Er ist niedlich, frisst Nacktschnecken, kommt meist erst abends zum Vorschein und hinterlässt keine störenden Häufchen: Dass der Igel die Hitliste der liebsten Gartenbesucher anführt, sei dem kleinen Streber von Herzen gegönnt. Die Zahl der nützlichen Gartenhelfer ist aber weitaus größer, als den meisten Gartenfans bewusst ist, vielleicht auch deshalb, weil viele Nützlinge ihrem Job als ehrenamtliche Schädlingsvernichter ausgesprochen diskret nachgehen. Ein Igel oder eine Amsel fällt nun mal eher auf als eine Schlupfwespe oder eine Spinne zu deren Glück bisweilen, denn mancher hilfsbereite Gartenbewohner überlebt eine Entdeckung nicht oder nur mit knapper Not. Zeit, das Misstrauen gegenüber allem, was krabbelt, kriecht und fliegt, zu überwinden! Wer sich das Gärtnern erleichtern und ganz nebenbei Raum für spannende Naturbeobachtungen schaffen möchte, sollte vielmehr ganz bewusst Nahrungsquellen und Rückzugsräume für all die wichtigen kleinen und größeren Helfer schaffen.
Ideal für Nützlinge:
Gemischte Blüten- und Wildobsthecken
Sehen attraktiv aus, locken mit Nektar, Polle und Früchten und bieten Rückzugsraum. Beispiele: Heckenrosen, Kornelkirsche (Cornusmas), Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier), Berberitze (Berberis vulgaris), Zierquitte (Chaenomeles) und Schlehe (Prunus spinosa).
Abwechslungsreich bepflanzte Beete mit Stauden und Einjährigen
Bestehende Pflanzungen auf Blühpausen prüfen und mit Arten ergänzen, mit denen die »Versorgungslücken« geschlossen werden. Auf Blumen mit gefüllten Blüten verzichten: Sie liefern keinen oder nur wenig Pollen und Nektar.
Großreinemachen verschieben
Rasen verträgt keine Blätterschicht, (nicht wintergrüne) Beetstauden hingegen sind dafür gerade im Winter ebenso dankbar wie zahlreiche Insekten. Auch trockene Blütenstängel und Ziergräser erst im Frühjahr zurückschneiden, da hier viele Nützlinge überwintern.
Totholz- und Blätterhaufen
Lose aufgeschichtete Äste, Zweige und Blätter bieten Igel, Eidechse, Blindschleiche, Erdkröte, Spinnen, Asseln sowie zahlreichen Insekten Zuflucht und Futtergründe. Auch am Boden oder in Bodennähe brütende Singvögel wie Rotkehlchen und Gartengrasmücke sind für ein bisschen »Unordnung« dankbar. Hier dürfen vielleicht sogar ein paar Brennnesseln wachsen, die für die Raupen vieler Schmetterlinge wichtige Futterpflanzen sind.
Trockenmauer
Ohne Mörtel aufgesetzte Natursteinmauern eignen sich als Gartenbegrenzung, Beeteinfassung oder zusätzliches Schmuckelement (beispielsweise als Kräuterspirale). Sie dienen Eidechsen als Sonnenplatz, Versteck und Winterquartier, bieten aber auch Nisträume für viele Insektenarten.
Teich
Zum Durstlöschen bei allen Gartenbewohnern beliebt, gleichzeitig ein attraktives Gestaltungselement. Sterile Wasserbecken (die durch steile Wände zudem oft zur Falle werden) vermeiden, stattdessen mit einer abwechslungsreichen Uferbepflanzung ein
Biotop für Libellen, Wasserläufer, Frösche und Molche schaffen. Fischbesatz erst ab 2 m2 Fassungsvermögen, sonst schnellen Algenwuchs und Pflegeaufwand in die Höhe.
Nisthilfen
Ob für Hornissen, Fledermäuse, Florfliegen, Marienkäfer oder Vögel: Anleitungen für Nist- und/oder Überwinterungskästen gibt es im Internet wie Sand am Meer, im Handel erhältliche Kästen fast ebenso viele. Gut zu wissen: Kästen oder Brutröhren aus Kunststoff schaffen ein perfektes Mikroklima für Pilze und sind deshalb ungeeignet.
Wichtig:
Hohe Erträge dank Wildbienen
In einem nützlingsfreundlichen Garten fühlen sich automatisch auch Honigbienen, Hummeln und die solitär lebenden Wildbienen wohl. Insbesondere Wildbienen sind auf aktive Unterstuützung angewiesen, denn durch Lebensraumverluste und Pflanzenschutzmittel wie die mittlerweile landläufig bekannten Neonicotinoide gingen ihre Bestände in den vergangenen Jahrzehnten rapide zurück. Diese Entwicklung ist mindestens so besorgniserregend wie der immense Rückgang an Honigbienen, denn mittlerweile ist bekannt, dass Wildbienen und Schwebfliegen die effektiveren Bestäuber sind. Bei den Mauerbienen etwa bestäubt ein einziges Weibchen je nach Art so viele Blüten wie 80 bis 300 Honigbienen! Insektenhotel bauen Eine einfache Nisthilfe besteht aus einem unbehandelten, etwa 10 cm dicken Scheit aus Buchen-, Eichen- oder Obstbaumholz. So tief, wie der Bohrer lang ist, werden Löcher mit einem Durchmesser von meist 3, 4 und 6 mm, seltener 8 und 10 mm in das Holz gebohrt – jeweils im Abstand von 2 cm, damit das Holz nicht reißt. Eingänge sorgfältig abschmirgeln, Holzstaub ausklopfen, fertig.
Alle Texte in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Mascha Schacht
Praxiscoach Pflanzenschutz – Das perfekte Rundum-Infopake
ISBN 978-3-8354-1542-3
Preis: €(D) 16,99 / €(A) 17,50 / sFr 24,50
Verlag: BLV Buchverlag
So einfach wie möglich, so wirksam wie nötig: Mascha Schacht vermittelt in ihrem Buch alles Wichtige zum Pflanzenschutz. Anhand konkreter Pflanzenkrankheiten zeigt sie, wie die Ursachen ermittelt werden und wie sich die Krankheit bekämpfen lässt. Dabei zeigt sie auch Relax-Methoden zum Vorbeugen und Notfall-Maßnahmen im Akutfall. Tabellen, Grafiken und Checklisten sorgen für schnellen Info-Zugriff.