Fliedertraum
Üppige Frühlingspracht mit unnachahmlichem Duft: Der Flieder ist eines der robustesten und schönsten Blütengehölze im Garten und gehört zum Mai wie Maiglöckchen und Maibowle. Deswegen durfte er früher in keinem Bauerngarten fehlen. Zartes Lila oder kräftiges Pink, weiße einfache oder auch gefüllte Blüten – der Flieder begeistert mit seinem Sortiment.

Nostalgischer Flair
Ein Fliederbusch stand vor 100 Jahren in fast jedem Garten – dann ist er ein wenig aus der Mode gekommen und wirkte vielen Gartengestaltern etwas zu altmodisch. Dank einer Reihe hervorragender, aktueller Sorten entdecken viele Gartenfreunde diesen schönen Gartenstrauch jetzt wieder neu. Dabei müssen sie nicht nur mit dem Standard-Sortiment aus gefüllten und ungefüllten Zuchtformen des Gewöhnlichen Gartenflieders (Syringa vulgaris) leben.
Sortenvielfalt
Vom Edel-Flieder gibt es mittlerweile Sorten mit deutlich verbesserten Eigenschaften: Sie sind robuster und meist etwas kompakter als die alten Sorten. Manche zeigen reizvolle Farbübergänge durch den Farbwechsel von den dunkleren Knospen zu den geöffneten Blüten. Alle Edel-Flieder-Sorten können vier bis sechs Meter hoch werden und lassen sich auch einstämmig als kleine Blütenbäume ziehen. Sie können ein sehr hohes Alter erreichen und bilden gelegentlich Ausläufer. Auch die Wildformen mit ihren feinen Blütenstrukturen spielen inzwischen eine immer größere Rolle. Dazu gehören beispielsweise Ungarischer, Persischer, Japanischer, Himalaya- und verschiedene in China vorkommende Flieder, die man im Baumarkt allerdings oft vergeblich sucht. Hierzu sollte man sich schon in gut sortierte Baumschulen begeben. Interessant daran ist, dass es kleinwüchsigere Arten gibt – gerade für kleinere Gärten sind sie die erste Wahl. Immer beliebter werden die sogenannten Preston-Hybriden (Syringa x prestoniae), eine in Kanada entstandene Kreuzung aus Bogen-Flieder und Zottigem Flieder, die nicht größer als drei Meter wird. Vorteile dieser Hybriden sind ihre Frostunempfindlichkeit, ihre sehr langen und filigranen Blüten und der etwas spätere Blühtermin im Sommer. Wer noch weniger Platz im Garten hat, sollte sich für Zwerg-Flieder wie Syringa meyeri ‘Palibin‘ oder Syringa microphylla ‘Superba‘ entscheiden. Mit nur 1,5 Meter Höhe lässt er sich sogar im Kübel halten.
Robust und Pflegeleicht
Flieder ist recht pflegeleicht und ein genügsamer Gartenbewohner, so dass Sie kein erfahrener Gärtner sein müssen, um sich an den Blüten zu erfreuen. Er braucht einen sonnigen Standort und ist tolerant bei den Bodenansprüchen, auch wenn die verschiedenen Sorten durchaus unterschiedliche Böden bevorzugen. Nur Staunässe und Verdichtung verträgt er nicht. Sandiger Boden sollte mit humusreicher Erde verbessert werden und die Triebe im ersten Jahr nach dem Pflanzen kräftig zurück geschnitten werden. Bis er sich eingewöhnt hat, braucht Flieder noch zwei bis drei Jahre. Danach ist er eine fast unverwüstliche Gartenpflanze, an der Sie lange Freude haben werden.Übrigens zählen die Flieder botanisch zu den Ölbaumgewächsen wie auch Forsythie und Liguster, was ihre weitgehende Unanfälligkeit gegen Schädlinge und Krankheiten erklärt.
Einzelgänger oder Teamplayer
Im Garten eignet sich Flieder sehr gut für die Einzelstellung. Er ist aber auch ein echter Hingucker, wenn er mit etwa zeitgleich blühenden Sträuchern wie zum Beispiel Zier-Apfel, Kolkwitzie, Duftjasmin oder Weigelie kombiniert wird. Und wer genügend Platz hat, kann sich eine Fliederhecke als Windschutz pflanzen – eine echte Augenweide während der Blütezeit im Mai, die allerdings drei bis vier Meter breit werden kann. Da die Sträucher ein dichtes Wurzelgeflecht und oft auch Ausläufer bilden, ist eine Unterpflanzung im Garten nicht einfach: Verwenden kann man verschiedene Zwiebelblumen wie Tulpen, Narzissen und Krokusse oder möglichst robuste Stauden, die auch mal Trockenheit vertragen, wie Wald-Anemone, Balkan-Storchschnabel oder Vergissmeinnicht. Hat sich bereits ein dichtes Wurzelgeflecht entwickelt, ist die Aussaat von Judassilberling oder Nachtviole einen Versuch wert.
Noch ein Tipp:
Kaufen Sie beim Edel-Flieder möglichst wurzelechte Sorten. Die durch Veredelung vermehrten Pflanzen neigen zur Ausläuferbildung aus der Unterlage und treiben lauter wilde Fliederschösslinge, die immer wieder entfernt werden müssen. Alle anderen Fliederarten werden ausschließlich „wurzelecht“ gezogen.
Wer sich den betörenden Fliederduft ins Zimmer holen möchte, schneidet sich getrost ein paar Zweige. Die Blütenzweige machen in der Vase nicht so schnell »schlapp«, wenn Sie möglichst früh am Morgen geschnitten, alle Blätter entfernt und die Zweige mit scharfem Messer schräg anschnitten wurden. Blattzweige können dann separat dazu gesteckt werden.
TEXT: Uta Göttsche
