Zum Hauptmenü
← vorheriger Post  / nächster Post →

Der antiautoritäre Garten

Ein antiautoritärer Garten – geht das überhaupt oder ist dies nicht ein Widerspruch in sich? Und was verbirgt sich dahinter? Ein solcher Garten ist schön, ökologisch und zeitsparend

Der antiautoritäre Garten
© Simone Kern, KOSMOS Verlag

PHILOSOPHIE

Gärten bildeten früher den Gegensatz zur „wilden, ungezähmten Natur“. Sie waren ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit. Doch in Zeiten, wo in unserer Landschaft kaum noch Wildnis zu finden ist, steigt bei vielen Menschen der Wunsch nach dem Unberührten, dem sich selbst Überlassenen Und warum sollte man nicht ein Stück Wildnis direkt vor der Haustür, im eigenen Garten, als Gegenwelt gestalten?

 

UNGEZÄHMTER GARTEN

Unser Leben ist stark geregelt, der Alltag wirkt oft statisch und auch scheinbar berechenbar. Das schreit geradezu danach, sich Lebensbereiche zu schaffen, in denen genau das Gegenteil passiert, wo wir uns an Zufällen und Dynamik, an Begegnungen und Entdeckungen erfreuen können. Und genau dies kann uns ein antiautoritärer Garten bieten, das macht seinen Reiz aus. Denn dieser Garten ist in einer permanenten Veränderung, die weniger durch den Gärtner entsteht als vielmehr durch die Pflanzen selbst. Dieser Garten verlangt von seinem Besitzer einiges ab, vor allem Toleranz für das Ungeplante – was aber nicht verwechselt werden darf mit Nichtstun. Genaue Beobachtungsgabe und der Versuch, Zusammenhänge zu verstehen, gehören auch dazu.

 

GENAU HINSCHAUEN

So sollte der Gärtner oder die Gärtnerin zunächst in eine Interaktion mit dem Garten gehen. Stärker noch als in einem klassischen Garten müssen wir hier genau beobachten, welche Pflanzen sich an welchen Plätzen besonders wohlfühlen und überlegen, wie wir diese Arten sogar noch fördern können. Der erste Schritt für diese Art des Gärtnerns liegt also nicht im aktiven Tun, sondern im Sehen und Erkennen. Das kann durch einen langsamen und aufmerksamen Garten-Spaziergang erfolgen, bei dem wir unsere Gedanken schweifen lassen. Wichtig ist aber, den Garten über eine längere Zeitspanne zu betrachten, auch uns selbst dafür genügend Zeit zu nehmen und vor allem dem Garten genügend Zeit zu geben. Und das ist oft schwieriger als gedacht. Denn wir werden im Alltag permanent aufgefordert, aktiv zu sein, zu reagieren – und das schnell. Sowohl privat als auch beruflich. Im Garten funktioniert das nicht! Hier werden wir gezwungen abzuwarten!

 

Bischofskraut - Ammi visnaga 'Green Mist'
€3,90
Buntschopfsalbei - Salvia viridis 'White Swan'
€3,50
Feldrittersporn - Delphinium consolida 'QIS White'
€3,90
Großblütige Strahldolde - Orlaya grandiflora
€3,90

WACHSEN LASSEN

Und aus dieser Erkenntnis heraus kommt der zweite Schritt: Den Pflanzen die Freiheit zuzugestehen, sich dort anzusiedeln, wo es ihnen gefällt und wo ihre Lieblingsplätze sind. Dort wachsen sie dann im wahrsten Sinne standortgerecht. Und durch eine besondere Auswahl an Pflanzen, welche Dynamik als Potenzial in sich tragen, kann man diesen Prozess anstoßen, damit der „antiautoritäre Garten“ sich aus sich selbst heraus entwickeln kann. Dies spiegelt die daoistische, philosophische Haltung der Mühelosigkeit „Wu Wei“ wieder: Die wesentlichen Dinge geschehen von allein, und es ist schon viel getan, wenn wir ihnen nicht im Wege stehen. Versuchen wir doch dies vom Garten ausgehend in unser Leben eindringen zu lassen. So wie es auch im Daodejing bereits stand: „Handle nicht – und doch bleibt nichts ungetan.“

 

WASSER – DAS LEBENSELIXIER

Klimatisch hat sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert. So gibt es große Gebiete in Deutschland, in denen es zwar insgesamt deutlich weniger Niederschläge gibt, manchmal aber kurzzeitig umso stärkere Regenfälle zu verzeichnen sind. Und in anderen Regionen, vor allem im Voralpenland, regnet es sogar mehr als früher. Wasser ist das Lebenselixier schlechthin. Es ist zu kostbar, als dass wir mit ihm sorglos umgehen dürfen. Aber ganz ohne Wasser geht nichts, und das betrifft im Garten in erster Linie unsere Pflanzen. Inwieweit kann man durch sinnvolle Gartengestaltung und Pflanzenverwendung den Wasserverbrauch reduzieren? Legen wir zukunftsweisende Gärten an, müssen wir uns mit der Thematik Wasser auseinandersetzen. Dies betrifft zum einen ganz direkt den Verbrauch, aber auch die daraus resultierenden Kosten. Tägliches Wässern wird bald Geschichte sein. Und Wasser ist zu schade, um es einfach nur zum Wässern eines Rasens zu nutzen.

Zudem weiß jeder Gartenbesitzer, dass ausgerechnet das Gießen von Gartenpflanzen zum Dauerstress werden kann und viel Zeit beansprucht. Dies beginnt bei intensiver Trog Bepflanzung und endet damit, dass man sich sogar in seiner Urlaubsplanung so organisiert, dass die Blütenpracht im Garten keinen Schaden erleidet. Pflegeleicht ist das kaum. Es gibt allerdings genügend Gewächse, die auch an extreme Situationen wie Trockenheit angepasst sind. Sinnvolle Perspektiven bieten uns Pflanzen, welche ohne viel Aufsehen, mit wenig Wasser selbst an widrigen Standorten gesund wachsen: Dies sind meist unkomplizierte, natürliche Arten. Sie erhalten sich gut auch ohne großes Zutun selbst und breiten sich oftmals selbst aus.

 

ÖKOLOGISCH GÄRTNERN

Gärten, die nach ökologischen Gesichtspunkten angelegt werden, erfüllen vielfältigste Aufgaben, die wohl in Zukunft umso wichtiger sein werden. Private Räume sind immer mehr Lebensraum und Rückzugsort für Flora und Fauna, aber auch für uns. Durch die richtige Anlage, Pflanzenauswahl und die Schaffung von Gartenstrukturen leisten Gärtner einen aktiven Beitrag zum Artenschutz.

Lebendige und dynamische Pflanzenverwendung setzt einen Kreislauf voraus. Die Pflanzen, mit denen wir uns in diesem Buch beschäftigen, funktionieren nur in dieser Vernetzung: passender Standort – Blüten – Insekten – Bestäubung –Samenbildung– Verbreitung durch Vögel und andere Tiere. Und schnell erkennt man auch, welch Win-win-Situation wir damit haben: Als Gartenbesitzer erfreuen wir uns an den vielfältigsten Blüten und unterschiedlichsten Insekten wie Wildbienen oder Schmetterlingen, welche Nektar und Pollen sammeln. Bei ihrer Nahrungssuche erfolgt für sie unbemerkt die Bestäubung der Blüten, welche dann bei passender Witterung Samen ansetzen, und zwar im Überfluss. Gerne dürfen da auch Tiere zugreifen, denen diese Samen als Nahrung dienen. Sie verschleppen die Samen, lassen sie aus Versehen auch fallen oder verstecken sie. Nicht an alle werden sie sich erinnern, und so tauchen später Pflanzen an unerwarteten Stellen im Garten wieder auf. Einige Ameisenarten beispielsweise haben eine Sammelleidenschaft für Samen entwickelt und verteilen diese. Meist allerdings tragen sie sie in ihren Bau, wo sie ihnen als Nahrung dienen.

Der größte Teil aller winzigen Samen wird aber durch Wind verteilt oder sie fallen einfach direkt aus den reifen Samenständen. Deshalb finden sich oft aussamende Arten in einem überschaubaren Radius um die Mutterpflanze.

→ nächster Post: Dauerbepflanzung auf dem Balkon
← vorheriger Post: Bienenfreundliche Stauden: Herbstanemone, Schafgabe, Duftnessel & Co.

Der Inhalt aus diesem Artikel ist aus dem Buch:

Simone Kern
Der antiautoritäre Garten – Gärten, die sich selbst gestalten
Preis 19,99  Euro
ISBN 978-3-440-16218-7
Kosmos Verlag

Black Box Gardening – Gärtnern mit dem Zufall – heißt die zeitgemäße Antwort auf die neue Klimasituation. Die faszinierenden Hungerkünstler- Pflanzen dieser Gestaltungsart benötigen wenig Wasser und Nährstoffe, machen kaum Arbeit – und sie vermehren sich ganz von selbst! Wie man diese neue Philosophie praktisch umsetzen kann und was man tun muss, damit nichts verwildert, erklärt Simone Kern in ihrem Buch Der antiautoritäre Garten.



Dein Warenkorb

Dein Warenkorb ist derzeit leer.
Klick hier, um den Einkauf fortzusetzen.
Danke, dass du uns kontaktiert hast! Wir melden uns in Kürze bei dir. Danke für die Anmeldung Danke! Wir werden Dich benachrichtigen, wenn es verfügbar ist! Die maximale Anzahl von Produkten wurde erreicht. Es muss nur noch ein Produkt dem Warenkorb hinzugefügt werden Es sind nur noch [num_items) Artikel übrig, die dem Warenkorb hinzugefügt werden können