinum wallichianum) und ganz im Hintergrund schweben die duftenden Blütenstände der Oktober-Silberkerze (Actaea ramosa ʻBrunetteʼ), die mit ihrem purpurroten Laub das Farbthema der Dahlie wieder aufnehmen.
Dazwischen sorgen Gräser (Calamagrostis × acutiflora ʻKarl Foersterʼ) und Funkien für Auflockerung; eine verblühte Karde (Dipsacus fullonium) bringt Struktur ins Spiel.
Und wenn man genau hinschaut, erkennt man, wie die orangegelben Blütenmitten der Dahlien und der Anemonen über das Orange der Sonnenbraut die Klammer gekonnt schließen.
TEXT: Katrin Lugerbauer
FOTOS: blv/ Joachim Hegmann
Alle Inhalte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Blütenreich –
Ausdauernde und außergewöhnliche Gestaltungsideen mit Blumenzwiebeln und Stauden
Katrin Lugerbauer
ISBN: 978-3-8354-1861-5
Seiten 168, Hardcover, Preis 19,99 Euro
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Durch die Kombination von Blumenzwiebeln mit Stauden verwandeln Sie Ihren Garten einfach und standortgerecht in Ihr persönliches Blütenreich, mit Vielfalt und Abwechslung vom Vorfrühling bis zum Herbst.
Alle Gestaltungsideen sind detailliert beschrieben und fotografiert.