Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: eigentlich nur dort, wo Gemüse angebaut wird, also in der Ertragszone. Aber welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Wo ist Humus notwendig?
Viele Gärtner machen den Fehler und schütten den kompletten Garten bei der Neuanlage mit 30 Zentimetern bestem Humus zu. Es soll ja schließlich auch alles prächtig wachsen. Gemeint sind dabei in der Regel empfindliche und anspruchsvolle Gewächse, die Ihnen in den Gartenmärkten, in Zeitschriften und auf Gartenschauen ins Auge springen. Diese gezüchteten Gewächse mit ihren übergroßen Blüten, knalligen Farben oder sonstigen modernen Eigenschaften brauchen wirklich gute Böden, um zu gedeihen. Aber auf diesen Böden gedeihen von den einheimischen 4 200 Pflanzen auch so um die 90 Pflanzen ebenso prächtig − und vor allem ohne menschliches Zutun. Diese sind Ihnen bekannt als „Unkräuter“. Diese Unkräuter setzen sich auf diesem guten Boden fest. Giersch, Brennnessel, Löwenzahn und Quecke, um nur vier dieser Stickstoffzeigerpflanzen zu benennen, beschäftigen dann die Gärtner ihr gesamtes restliches Gartenleben lang.
Es ist ein aussichtsloser Kampf, der da geführt wird. Nur vorübergehend und kurzfristig mit Einsatz von viel Arbeit, Chemie und einem Maschinenpark ist die Oberhand zu gewinnen. Lässt der Einsatz nach, kehren die Unkräuter über Samen oder Wurzelstücke wieder zurück und machen den gekauften Pflanzen und dem Gärtner weiter das Leben schwer. Ein stabiles Gleichgewicht ist niemals von alleine erreicht. Guter Boden ist ein Lieblingsplatz vieler Unkräuter.
Eigentlich ist der Durchhaltewille der Gärtner, die diesen Kampf jahrzehntelang führen, bewundernswert. Aber immer öfter sieht man auf Spaziergängen durch die Straßen auch die lang erwartete Kapitulation vor diesem Naturgesetz. Eine „Versteinung“ oder „Verkiesung“ des ehemals teuer gekauften guten Humusbodens setzt ein. Er verschwindet unter stabilem Unkrautvlies, zugedeckt mit Kies und ein paar ums Überleben kämpfenden Pflanzen. Die „tote“ Gartenfestung manifestiert sich dann noch abweisender durch eine stabile Gabionenverschalung, in der Trendfarbe „unbeflecktes Weiß“. Aber wenn Sie ganz genau hinschauen, können Sie durch Staub, angewehtes Laub und Pollen zwischen den Kieseln eine natürliche Bodenbildung beobachten, die dann den ersten, zunächst noch kleineren „Unkräutern“ Tür und Tor öffnet. Die Natur ist stärker als der Mensch glauben möchte und erobert alle diese Flächen wieder zurück. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Tatsächlich wachsen auch in der Hotspot- und Pufferzone ohne guten Boden eine Vielzahl von möglichen Pflanzen. Machen Sie einfach einmal einen Spaziergang in eine Sandgrube oder einen Steinbruch und betrachten dort die Pflanzenwelt. Wenn Sie guten Humus suchen, werden Sie dort wenig finden. Schöne Blumen begegnen Ihnen aber genug.
Oft wird nach dieser Erkenntnis die Frage nach den alternativen Pflanzen gestellt. Die Rechnung von 4 200 einheimischen Pflanzen minus die 90 Unkräuter, ergibt schon rein zahlenmäßig eine beträchtliche Auswahl von 4 110 Gewächsen, die keinen fetten Humusboden brauchen, um gedeihen können. Nun gut, nicht alle sind auf den ersten Blick attraktiv, aber bei genauer Betrachtung sind schon einige, sehr attraktive Pflanzen dabei, die den einheimischen Insekten und anderen Tieren Nahrung und Lebensraum bieten.
Noch ein weiterer guter Tipp für Sie:
Gehen Sie einfach in einen Gartenmarkt und fragen eine(n) Verkäufer(in) nach den Zusatzprodukten des angebotenen Pflanzensortiments. Mit der freundlichen Dame bzw. dem freundlichen Herrn spazieren Sie durch das umfangreiche Angebot: Spezialerden für Rhododendron, Edelrosen und großblütige Clematis, Spezialdünger für Thuja, englischen Rasen, Petunien, Geranien, Großstauden und vieles mehr. Spezial und noch mehr Spezielles für Ihr Gartenglück. Auf der anderen Seite stehen Chemie und Maschinen, um gegen die, wie heißt es so schön, Begleitkräuter fertig zu werden. Notieren Sie sich bei der Begehung des Baumarktes alle genannten Pflanzen, für die Produkte empfohlen werden. Dann haben Sie eine wertvolle Liste von den Pflanzen, die Sie schon mal vermeiden können. Kaufen Sie sich anschließend ein Buch über die Vielfalt der einheimischen Pflanzen, die Sie beim nächsten Spaziergang in der Natur eingehender und mit mehr Aufmerksamkeit betrachten können.
Doch zurück zu unserem guten Boden, wenn Sie ein neues Haus mit Garten planen: Humus brauchen Sie nur dort, wo Sie in Zukunft Gemüse anbauen wollen, also in der Ertragszone. Durch die intensive Bearbeitung des Bodens in dieser Zone halten Sie von alleine die 90 Unkräuter in Grenzen. Das Geld für den restlichen Humus können Sie sich sparen und gleich in die einheimische Vegetation zur Gestaltung der beiden anderen Zonen investierenGehen Sie ruhig einmal durch Ihren Garten und suchen Sie nach den Ecken, auf denen das sogenannte Unkraut am besten wächst. Dort ist Ihr bester Boden.
Foto: Freepik
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Markus Gastl
Permakultur und Naturgarten
Preis 26,95 Euro
ISBN 978-3-8186-0515-5
Ulmer Verlag
Permakultur und Naturgarten sind große Gartenbewegungen unserer Zeit. Nun gibt es ein Konzept, das beide vereint: „Hortus“, basierend auf dem „Drei-Zonen-Modell“. Durch die Gliederung des Gartens in drei Zonen, die ideal zusammenwirken, gelingt ein geschlossener Kreislauf, der Ihren Arbeitsaufwand minimiert und Ressourcen schont.