Wer kennt es nicht? Dieses zufriedene Gefühl, mit einem gut gefüllten Korb vom Wochenmarkt, oder besser noch aus dem eigenen Garten, in der Küche anzukommen. Die Radieschen leuchten rot und knackig, der Salat strahlt in hellem Grün und die Möhren schimmern in dunklem Violett. Violett?
Violette Karotten sind keine Neuheit. Bis ins 16. Jahrhundert hinein waren Möhren purpur- bis weißfarbig. Die für unsere Augen zunächst ungewöhnliche Farbe der Möhre kommt durch den Gehalt an Anthocyan zustande, ein natürlicher Farbstoff, der auch in Weintrauben und Auberginen enthalten ist. Anthocyan ist ein sekundärer Pflanzenstoff mit hoher antioxidativer Wirkung. Beim ersten Biss in die Karotte stellt man fest: Sie ist weicher und süßer als herkömmliche Möhren und hat ein leuchtend orangefarbenes Inneres.
Vielfalt entdecken
Mögen Sie es bunt? Entdecken Sie gerne Neues? Oder experimentieren in der Küche? Dann sind Sie in der »Wilden Kost« am richtigen Ort. Die Vielfalt an Formen, Farben und Aromen essbarer Wildpflanzen und alter Gemüsesorten können Sie in der Biolandgärtnerei »Wilde Kost« entdecken. Die Gärtnerin und Umweltpädagogin Anja Christiansen hat sich auf die Fahnen geschrieben, diese Vielfalt in Schleswig-Holstein wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. »Wir ernten auch das sogenannte Unkraut zwischen dem Kohlrabi. Zum Beispiel die delikate Vogelmiere ›Stellaria media‹ (reich an Kalium), die im Frühling schön knackig ist und im Geschmack an jungen Zuckermais erinnert.« Ab April ist der Garten regelmäßig für interessierte Besucher geöffnet. »Vor allem die Arbeit mit Kindergärten und Schulklassen macht viel Freude. Die Kinder sind neugierig und probieren gerne direkt vom Acker.«
Biologischer Anbau
In keinem Garten gibt es nur pure Natur. Mit natürlichen Methoden zu gärtnern bedeutet nicht, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen. In jedem Garten gibt es den Menschen, der die Natur »kultiviert« und seine Visionen mit Schweiß und Muskelkraft umsetzt. Ein biologisch arbeitender Gärtner arbeitet mit der Natur. Das wichtigste Werkzeug ist das beobachtende Auge, das wahrnimmt, wie der Boden beschaffen ist, welche Pflanzen (»Unkräuter«) als sogenannte Indikatoren wachsen und welche Insekten zu finden sind. Die Eingriffe in die natürlichen Kreisläufe im Garten sind keine Störung, sondern Unterstützung für ein natürliches und gesundes Gleichgewicht, der Natur gemäß. Dann kann gesundes Gemüse wachsen und wir Menschen haben Freude an unserem Garten.
In der „Wilden Kost“ wird nach den Richtlinien des Biolandverbandes angebaut. Das heißt konkret, dass auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, synthetischen Wachstumsförderen und Düngemitteln sowie Gentechnik verzichtet wird. »Die Pflanzen und Tiere, die in einem Garten zu finden sind, sind Verbündete und keine Feinde« stellt Anja Christiansen dar, und so wird Giersch (Aegopodium podagraria), ein Beikraut, das vielen Gärtnern die Laune verdirbt, bei ihr auch zu Pesto verarbeitet. Statt Pest – Pesto!
Feinheimisch
Um die vergessene Vielfalt wieder in die Öffentlichkeit zu bringen, beliefert Anja Christiansen regelmäßig die Gastronomie. Sie ist Mitglied bei „Feinheimisch“, einem Netzwerk von agrarischen Erzeugern, Manufakturen, Küchenchefs und Gastronomen, die sich zum Ziel gesetzt haben, die regional geprägte Esskultur in Schleswig-Holstein zu fördern. Die „Feinheimischen“ Köche passen von der Philosophie und dem Anliegen, heimische Produkte zu verwenden, genau zur „Wilden Kost“ berichtet Anja Christiansen. Leider ist der Gemüseacker der Gärtnerei eher mager und sandig, von daher muss auf Anbau von Blumenkohl und Brokkoli verzichten werde. Dafür gedeihen hier aber verschiedene Wildkohlsorten, die bei den Köchen Schleswig-Holsteins immer beliebter werden.
Wilde Kost
Anja Christiansen
Imberg 3, 23813 Blunk
Tel.: 04557 – 98 17 18
www.wilde-kost.de