Was ist ein Sommer ohne Wicken, ohne diesen betörenden Duft, diese zarten Farben! Ach, wie gut, dass es immer irgendwo ein Stück Zaun oder einen Weidenrankobelisken gibt; zur Not spannt man einfach Strippen zwischen die drei senkrechten Stützen des Vordachs und ab geht‘s.
Wicken … eine große Familie
Wicken gehören zu den Platterbsen (botanische Gattung Lathyrus) und die zu den Schmetterlingsblütlern (Faboideae). Hauptsächlich angeboten werden Staudenwicken (Lathyrus latifolius in Arten und Sorten) und Einjährige Wicken (Lathyrus odoratus). Wie der Artname (odoratus) schon sagt, sind die Einjährigen Wicken die, die so schön duften! Die Staudenwicken kommen jedes Jahr wieder, blühen üppig und auch wunderschön, aber es gibt sie nur in wenigen Farben und leider, leider: Sie duften gar nicht. Aber sie sind toll, um hässliche Maschendrahtzäune zu verstecken, und selbst wenn sie im Topf immer so schlackerig aussehen, entwickeln sie sich im Garten ganz prima, wenn sie nur sonnig stehen und einen nahrhaften, durchlässigen Boden bekommen.
Duftgenuss und Farbenvielfalt
Die Einjährigen Wicken dagegen, sie bringen die Gärtnerin zum Träumen und Schwelgen. Allein die Farben: sanftes Zartlila, ganz dunkles Bordeauxrot, Creme, Weiß, Weiß mit lilablauem Rand, Hellrosa, Knallrot, … ach, was gibt es für eine Riesen-Auswahl! Es gibt sogar scharlachrote und apricotfarbene Sorten und welche mit Streifen und merkwürdigen Farbverläufen! Besonders in England (natürlich …) – dort gibt es eine eigene Wickengesellschaft (www.sweetpeas.org.uk) und Sorten ohne Ende. Aber auch hierzulande wird das Angebot größer! Wer sich nicht entscheiden kann, dem sei die Sorte ›Mattucana‹ empfohlen: Sie trägt zweifarbige Blüten in kräftigem Lila und Blau und duftet ganz besonders stark. Gezüchtet worden ist sie schon in den 1920er Jahren.
Schick in Schale
Das Nette an Wicken ist ihre Qualität als Schnittblume – das ist nicht die Haltbarkeit, aber sie ist so unkompliziert: Einfach abschneiden, in die Vase damit und fertig. Sie sehen immer gut aus, und das Beste ist, dass sie umso schöner und üppiger blühen, je mehr man davon schneidet! Also beherzt ernten und genießen!!
Eine frühe Anzucht lohnt sich
Im Prinzip sind Wicken im Garten pflegeleicht und dankbar. Man vermehrt sie durch Aussaat. Am besten im zeitigen Frühjahr vorziehen; wichtig ist, immer frisches Saatgut zu verwenden. Weichen Sie die Wickensamen ein, bevor Sie sie in die Erde setzen – mit lauwarmem Wasser und gerne über Nacht. Zum Vorziehen sollten Sie tiefe Töpfe oder Multi-Topf-Platten verwenden, denn die Wickenwurzeln wollen gerne schnell in die Tiefe wachsen.
Besonders praktisch dafür sind diese englischen Module, die ganz tiefe Ballen haben. Diese kann man aufklappen um den Ballen zu entnehmen, ohne die Wurzeln zu verletzen. ›Rootrainers‹ ist der Name dieser Anzuchttöpfchen. Mit der Anzucht kann im März im Frühbeet oder im ungeheizten Gewächshaus begonnen werden. Auch an einer sonnigen Wand ist ein guter Platz für die Wickenanzucht. Wenn die Wicken nun wachsen, dann kann der Haupttrieb auch mal ausgeknipst werden; sie wachsen dann schöner und können bessere Blüten produzieren. Wann der Termin zum Auspflanzen ist, daran scheiden sich die Geister: Meine Kollegin meint, wenn sie 10 cm groß sind, ich würde sagen, nach den Eisheiligen Mitte Mai. Oder etwas früher, denn ein bisschen Frost können die Pflänzchen schon ab, wenn sie nicht zu warm vorkultiviert worden sind. Hat man nun den Termin zum Vorziehen verpasst, dann bekommt man sicher Mitte Mai auch irgendwo vorgezogene Jungpflanzen (in einer Gärtnerei seines Vertrauens …) – oder man sät die Wicken halt später direkt an Ort und Stelle aus. Der Sommer-Platz für Wicken sollte humos und durchlässig sein, sie wollen sonnig oder halbschattig stehen und freuen sich über etwas organischen Dünger oder Kompost.
Wickenprobleme
Probleme bekommen Wicken (wie eigentlich jede andere Pflanze auch …) mit Schnecken und auch mal mit Blattläusen. Gegen die Schnecken helfen eigentlich nur Laufenten oder Sammeln und gegen die Läuse Brennnesselbrühe oder einfach „mit Leben“ (das geht auch wieder vorbei). Im späteren Sommer oder wenn es ganz, ganz heiß oder ganz furchtbar verregnet war, dann bekommen Wicken manchmal Mehltau. Dem kann man mit einer rechtzeitigen und guten Wasserversorgung vorbeugen.
Alle wollen hoch hinaus
Die meisten Wicken-Sorten klettern und brauchen etwas, woran sie sich festhalten können. Maschendraht kann zur Not irgendwo rumgewickelt werden, das reicht ihnen schon. Oder ein Zaun, einfach raue Strippen, Rankobelisken aus Weide, Metall, Holz oder was auch immer – die Wicken finden schon ihren Weg. Das Wichtigste ist: immer wieder schneiden, dann blühen sie umso schöner. Also ab damit und in die Vase! Wicken sehen auch in einem einfachen Wasserglas schön aus – und was man damit anderen Menschen für Freude machen kann – denn »Wicken duften immer so, wie früher bei meiner Oma …«
Passen Sie nur auf, dass die Pflanzen keine Samen ansetzen (das ist bei allen Einjährigen, egal ob Wicke oder Basilikum so: Wenn sie erst Saat ansetzen, ist es auch bald vorbei mit ihnen …). Und das kann man am Besten verhindern, indem man sie pflückt und sich überall den Duft des Sommers ins Haus holt!
TEXT: Svenja Schwedtke