Von Gartenbereichen, die sich weder im vollen Licht noch im tiefen Schatten befinden, geht ein besonderer Zauber aus: Sie wirken wie ein mystisches Zwischenreich, in dem die Sonne ihre volle Kraft nicht entfalten kann, aber auch noch keine dauerhafte Dämmerung herrscht. Im lichten Schatten bestimmt nicht das intensive Tageslicht das Bild des Gartens. Die Grenzen verschwimmen – vieles ist zwar noch erkennbar, doch die Konturen sind weicher, weil das Licht milder ist. So entsteht hier eine einzigartige Atmosphäre.
Kletterkünstler aus dem Wald
Für solche Übergangsbereiche eignen sich Pflanzen, die ursprünglich an Waldrändern oder in lichten Wäldern zu Hause waren, wie z.B. die Clematis. Die Clematis-Wildformen können zum Teil deutlich höher werden als die großblumigen Clematis-Hybriden. Sie sind deshalb ideal, um an Bäumen emporzuwachsen oder Pergolen und Lauben mit ihrem zarten Blattwerk zu begrünen. Ihre Blüten sind kleiner als die der Clematis-Hybriden, aber oft von besonderer Eleganz und Anmut. Die meisten Wildarten blühen im späten Frühjahr oder Sommer. Aus ihren Blüten entwickeln sich bei vielen Arten sehr dekorative, silbrig-fedrige Fruchtstände.
Blütenkaskaden
Die Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis), manchmal auch als Perlmuttstrauch bezeichnet, gedeiht gut im lichten Schatten. Sie ist im Juni über und über mit rosaweißen, zart duftenden Glockenblüten bedeckt. Die Fülle der Blüten an den elegant überhängenden Trieben macht diesen 2 bis 3 m hohen Zierstrauch zu einem besonderen Schmuckstück, welches auch in kleineren Gärten Platz findet.
Saatgut-Rutsche
13,90 €Hier geben die Blätter den Ton an
Bei der 1,5 bis 3 m hohen Glanzmispel (Photinia x fraseri) sind es vor allem die glänzenden, ledrigen Blätter, die den Reiz dieses ungewöhnlichen Strauches ausmachen. Sie sind während des Austriebes bronzerot. Besonders dekorativ ist Photinia ›Red Robin‹, denn die jungen Blätter sind leuchtend rot. Die Glanzmispel benötigt einen geschützten Standort und kann nur in wintermilden Gebieten im Garten wachsen. Sie eignet sich aber gut für große Kübel und verleiht so Balkon und Terrasse südliches Flair. Sehr robust und anspruchslos ist dagegen die Fasanenspiere (Physocarpus), von der einige Sorten ebenfalls durch ihr farbiges Laub aus dem Rahmen fallen. Die bis zwei Meter hohe ›Diabolo‹ hat rote Blätter. Im Juni und Juli erscheinen cremeweiße Blüten, die einen auffallenden Kontrast zu den dunklen Blättern bilden. ›Dart‘s Gold‹ wird nur etwa 1,2 m hoch und ist mit ihrem goldgelben Laub ideal, um an lichtarmen Stellen im Garten auffallende Akzente zu setzen.
Wie aus Porzellan
Zwei besondere, ganzjährig grüne Kleinode für den Schattengarten sind die Lorbeerrose (Kalmia) und der Immergrüne Kissen-Schneeball (Viburnum davidii). Die Lorbeerrose gehört zur großen Familie der Heidekrautgewächse. Es gibt verschiedene Arten und Sorten, die sich durch ihren aparten Blütenschmuck auszeichnen. Die einzelnen, breit glocken- bis schüsselförmigen Blüten lohnen einen genauen Blick, denn sie wirken wie feine Kunstwerke aus Porzellan. Die Lorbeerrosen eignen sich gut für kleinere Gartenräume, da sie nur etwa 1 bis 2 m hoch werden. Der Kissen-Schneeball wächst sehr langsam, er wird nur etwa 0,5 bis 0,8 m hoch und etwa doppelt so breit. Im Juni erscheinen dekorative weißlich-rosafarbene Blüten, aus denen sich später im Herbst violett-purpurfarbene kleine Früchte entwickeln.
Wegen seiner großen, 7 bis 15 cm langen, glänzend dunkelgrünen, lederartigen Blätter ist er das ganze Jahr über dekorativ. Typisch für diesen ungewöhnlichen Schneeball sind die fast parallel verlaufenden auffallenden Blattadern.
Magentarote Blüten
Auch einige der Storchschnabelarten und -sorten (Geranium spec.) gedeihen gut an diesen nicht von der Sonne verwöhnten Standorten. Eine davon ist Geranium ›Patricia‹, eine noch relativ neue Sorte, die von der Internationalen Stauden-Union zur Internationalen Staude des Jahres 2004 gekürt wurde. Diese kompaktwachsende, 50 bis 70 cm hohe Staude hat wunderschöne magentarote Blüten mit einem dunklen, fast schwarzen Auge. Die Blüten erscheinen von Juni bis September und bringen lange Farbe in den Garten.
Blattschmuckstauden
Funkien (Hosta) sind sehr schöne Blattschmuckstauden für den Schattengarten. Sie haben zumeist lilafarbene, trichterförmige Blüten, doch sie beeindrucken vor allem mit ihren großen, dekorativen Blättern in den unterschiedlichsten Grüntönen. Besonders reizvoll sind sie im Frühjahr, wenn sich die Blätter langsam ausrollen und auf beinah unglaubliche Weise zur vollen Größe entwickeln. Nicht immer sind sie einfach nur grün, manche sind blaugrau bereift, andere haben eine schöne gelbe oder cremeweiße Zeichnung in der Mitte oder einen weißen Rand. Auch die Form kann variieren, es gibt z.B. Funkien mit breit herzförmigen Blättern, bei einigen sind die Blätter länglich-schmal wie die Spitze einer Lanze oder die Ränder sind gewellt. Die Vielfalt an Blattfarben und -formen ist so groß, dass bei manchem Pflanzenfreund schon die Sammelleidenschaft für diese attraktiven Stauden geweckt wurde. Doch nicht nur Funkien eignen sich für das Schattenreich. Elfenblume (Epimedium), Farne, Storchschnabel (Geranium), Prachtspiere (Astilbe), Herbstanemonen (Anemone hupehensis) und noch viele weitere Stauden können Farbe in das Halbdunkel bringen.
Blütenteppiche mit Zwiebelblumen
Für lichtarme Gartenpartien eignen sich natürlich auch zahlreiche Zwiebelblumen. Einige vertragen Schatten, andere blühen schon, bevor sommergrüne Bäume und Sträucher mit ihren Blättern den Boden beschatten. Die Eigenart vieler Zwiebelblumen, bereits vor dem Blattaustrieb der Gehölze zu blühen, sichert ihnen in der Natur ihr Überleben an Standorten, die im Sommer stark beschattet sind – und dem Gartenbesitzer bietet dies die Möglichkeit, ansonsten dunkle Ecken schon im zeitigen Frühjahr zu beleben.
Viele dieser frühblühenden Zwiebelblumen verwildern sogar. Das heißt, dass sie sich an zusagenden Standorten im Laufe der Jahre selbstständig vermehren und so im Frühling wunderbare, dichte Blütenteppiche bilden. Zu ihnen gehören Schneeglöckchen, Winterling (Eranthis hyemalis), Vorfrühlingsanemone (Anemone blanda), Puschkinie (Puschkinia), Schneeglanz (Chionodoxa luciliae), Märzbecher (Leucojum vernum), Blausternchen (Scilla siberica) und verschiedene Krokus-Arten wie der Elfenkrokus (Crocus tommasinianus). Schneeglöckchen und Winterling blühen bereits im Februar, die anderen folgen im März und April. Die ideale Pflanzzeit für diese schon früh im neuen Jahr blühenden Zwiebelblumen sind die Monate September und Oktober. Am besten kommen sie zur Geltung, wenn sie in Gruppen gepflanzt werden, denn so verstärkt sich ihre Farbwirkung.