Überversorgt oder unterernährt?
Sehen Sie sich die Blätter von oben und unten an. Kontrollieren Sie die Farbe. Wächst die Pflanze wie vorgesehen? Macht sie einen gesunden Eindruck? Das Aussehen einer Pflanze, ihr Allgemeinzustand und ihre „Laune“ sagen einiges aus über ihre Gesundheit. Wie geht es Tante Petunie und Onkel Kohlrabi?

Vermutlich sendet die Pflanze schon Warnsignale, bevor ernste Symptome zu erkennen sind. Und je früher Sie die Zeichen richtig deuten, desto einfacher können Sie Probleme angehen und zum Beispiel die Nährstoffbilanz ausgleichen. Meistens reicht es, die Pflanze genau anzusehen; manchmal müssen Sie dafür zu einer Lupe greifen.
Denken Sie daran, dass sich bestimmte Symptome auch auf Krankheiten, Insektenbefall, Sauerstoffmangel, schlechte Wasserversorgung oder andere Ursachen zurückführen lassen. Oft hat man es auch mit einer Kombination aus verschiedenen Ursachen zu tun. Vielleicht herrscht Mangel an gleich mehreren wichtigen Nährstoffen? Außerdem sind manche Stoffe antagonistisch, sind also in ihrer Wirkung einander entgegengesetzt, und heben sich in ihrer Wirkung gegenseitig auf. Ein Zuviel des einen Nährstoffes ergibt dann ein Zuwenig des anderen. Kalium und Magnesium haben zum Beispiel eine solche antagonistische Beziehung.
Erwägen Sie auch, den pH-Wert zu kontrollieren. Dieser beeinflusst nämlich die Nährstoffaufnahme.
Trotz aller „wenn“, „aber“ und „vielleicht“ geben Ihnen die Symptombeschreibungen eine gewisse Orientierungshilfe. Betrachten Sie sie als Anhaltspunkte, anhand derer Sie eine grobe Diagnose stellen können. Aber bitte fangen Sie nicht damit an, in Ihrem Garten ständig nach Fehlern und Mängeln zu suchen. Ach ja, noch etwas Wichtiges: Bedenken Sie, dass alle Nährstoffe wichtig sind. Es reicht nicht, in der Hoffnung auf einen guten Fruchtansatz nur mit Kalium zu düngen.
Gesundheitscheck – Sichtbare Zeichen bei Nährstoffmangel und -überschuss
Symptome: gehemmtes Wachstum. Bleiche oder gelbe Blätter. Ältere Blätter werden schnell gelb. Die untersten Blätter vergilben von der Spitze her, werden dann braun und vertrocknen. Die Seitenwurzeln sind schlecht entwickelt.
Mögliche Ursache: Stickstoffmangel
Symptome: mastiger Wuchs, dünne Stängel und Seitensprosse. Tiefgrüne und übergroße Blätter, manchmal wegen Chlorophyllmangels Chlorosesymptome (Gelbfärbung) an den Rändern. Blüte bleibt aus.
Mögliche Ursache: Stickstoffüberschuss
Symptome: gehemmtes Wachstum, reduzierte Fruchtbildung. Tiefgrüne, manchmal blaugrüne Blätter. Die untersten Blätter unterscheiden sich in der Farbe (sind gelb, braun oder rot). Die Unterseite der Blätter hat einen bräunlichen/lilafarbenen Ton. Auch die Blattadern und Blattschäfte sind braunlila. Lange Wurzeln, aber schwache, rotbraune Seitenwurzeln.
Mögliche Ursache: Phosphormangel
Symptome: gehemmtes Wachstum. Ältere Blätter sind gelbgrün und mit Streifen versehen. Verbrennungen und zu früher Übergang in die Winterruhe.
Mögliche Ursache: Kaliumüberschuss
Symptome: trockene Blattränder, manchmal gelbe Blätter. Ältere Blätter sterben ab. Die Blätter rollen sich zwischen den Blattadern ein und werden gelbbraun. Wenige und missgebildete Knospen. Lange Hauptwurzel, aber kümmerliche Seitenwurzeln. Früchte und Gemüse wenig aromatisch.
Mögliche Ursache: Kaliummangel
Symptome: gehemmtes Wachstum. Mattgrüne Blätter.
Mögliche Ursache: Kalziumüberschuss (Achtung! Kalziumüberschuss kann zu Magnesium- und Kaliummangel führen)
Symptome: aufgerollte Blätter mit braunen Rändern. Schwach entwickeltes Wurzelsystem. Braune Flecken auf den Früchten. Blütenendfäule bei Gurke und Tomate. Braune Blattränder bei Blattsalat.
Mögliche Ursache: Kalziummangel
Symptome: die Bereiche zwischen den Blattadern werden fast weiß, während die Adern grün bleiben. Molybdänmangel hat dieselben Symptome.
Mögliche Ursache: Kalziummangel
N — Stickstoff
Gut für: Wachstum
Bei Überschuss: unausgewogenes Wachstum, tiefgrünes und übermäßig üppiges Blattwerk.
Bei Mangel: bleiche oder gelbe Blätter, schwache Pflanze, gehemmtes Wachstum.
Stickstoffreicher Dünger: Stallmist, Nesseljauche, Goldwasser (mit Wasser verdünnter Urin), Hühnermist, Blutmehl, frischer Grasschnitt.
Starkzehrer: Blumenkohl, Weißkohl, Rosenkohl, Porree, Knoblauch, Knollensellerie.
Mittelzehrer: Blattsalat, Spinat, Zwiebelgemüse, Möhre, Kartoffel, Rote Bete.
Schwachzehrer: Bohnen, Gurke, Zuckererbse, Radieschen, Beerensträucher
P — Phosphor
Gut für: Wurzelentwicklung sowie Frucht-, Blüten- und Samenbildung
Bei Überschuss: Wachstumsstörungen, Gelbfärbung zwischen Blattadern
Bei Mangel: gehemmtes Wachstum und reduzierte Fruchtbildung. Die Unterseite der Blätter wird dunkler (und bekommt einen lilabraunen Ton). Auch die Blattschäfte können rotlilabraun werden.
Phosphorreich Dünger: Stallmist, Algen, Knochenmehl, Goldwasser, Hornmehl, Holzasche
Starkzehrer: Gurke, Blumenkohl, Weißkohl, Porree, Knollensellerie, Blattsalat, Zwiebelgemüse, Bohnen, Rosenkohl, Möhre, Rhabarber
Mittelzehrer: Rote Bete
Schwachzehrer: Zuckererbse, Radieschen, Steckrübe
k — Kalium
Gut für: Fruchtbildung und Krankheitsresistenz
Bei Überschuss: gehemmtes Wachstum, ältere Blätter werden gelbgrün und bekommen Streifen.
Bei Mangel: gehemmtes Wachstum und trockene Blattränder. Manchmal gelbe Blätter und missgebildete Knospen.
Kaliumreich Dünger: Stallmist, Holzasche, Gesteinsmehl, Algen
Starkzehrer: Rosen, Obstbäume, Beerensträucher, Blumenkohl, Rosenkohl, Weißkohl, Porree, Knollensellerie, Spinat, Zwiebelgemüse, Rote Bete, Möhre
Mittelzehrer: Bohnen, Gurke, Blattsalat
Schwachzehrer: Zuckererbse, Radieschen

Der Inhalt aus diesem Artikel ist aus dem Buch:
Tina Råman, Ewa-Marie Rundquist, Justine Lagache
Dünger
Preis: €/D 39,90 / €/A 41,10 / sFr 49,90
ISBN 978-3-440-15431-1
Kosmos Verlag, Stuttgart
Dünger und Düngen gehören sicher nicht zu den glamourösesten Dingen beim Gärtnern. Doch in diesem Buch hat das „dreckige“ Thema einen ganz großen Auftritt! Denn Tina Råman, Ewa-Marie Rundquist und Justine Lagache haben Misthaufen, Kompost und Co. außergewöhnlich kunstvoll in Szene gesetzt. Aber die Seiten sind nicht nur eine Augenweide, sondern bestechen auch durch umfassende Sachkenntnis. Angefangen mit allen wichtigen Aspekten des Düngens – von Biologie und Chemie über Geschichte und Philosophie – bis hin zu einer Vielzahl an Praxistipps für den eigenen Garten.