Sie warten nur darauf, in Eimer und Kisten gepflückt zu werden. Die Zeit ist reif für die Pflaumenernte! Am leckersten schmecken die blaubereiften Früchte erntefrisch direkt vom Baum – entweder aus dem eigenen Garten, vom Obsthändler, vom Bauern aus der Region oder beim Spaziergang entdeckt. Herrlich fruchtig sind die Herbstaussichten! Da ist so mancher schneller auf den Bäumen, als man gucken kann.
Ein wunderbarer Duftfilm
Eingeläutet wird die Erntesaison von leckeren Sorten wie ‚Katinka’, ‚Ersinger- oder ‚Zimmers-Frühzwetschge‘. Je nach Sorte beginnt die Pflaumenzeit in Deutschland bereits im Juli und reicht bis in den Oktober hinein mit Sorten wie ‘Anna Späth‘ oder ‘Presenta‘. Die Hauptzeit der Pflaumen, in der man die meisten Sorten direkt vom Baum pflücken kann, ist der September. Dabei müssen die Erntehelfer ganz vorsichtig vorgehen. Die Oberfläche reifer Früchte ist von einer natürlichen weißen Wachsschicht, dem „Duftfilm“, überzogen. Das hat weniger mit dem köstlichen Pflaumenduft zu tun, als mit einer dünnen Schutz-Schicht, welche die Frucht vor dem Austrocknen bewahrt, ein cleverer Klimaschutz also. Wer zwischendurch naschen will und die Wachsschicht als störend empfindet, reibt die Pflaume kurz am Pullover ab bis sie glänzt und schon verschwindet sie im Mund. Ansonsten ist diese Schicht ganz natürlichen Ursprungs, völlig unschädlich und zeugt sogar von schonender Behandlung der Zwetschgen. Manchmal tragen die Erntehelfer deshalb dünne Stoff-Handschuhe, um den Duftfilm beim Ernten nicht zu zerstören.
Von Zwetschgen und Pflaumen
Dicht an dicht hängen die blau-lila Früchte an den Zweigen. Pflaumen und Zwetschgen reifen je nach Lichteinfall verschieden schnell. Deshalb pflückt man sie am besten abschnittsweise vom Baum. Die Pflaumen schmecken etwa zwei Wochen nach der Blaufärbung am besten,
Zwetschgen haben ihre volle Süße entfaltet, wenn sie vom Stiel her etwas schrumpfen. Die süßen Früchte sind zwar eng verwandt, lassen sich aber gut unterscheiden.
Die Pflaume ist rundlicher als die Zwetschge mit runden Enden und einer ausgeprägten Bauchnaht. Der Stein ist ebenfalls wie die Frucht selber rundlich, bauchig. Ihre Farben reichen von Blau-Violett, über Rot bis hin zu Gelb oder Grün. Das meist gelbe Fruchtfleisch ist weicher, süßer und saftiger als bei Zwetschgen. Ihr Fruchtfleisch löst sich häufig nur schwer vom Stein ab.
Zwetschgen sind von der Form her eher länglich mit spitzen Enden und etwas kleiner als die Pflaumen. Sie sind ohne Furche oder haben nur eine schwache Bauchnaht. Die meist blau-violetten Früchte besitzen ein goldgelbes Fruchtfleisch, welches sich leicht vom Stein löst. Auch am Stein kann man die Zwetschge erkennen: er ist länglich, flach und an beiden Seiten zugespitzt. Gesund sind sie aber beide, da sie viel Vitamin A, B und C und außerdem Kalium enthalten. Dadurch sind sie gut für die Nerven und regen den Stoffwechsel an.
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Wohin damit, wenn man nicht alle Pflaumen und Zwetschgen auf einmal essen oder verwerten kann? Damit sie nach der Ernte oder dem Einkauf auf dem Markt nicht zu schnell weich werden, lagert man sie also am besten ungewaschen im Obst- oder Gemüsefach des Kühlschranks; die wertvolle Schutzschicht wird erst kurz vor dem Verzehr entfernt. Sind die Pflaumen noch nicht ganz reif, werden sie durch die Lagerung im Kühlschrank allerdings nicht besser. Diese sollte man lieber noch ein bis zwei Tage bei Zimmertemperatur nachreifen lassen. Das Aroma wird jedoch nicht an das von vollreif geernteten Pflaumen herankommen. Frische Zwetschgen und Pflaumen ohne Druckstellen können bis zu einer Woche im Kühlschrank gelagert werden. Ist die Pflaumenhaut bereits etwas runzelig, ist der Appetit auf frische Pflaumen schnell verflogen. Aber sie eignen sich wunderbar, um daraus Chutneys, Saucen oder Pflaumenmus zu machen.
Freies Obst für freie Bürger – Mundraub erwünscht
Ist Ihnen beim Spaziergang auch schon mal die Idee gekommen, spontan in den alten Pflaumenbaum am Wegesrand zu klettern und ein paar frische Früchte für den Sonntagskuchen zu pflücken? Wer erntet eigentlich die herrenlosen Obstbäume in der halbwilden Natur ab, die voller Früchte hängen? Wäre doch schade, wenn sich außer den Vögeln sonst niemand für die leckeren Früchte interessiert. Die Internet-Plattform www.mundraub.org hat sich seit ein paar Jahren zum Ziel gesetzt, die in Vergessenheit geratenen Fruchtbestände im öffentlichen Raum „freiwilligen Erntehelfern“ zur Verfügung zu stellen und für die Bevölkerung zu erschließen nach dem Motto: „Freies Obst für freie Bürger“. Auf der Webseite findet man eine „Mundraubkarte“, in der öffentlich zugängliche Bäume und Sträucher in ganz Deutschland und Europa verzeichnet sind. Da kann man nach Herzenslust und Erntelaune auf die Suche nach Standorten in der Nähe gehen. Dort findet man Einträge zu Äpfeln, Birnen, Beerenobst, sogar Nüssen und Kräutern. Die Plattform lebt natürlich auch von Hinweisen. Wenn Sie auf dem nächsten Spaziergang oder Streifzug durch die Natur Stellen mit wilden Obstbeständen sehen, können Sie diese anschließend selber auf der Karte eintragen. Weitere Infos unter www.mundraub.org
Im Urlaub bepackt mit Kiepe, Eimer und Schütte
Es ist weder eine Auszeit im Fünf-Sterne Hotel am Meer mit Badespaß, noch ein aufregender Wanderurlaub. Tauschen Sie doch einfach mal Badetasche oder Rucksack gegen Kiepe, Eimer und Schütte. Die Lust, in der freien Natur das pure Ernte-Vergnügen zu erleben, findet immer mehr Interesse unter gestressten und ausgepowerten Großstädtern, ist aber auch bei naturverbundenen Individualisten beliebt. Fernab von Hektik und Termindruck kann man das Verlangen, einfach mal als Erntehelfer übers Land zu ziehen, auch zu einem Urlaub im Grünen ausbauen – zum Beispiel auf dem Bio-Bauernhof und das auch noch kostenlos? WWOOF macht es möglich. Das internationale Netzwerk Worldwide Opportunities on Organic Farms vermittelt freiwilligen Helfern freie Kost und Logis für ihre Mitarbeit auf Biohöfen im In- und Ausland. Da kann man zur Kohlernte nach Dithmarschen, in Bayern beim Imkern mithelfen, zur Weinlese und Olivenernte nach Italien, in der Bretagne Gemüse ernten oder als Tomatenpflücker in die Provence reisen. Je nach Lust und Laune hilft man beim Ernten, packt man bei Hofarbeiten rund um Pflanzen und Tiere an und lernt die ökologische Landwirtschaft kennen. Im Gegenzug genießt man Mahlzeiten aus frischen Zutaten und eine freie Unterkunft. Gratis dazu gibt’s jede Menge Einblicke in Kultur, Land und Leute – alles All-Inclusive. Also nichts wie rein ins Feld oder rauf auf die Bäume.
Weitere Infos unter www.wwoof.de
TEXT: Martina Raabe
FOTOS: 123RF (5), Fotolia (3)